Ödland - Thriller
kostenlose Wasser anstehen. Diejenigen, die ihren Teil bekommen haben, machen sich mit vorsichtigen Schritten auf den Heimweg, um nur ja keinen Tropfen zu verschütten; aber sie strahlen, weil ihnen das Leben wieder neu geschenkt wurde.
Schließlich parkt der Daewoo am Eingang des Militärlagers. Die Ankömmlinge werden mit einem Glas frischen Wassers begrüßt. Fuller trinkt ohne großes Getue aus dem Gemeinschaftsbecher. Seine Hände zittern, und in seinen Augen stehen Tränen. Ein hochgewachsener, schlanker, sehr gut gekleideter Schwarzer tritt auf ihn zu. Er sieht aus wie ein junger Intellektueller. In seiner Begleitung befindet sich eine blonde, sonnengebräunte, Fuller unbekannte Frau in Shorts und T-Shirt, die ihn in ziemlich überheblichem Ton anspricht.
»Nun, Mr. Fuller, ist Ihre Reise zu Ihrer Zufriedenheit verlaufen? Hat Ihnen die kleine Sightseeingtour gefallen?«
Fuller weiß nicht, was er darauf erwidern soll. Er gibt sich damit zufrieden, mit feuchten Augen und einem dicken Kloß im Hals langsam den Kopf zu schütteln.
»Antworte«, drängt Rudy. »Es ist irgendwie anders als Paradise Island, nicht wahr?«
»Also ... ich wusste wirklich nicht ... dass es so schlimm ...«, presst Fuller schließlich hervor.
»Ach, tatsächlich nicht?«, mokiert sich Laurie. »Mr. Fuller, arme Menschen zu bestehlen ist kein Vergehen, sondern ein Verbrechen. Ich hoffe, das ist Ihnen inzwischen klar geworden. Was glauben Sie wohl, wie viele Menschen Ihrer Habgier zum Opfer gefallen wären, wenn Sie den Wasserfund für sich beansprucht hätten?«
»Ich weiß es nicht. Die Einwohnerzahl des Landes ist mir nicht bekannt.«
»Weil Sie sich gar nicht erst informiert haben! Es sind etwas mehr als zehn Millionen, ohne diejenigen, die bereits gestorben sind - also nochmals etwa die Hälfte. Aber diese Zahlen werden in Ihren Abrechnungen nicht erfasst, oder? Was bedeuten Ihnen schon zehn Millionen Schwarze, die in einem der ärmsten Länder der Welt vor sich hin vegetieren? Die kann man getrost vernachlässigen, nicht wahr? Sie rentieren sich nicht. Aber die Pools in den Enklaven von Kansas zu füllen, das rentiert sich!«
Laurie ist so aufgebracht, dass ihre Stimme zittert und ihre Augen Blitze sprühen. Abou steht bewundernd und von Liebe überwältigt in ihrer Nähe, darf sie jedoch nicht berühren, denn er ist im Dienst. Er hat den Auftrag, Fullers Gewahrsam im Lager zu überwachen. Abou wirft seinem Bruder Moussa einen stolzen Blick zu, den dieser jedoch nicht wahrnimmt, weil er damit beschäftigt ist, Fuller mit einer Mischung aus Widerwillen und Neugier zu beobachten.
»Ehrlich gesagt dachte ich dabei nicht unbedingt an die Pools von Kansas ...« Anthony unterbricht sich, seufzt, fährt sich mit seiner staubigen Hand über das Gesicht und fährt mit gefestigter Stimme fort, als habe er soeben einen Entschluss gefasst. »Hören Sie, meine Dame, und auch Sie, Rudy. Hören Sie mir alle gut zu!« Erwartungsvolles Schweigen breitet sich aus. »Es ist richtig, dass ich, als ich diesen Wasserfund ausbeuten wollte, der rechtmäßig mir zustehen sollte, nichts über die Zustände in diesem Land wusste. Es ist richtig, dass man mich nicht ausreichend informiert hat. Es ist aber ebenfalls richtig, dass es mir egal war. Ich nahm nur meine eigene Wirklichkeit zur Kenntnis - mein Land, das ebenfalls verdurstet, das Vieh, das zu Tausenden elend zugrunde geht, Felder, die austrocknen, und eine Wirtschaft, die in die Rezession abdriftet. Doch jetzt habe ich gesehen, was sich hier abspielt, und mir fehlen die Worte. Im Vergleich zu Burkina Faso ist Kansas eine blühende Landschaft und hat Wasser im Überfluss. Daher habe ich mich zu dem Entschluss durchgerungen, dass ich Ihnen diesen Wasserfund nicht nur ohne Vorbehalt als Ihr Eigentum zugestehe, sondern dass ich Ihnen auch helfen möchte, ihn zu erschließen. Ich besitze Tochtergesellschaften, die sich mit Bohrung, Wasserversorgung und -verteilung beschäftigen. Innerhalb weniger Monate könnte ich im gesamten Land ein funktionierendes Wasserleitungsnetz aufbauen. Und glauben Sie nicht, dass ich das tun würde, um Sie auszubeuten. Himmel, nein! Ich würde es tun, weil Sie es brauchen und Resourcing in der Lage ist, es zu liefern. Und um stolz darauf zu sein, wenigstens einmal in meinem Leben eine hilfreiche, uneigennützige Tat vollbracht zu haben, ohne ausschließlich an meinen Profit zu denken. So, das war schon alles. Jetzt können Sie mit mir machen, was Sie wollen«, endet er
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