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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Ein Lichtkegel erhellte plötzlich die Dunkelheit.
    «Immer ganz nützlich», murmelte er. «Wenn ich mich in einem neuen Objekt umsehen muss, das wir vielleicht in den Katalog aufnehmen wollen.»
    Merz kniff die Augen zusammen und sah, dass es sich um einen Kugelschreiber handelte, dessen hinteres Ende eine Taschenlampe war.
    Er sah einen schmalen Gang, der Boden übersät mit Dingen, über deren Herkunft er nicht nachdenken wollte.
    Der Lichtpunkt wanderte die Wände entlang, dann über die Decke.
    Sie war niedrig, ebenfalls aus Holz. Merz hätte sie mit ausgestreckter Hand berühren können.
    Doch um nichts in der Welt würde er das tun. Morsche Bohlen. Er entdeckte fingerbreite Lücken und Risse und konnte nicht begreifen, was das Erdreich überhaupt daran hinderte, in den unterirdischen Gang einzudringen.
    Ein Gang.
    «Das Bergwerk», flüsterte Merz.
    Dennis sah ihn fragend an.
    «Ein Bergwerk ? Mitten in Hamburg?»
    «Nein.» Mit der Zunge fuhr sich Merz über die Lippen: rau und spröde, sein Mund noch immer wie ausgetrocknet. «Nein, nicht mitten in Hamburg. Aber in den Schwarzen Bergen ist zwischen den Kriegen Kohle abgebaut worden. Nur ein paar Jahre lang. Man hat die Mine wohl schnell wieder aufgegeben, nachdem man …»
    Er brach ab, und einen Moment lang kam ein Lachen aus seinem Mund, das sich selbst in seinen eigenen Ohren irre anhörte.
    «Nachdem man auf der ursprünglichen Sohle, auf dreizehn Metern Tiefe, nichts mehr gefunden hat, hat man es noch einmal probiert: auf siebzehn Metern diesmal. Aber auch das ohne Erfolg. Ich dachte, die Stollen wären seit Jahrzehnten eingestürzt, aber …»
    Wieder brach er ab.
    «Mein Gott», murmelte er.
    «Merz?» Dennis klang alarmiert.
    «Alles in Ordnung.» Diesmal stimmte es tatsächlich. Seine Gedanken überschlugen sich. Er hatte keine Zeit für Angst. «Die Kellerräume sind Marius’ Zuflucht, wenn er krank ist.»
    «Marius geht hier runter?» Dennis sog den Atem ein. «Er weiß von Folkmar, von …»
    «Nein», murmelte Merz. «Das kann ich mir nicht vorstellen. Er hat mich irgendwann mal eingeladen, mir seine Räume anzusehen, aber …»
    Dennis hob die Augenbrauen.
    «Wir hätten den Aufzug nehmen müssen», erklärte Merz. «Einen anderen Aufzug, aber eben doch …» Er schüttelte den Kopf. «Wahrscheinlich sind die einzelnen Abschnitte voneinander getrennt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Marius hier drin, aber …» Er holte Luft. «Es gab einen Ausgang. Das hat jetzt nichts mit Marius zu tun, aber früher konnte man die Mine von den Bergen aus betreten. Der Zugang ist angeblich längst eingestürzt, aber das Gleiche gilt ja angeblich für die Stollen. Wenn nun auch der Eingang noch existiert …»
    «Hannah», flüsterte Dennis. «Alle haben uns erzählt, dass sie das Gelände niemals betreten hat. Wie auch? Der Sturm hatte die Zufahrt blockiert. Aber wenn es einen dritten Zugang gibt, der nicht zum Anwesen führt, sondern hierher ?»
    Langsam drehte er sich einmal im Kreis. Der Lichtkegel fing unterschiedliche Abschnitte des bröckelnden Stollens ein.
    «Folkmar kann an der Schranke auf sie gestoßen sein», sagte er leise. «Durch Zufall womöglich. Er hat sie betäubt, hier reingeschleppt, und anschließend konnte er jederzeit wieder raus und in aller Ruhe ihren Wagen wegbringen.»
    Merz nickte ruckartig. So musste es gewesen sein.
    Doch heute Nacht würde Folkmar diesen Weg nicht wählen.
    Nicht, solange Hannah am Leben war.
    Dennis hob die Taschenlampe. Vom Fahrstuhl aus zog sich der Stollen nach links und rechts. Er leuchtete in die eine, dann in die andere Richtung.
    Auf beiden Seiten war zu erkennen, dass sich der Gang nach einigen Schritten verzweigte.
    Die Männer schwiegen, lauschten in die Dunkelheit.
    Nichts. Nur ein unterdrücktes Rascheln. Merz hatte keinen Zweifel, dass die verfallenen Gänge noch andere Bewohner hatten als Justus und seine Gefangene.
    «Vielleicht ist er gar nicht bei ihr», murmelte Dennis. «Wenn er den Kontakt mit dem Studio über ein Mobilgerät hält, kann er überall sein.»
    Merz nickte stumm. Folkmar konnte hinter der nächsten Ecke auf sie warten – in dieser oder in der anderen Richtung.
    Und er konnte sich nicht vorstellen, dass der Mann unbewaffnet war, nach allem, was er getan hatte.
    Dennis setzte sich in Bewegung – nach links.
    Merz warf einen letzten Blick in die verrostete Aufzugkabine. Elektrizität. Die flackernde Glühlampe in der Deckenverkleidung. Eine Zuflucht. Mit

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