Ödland - Thriller
Inc.
Kansas City (KS), am 25.10.2030
»Markus?«
»Guten Abend, Laurie. Wie geht's?«
»Ich habe gerade erfahren, dass du Yann rausgeschmissen hast. Was ist passiert?«
»Stimmt. Aber es ging einfach nicht anders. Hast du gesehen, was er getan hat?«
»Ich habe gar nichts gesehen. Was, zum Teufel, hat er verbrochen?«
»Er hat ein geklautes Satellitenfoto auf die Website von SOS gestellt. Ein Bild, das eine als hoch geheim eingestufte Ressource zeigt. So etwas ist absolut illegal.«
»Meine Güte, ist das wirklich so schlimm, dass du ihn gleich entlassen musst? Illegale Bilder gibt es im Internet doch zu Tausenden.«
»Schon, aber dieses stammte von einem Satelliten von GeoWatch. GeoWatch aber ist eine Tochter der Resourcing, und die Resourcing wiederum geht nicht gerade zimperlich mit Leuten um, die ihr in die Parade fahren. Ihre Anwälte haben schon Kontakt mit mir aufgenommen; außerdem bin ich von NetSurvey verhört worden. Ich wurde gezwungen, das Bild umgehend zu löschen und meinen Webmaster zu entlassen. Als Verantwortlicher riskiere ich eine strafrechtliche Verfolgung und einen Prozess, und so etwas kann sich SOS nicht leisten, Laurie.«
»Meinst du etwa, Yann kann sich den Verlust seines Arbeitsplatzes leisten? Du schickst ihn ins Verderben, Markus! Hast du auch nur eine Sekunde daran gedacht?«
»Aber was soll ich denn sonst tun, Laurie? Immerhin gibt es Gesetze, an die ich mich halten muss. SOS darf auf keinen Fall einen Prozess riskieren.«
»Ach ja, du musst dich also an Gesetze halten! Und was ist mit deiner Zeit bei Greenpeace? War es damals etwa nicht illegal, sich mit Zodiac-Booten den Walfängern in den Weg zu stellen, auch wenn inzwischen keine Wale mehr gefangen werden dürfen?«
»So etwas habe ich nie getan. Ich war für die Kommunikation zuständig.«
»Egal. Du warst Mitglied in einer Organisation, die ganz bewusst Risiken einging. Die im Notfall auch mal ein Gesetz missachtete und es mit Atomkraftbefürwortern und Ölkonzernen aufnahm. Aber inzwischen ist aus dir wohl leider ein verknöcherter Bürokrat geworden. Du versteckst dich hinter deiner Rolle als Leiter von SOS, gehst vor den erstbesten Mr. Smith und Mr. Jones in die Knie und wirfst wegen eines simplen geklauten Satellitenbildes deinen besten Webmaster raus! Was war auf dem Bild eigentlich zu sehen?«
»Ein unterirdischer See in Afrika. Genauer gesagt in Burkina Faso. Ein wahrer Segen für das Land.«
»Und du hast es gelöscht! Bravo, Markus. Was bist du? Der Sklave von GeoWatch?«
»Ich habe deine Beleidigungen satt, Laurie. SOS arbeitet dafür, dass Dummheiten, wie dein Bruder sie gemacht hat, nicht vorkommen. Außerdem kann ich dir verraten, dass das Bild schon beim richtigen Empfänger gelandet ist. Die Präsidentin von Burkina Faso hat mir eine E-Mail geschickt, in der sie die Hilfe von SOS bei der Förderung des Grundwassers angefordert hat. Ich habe ihr bereits Bohrmaterial und Unterstützung zugesagt.«
»Nett von dir, Markus. Und du bist ganz sicher, dass das nicht illegal ist?«
»Hör auf, dich lustig zu machen. Schließlich bist du die zugesagte Unterstützung.«
»Wie bitte?«
»Du fährst nach Burkina. Sobald ich den Lkw und das Material zusammenhabe, rufe ich dich an. Du hast doch gesagt, dass du dich nach Sonne und Wärme sehnst, oder?«
»Schon, aber ich habe nicht die geringste Ahnung von Bohrungen.«
»Du bist die Einzige, die übrig ist, Laurie. Alle anderen sind noch in Holland.«
»Aber ich kann keinen Lkw fahren.«
»Dir wird schon irgendwas einfallen. Ich kümmere mich um die Ausrüstung, deine Aufgabe ist es, Personal zu besorgen. Wie wäre es zum Beispiel mit deinem Bruder? Er würde ebenso Gehalt und Spesen bekommen wie du.«
»Erstens habe ich keine Ahnung, wo er ist - zu Hause offenbar nicht. Außerdem wäre eine Reise nach Burkina für ihn ungefähr das Gleiche, als würde ich ihm vorschlagen, zum Mars zu fliegen.«
»Tu, was du willst, aber tu es schnell. Die Zeit drängt. Ich habe der Präsidentin von Burkina deine E-Mail-Adresse gegeben. Hat sie sich nicht bei dir gemeldet?«
»Ich habe noch nicht in meine Mailbox geschaut.«
»Das solltest du schnellstens nachholen. Sie verlässt sich auf dich, Laurie. Vielleicht kannst du ihr Land retten. Ich melde mich später wieder.«
Raubvögel
Fühlen Sie sich isoliert? Sind Sie Aggressionen ausgesetzt? Wurden Sie schon einmal das Opfer von Gesindel?
Lassen Sie sich nichts mehr gefallen! Reagieren Sie! Verteidigen Sie sich!
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