Ödland - Thriller
leise.
Das Publikum, das hauptsächlich aus Soldaten und einigen neugierig herbeigeeilten Arbeitern besteht, sieht sich zunächst verdutzt an, ehe jemand zögernd zu klatschen beginnt und eine Welle von Applaus ins Rollen bringt. Sogar Moussa applaudiert. Anthony hebt den Kopf, lächelt stolz und lässt bewusst eine Träne herabkollern, die sich in seinem Augenwinkel gebildet hat.
»Sehr gut, Fuller! Wirklich gut!«, lobt Rudy. »Eine tolle Rede, flammend, ehrlich und fähig, die Massen zu begeistern. Nicht schlecht für eine Improvisation.« Fuller dreht sich selbstzufrieden zu Rudy um. »Aber leider glaube ich Ihnen keine Sekunde. Wer so verdorben ist, ändert sich nicht innerhalb einiger Stunden. Bringt ihn fort!«
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An diesem Abend beschließt Moussa, über Nacht auf der Baustelle zu bleiben, weil er noch sehr viel zu tun hat. Erstens muss er seine gesamte Dokumentation zusammensuchen und die Dateien auf den mitgebrachten Quantum Physics übertragen, weil Abou seinen eigenen Computer zerschossen hat, und zweitens hat eine der Pumpen wegen zu hohen Drucks den Geist aufgegeben, und er muss daher seine gesamten Berechnungen noch einmal überprüfen. Rudy hat es ebenfalls vorgezogen, im Militärcamp zu nächtigen, weil er Fuller noch »ein paar Würmer aus der Nase ziehen« will, doch Laurie hat sein komplizenhaftes Augenzwinkern sehr wohl zur Kenntnis genommen. Und so sitzen an diesem Abend nur sie und Abou in dem kleinen grauen Dienstwagen, in dem sie Abou nach der Arbeit nach Hause bringt.
Unterwegs unterhalten sie sich über Fullers anregende Rede. Genau wie Rudy glaubt auch Abou nicht an Fullers guten Willen. »Dieser Mann ist in tiefster Seele schlecht. Das spüre ich.« Laurie ist unschlüssig. Sie hätte Fuller gern auf die Probe gestellt und ihm einen schriftlich festgelegten, hieb- und stichfesten Vertrag zur Partnerschaft mit der Obersten Wasserbehörde von Burkina Faso vorgelegt.
»Er verfügt über die entsprechende Logistik und eine Technologie, die schwierig zu bekommen und extrem teuer ist, selbst wenn man sie aus China bezieht«, argumentiert sie. »Sollte er sie tatsächlich kostenlos zur Verfügung stellen, wäre es ein deutlicher wirtschaftlicher Fortschritt gegenüber dem alten Versorgungsnetz, das mit Sicherheit einige Lecks hat.«
»Es gibt ein Sprichwort, das lautet: ›Wenn du die Schlange am Schwanz ziehst, beißt sie.‹ Vielleicht ist Fuller ja heute sogar ehrlich gewesen. Aber sobald er die Hand auf dem Wasserhahn hat, wird er sich unsere Oberste Wasserbehörde mit Haut und Haar einverleiben, und dann ist er es, der die Rechnungen verschickt.«
Laurie verteidigt ihren Standpunkt eher lasch, denn im Grunde weiß sie längst, dass Rudy und Abou recht haben - ein Mensch, der von frühester Kindheit an daran gewöhnt ist, dass sich alles, was er berührt, in Dollars verwandelt, wird nicht wie durch ein Wunder plötzlich zum Menschenfreund, selbst wenn er mit seinen schicken Burton-Schuhen durch die bitterste Not gestapft ist. Eine wirklich positive Veränderung seiner Persönlichkeit könnte man wohl erst nach geraumer Zeit feststellen, allerdings hat Laurie keine Ahnung, wie es mit Fuller weitergehen soll. Sicher wird man ihn vor Gericht stellen, aber was dann?
Im Übrigen spürt sie, dass das Gespräch mit Abou eher oberflächlich dahinplätschert, weil sie sich beide bemühen, die Gefühle im Zaum zu halten, die sich in Seitenblicken, Herzklopfen, flüchtig gestreiften Händen und Hitzewallungen äußern. Seit Laurie und Abou an jenem schönen Tag der Befreiung zueinanderfanden, haben sie sich zwar schon oft umarmt und geküsst, abends jedoch hat Laurie den jungen Mann vor seiner Haustür abgesetzt und Zuflucht bei Étienne und Alimatou gesucht, wo sie sich jede Nacht gestreichelt und dabei an Abou gedacht hat. An diesem Abend aber - es ist der vierte - spürt sie, dass es anders ablaufen wird. Zwischen ihnen herrscht eine starke erotische
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