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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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»Du wirst sterben, Vater.« Jedes Mal schreckt Anthony mit wild pochendem Herzen von seinem Lager hoch, sucht nach Licht, das es hier nicht gibt, und nach einer Tranxen oder Calmoxan, die er nicht mehr besitzt. Anschließend kann er nicht wieder einschlafen und ist nicht sicher, ob er nicht vielleicht doch geschlafen und geträumt hat.
    Wenn er noch lange in der Unsicherheit ausharren und in diesem Loch kauern müsste, dann würde er wirklich wahnsinnig - das weiß Fuller ganz genau. Aber vielleicht ist das ja gerade die Absicht dieses verfluchten Wikingers, der ihn entführt hat, und seiner Chefin im Boubou. Vielleicht wollen sie sich auf afrikanische Weise rächen, indem sie ihn zuerst mit einer Maske verzaubert und dann in ein finsteres Verlies geworfen haben? Und was kommt danach? Das Zerrbild einer Gerichtsverhandlung in Masken? Wird man ihn verhexen? Ihn langsam Stück für Stück töten? Nun, das würde ihnen nicht gelingen. Die Regierung der Vereinigten Staaten, die NSA oder seine Partner von Resourcing werden einschreiten und ihn befreien, so viel ist sicher. Irgendwann jedenfalls. Man steckt nicht den Vorstandsvorsitzenden eines der größten ww-Konzerne ins Gefängnis wie einen gewöhnlichen Hühnerdieb! Der gesamte Westen dürfte entrüstet aufgeschrien haben, und diese Maskeradenpräsidentin wird sich über kurz oder lang beugen müssen, sonst wird man sie zerquetschen wie eine Wanze! So wäre es gerecht, logisch und normal. Und wenn er endlich wieder frei wäre, würde Fuller ihr nicht nur den gesamten Süßwasserfund abpumpen, sondern ihr Scheißland in eine Wüste verwandeln. Soll sie doch krepieren, die bösartige Schlampe! Sollen sie doch alle krepieren!
    Immer mit der Ruhe, Anthony. Immer mit der Ruhe! Du hast kein Calmoxan, du lässt dich also besser nicht auf einen Anfall ein . Er setzt sich auf seine Pritsche, legt die Hände auf die Knie und bemüht sich, die spärliche, überhitzte Luft tief einzuatmen, ohne auf die Gerüche zu achten. Eine kalte Dusche wäre jetzt genau das Richtige, aber er bekommt ja nur einen halben Eimer moderiges Wasser pro Tag.
    Im Flur sind Schritte zu hören. Echte Schritte! Schlüssel klirren, und das Schloss schnappt auf. Der Gefängniswärter streckt sein Gorillagesicht in die Zelle.
    »Los, Fuller. Sachen mitnehmen und mitkommen!«
    »Werde ich endlich freigelassen?«
    Er erhält keine Antwort, hat aber auch nicht damit gerechnet. Der Wärter ist ungefähr so gesprächig wie der Vorsitzende eines Taubstummenkongresses. Fuller wird durch lepröse Flure und einen in der sengenden Hitze bratenden Hof in das Büro des Gefängnisdirektors geführt. Außer dem Direktor - es ist derselbe, mit dem Laurie erst vor wenigen Tagen zu tun gehabt hat - befinden sich noch ein Sergeant und dieser Mistkerl von Rudy im Zimmer. Fuller spürt, wie seine Anspannung sofort steigt. Am liebsten würde er Rudy an die Gurgel gehen, hält sich aber zurück. Der Soldat ist bewaffnet, und der Wärter könnte ihm mit einer einzigen Ohrfeige den Kopf von den Schultern reißen.
    »Sie schon wieder!«, knurrt er. »Was wollen Sie denn dieses Mal?«
    »Sie zu einem Ausflug mitnehmen«, antwortet Rudy.
    Fuller zieht misstrauisch die Augenbrauen zusammen. Rudy wendet sich an den Direktor und bittet ihn mit einer Geste, das Reden zu übernehmen. Der Direktor setzt eine altmodische Brille auf und liest ein Dokument vor.
    »Gemäß dem Beschluss der Ministerrunde vom 23. Dezember verfüge ich die vorläufige Überführung von Mister Anthony Fuller nach Kongoussi zum Zweck des Besuchs der Bohrstelle und der Kenntnisnahme der Lebensumstände der Bewohner. Die Überführung findet in bewachten Militärfahrzeugen statt. In Kongoussi wird Mr. Fuller in der Garnison des 4. Infanterieregiments untergebracht, und zwar gemäß den für Offiziere vorgesehenen Bedingungen. Gezeichnet: Aissa Bamory, Justizministerin und Siegelbewahrerin.« Der Gefängnisdirektor hebt den Kopf und schiebt die Brille auf die Stirn. »So! Wenn Sie bereit sind, Mr. Fuller, können Sie sofort abreisen.«
    »Ich bin überhaupt nicht bereit«, raunzt Fuller. »Ich will endlich duschen.«
    »Ich fürchte, das ist nicht möglich«, erklärt der Direktor, bricht ab, denkt nach und fügt hinzu: »Angesichts Ihres Standes und um Ihnen zu beweisen, dass wir wirklich keine Wilden sind, stelle ich Ihnen einen Eimer Wasser aus meinem eigenen Vorrat zur Verfügung. Sie können sich in meinem Bad erfrischen.«
    »Zu gütig«, faucht Anthony.
    Der

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