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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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alles mit ihrem brennenden Atem versengt.
    Kaum zu glauben, denkt Étienne beim Anblick eines alten Bewässerungsrohrs, das vom Wüstenwind zerfressen vor seinen Füßen aufragt, dass hier früher einmal Hirse, Mais, Zucchini, Tomaten, Okra und grüne Bohnen wuchsen. Kongoussi galt in vergangenen Zeiten als Hauptstadt der grünen Bohnen, die bis nach Europa exportiert wurden. Ende Oktober begann man mit der Ernte - so jedenfalls hat es Étiennes Großvater erzählt, der das Goldene Zeitalter noch erlebt hat und mit dem Export sehr reich wurde. Jetzt gibt es keine Ernte mehr - nur noch Hunger. Der sehnsüchtig erwartete Winterregen ist nicht gefallen, einige zaghafte Saatversuche haben keinen Erfolg beschert, und die Trockenzeit hat sich ebenso dürr angekündigt wie im letzten Jahr.
    »Bald wird alles anders, Étienne«, verspricht sein Beigeordneter Alpha Diabaté und legt ihm tröstend eine Hand auf den gebeugten Rücken. »Es wird wieder Wasser geben. Unser Wohlstand kehrt zurück. Wir werden Hirse und Sorghum, Tomaten, Salat und grüne Bohnen anbauen, und die Viehherden werden ausreichend zu trinken haben. Und unsere grünen Bohnen werden die besten in ganz Westafrika sein. Ganz bestimmt!«
    Étienne nickt langsam. Es rührt ihn, wie Alpha sich bemüht, ihn aufzurichten. Eigentlich sollte seine Laune seit der Entdeckung des unterirdischen Sees erheblich besser sein, doch er befürchtet, dass es noch Wochen, wenn nicht Monate dauern wird, ehe tatsächlich wieder Wasser aus Kongoussis Hähnen fließt. Monate, in denen seine Landsleute weiter leiden und viele von ihnen sterben werden. Monate, in denen aus allen Himmelsrichtungen Fremde wie Heuschrecken einfallen werden, weil die Nachricht vom Wasserfund sie anzieht wie ein Misthaufen die Fliegen. Die Stadt wird nicht mehr sicher sein; es wird Krawalle, Gewalt und Tote geben. Schon bald wird er die Situation kaum noch beherrschen können, denn bereits jetzt ...
    Der Bürgermeister betrachtet das Gebiet des ehemaligen Sees. Die trübselige Ebene aus Sand und aufgesprungenem Lehm dehnt sich weit nach Norden aus. Sie sieht aus wie eine ausgestreckte Wüstenzunge, die schon an den Vororten von Kongoussi leckt. Selbst auf die große Entfernung kann er Hunderte winziger Gestalten erkennen, die unter der bleiernen, von einer permanenten Staubwolke gefilterten Sonne fieberhaft graben. Überall entstehen Sandhaufen, die inzwischen bereits eine beachtliche Höhe aufweisen. Das Szenario erinnert an einen Goldrausch - nur dass dieses Gold hier flüssig und lebensnotwendig ist und dass die Leute es nicht finden werden, denn es liegt in einer Tiefe von 250 Metern. Um es zu fördern, braucht man eine Ausrüstung, die selbst die Oberste Wasserbehörde nicht besitzt und die die Präsidentin aus Europa angefordert hat. Doch niemand schert sich darum. Das Wasser ist da, und die Menschen glauben, man brauche nur danach zu graben.
    »Was sollen wir bloß tun, wenn demnächst Tausende von Fremden mit Hacken und Schaufeln hier anrücken und graben wollen? Und wenn sie schließlich kapieren, dass es nicht funktioniert und dass das Wasser nicht einfach so hervorsprudelt, wenn man ein bisschen buddelt? Wie sollen wir damit fertig werden, wenn sie protestieren und behaupten, dass wir sie belogen und betrogen haben?«
    »Bist du jetzt nicht ein bisschen zu pessimistisch, Étienne? Die Leute sind schließlich nicht...«
    Alpha Diabaté wird unterbrochen. Das Handy des Bürgermeisters meldet sich mit einer Marimbaweise. Étienne zieht es aus der Brusttasche seines verschwitzten Hemdes und meldet sich.
    »Hallo? Mit wem habe ich die ...? Oh, guten Morgen Herr General. Wie geht es Ihnen? ... Und der Frau Gemahlin? ... Ganz gut, vielen Dank. Sagen wir, es muss ... Ich höre ... Was? ... Aber ich ... Wie viele, sagen Sie? ... Hundertfünfzig? Ja, aber wie ... Wie bitte? Morgen? ... Aber ... aber ... wie soll ich denn ... Natürlich, Herr General. Ich ... ich werde mein Bestes tun ... Einverstanden. Dann also bis morgen.«
    Mechanisch steckt Étienne sein Mobiltelefon wieder in die Tasche. Mit abwesendem Blick starrt er auf den ausgetrockneten See und die ameisenemsigen Grabungen, die sich in der Ferne abspielen.
    »Was ist los, Étienne? Schlechte Nachrichten?«
    »General Kawongolo kommt morgen mit einer hundertfünfzig Mann starken Abteilung nach Kongoussi«, erklärt der Bürgermeister mit matter Stimme.
    »Na siehst du«, lächelt Alpha, »da hast du doch die Lösung deines Problems! Du solltest

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