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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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dass ich keinem von ihnen etwas aufbürden würde, das zu leisten ich nicht auch persönlich bereit bin.»
    «Sie meinen …», hakte der Moderator ein. «Überstunden? Nachtdienste? Unangenehme … Aufgaben? Das Überbringen von Todesnachrichten?»
    Albrecht nickte, besann sich im selben Moment aber darauf, dass die Fernsehzuschauer ihn lediglich hören konnten.
    «Auch das», sagte er. «Und tausend Dinge mehr. Ich habe immer Vertrauen in die Professionalität meiner Mitarbeiter gehabt und darin, dass sie sich nicht von unangebrachten Gefühlen oder … persönlichen Verwicklungen leiten lassen würden. Und dasselbe Vertrauen konnten sie auch in mich haben.»
    Er holte Luft.
    «Bis gestern», sagte er. «Gestern habe ich dieses Vertrauen missbraucht.»
    ***
    Für gewöhnlich verspürte Joachim Merz einen gewissen Stolz auf seinen körperlichen Allgemeinzustand.
    Rund um die Alster in weniger als siebenundzwanzig Minuten – doch das war etwas, das er für sich allein tat und von dem nur wenige Menschen wussten. Wenn er dagegen zu einem Gerichtssaal im siebten Stock die Treppen wählte und dabei oft genug noch vor seinen Begleitern, die den Aufzug genommen hatten, oben eintraf, waren ihm anerkennende Blicke sicher.
    Und doch gab es noch einen weiteren Grund.
    Merz verabscheute Aufzüge und jede Art von engen Räumen, die er nicht ohne weiteres verlassen konnte.
    Im Alltagsleben gelang es ihm in der Regel, diesen unerfreulichen Umstand beiseitezudrängen. Meistens war er ihm gar nicht richtig bewusst.
    Anders allerdings in diesem Augenblick, als sich der Fahrstuhl ruckend in Bewegung setzte.
    Ein kratzendes, schabendes Geräusch ertönte. Der Antriebsmechanismus war zu laut, viel zu laut. Das einzige Licht kam von einer in die Deckenverkleidung eingelassenen, unruhig flackernden Glühlampe.
    Merz spürte den Blick von Hannahs Ehemann auf sich.
    «Ist wirklich alles in Ordnung?»
    Merz antwortete nicht.
    Der Aufzug bewegte sich unwillig. Dennis hatte die Siebzehn gedrückt, die tiefste Ebene.
    Eine Erschütterung ging durch die Kabine. Der Anwalt stolperte und stützte sich an der Wand ab.
    Im Bedienfeld leuchtete die Dreizehn auf, ohne dass die Türen sich öffneten.
    Nervös huschte sein Blick über die stählernen Wände. Aber es gab nichts, um sich daran festzuhalten. Nicht einmal für die Augen.
    Ein Rucken, noch heftiger als zuvor.
    Im nächsten Moment glitten die Türen mit einem vernehmlichen Schaben zur Seite.
    Der Geruch, den sie schon beim Einstieg wahrgenommen hatten, war jetzt viel deutlicher, fast betäubend. Es roch nach Erde.
    Das funzelartige Licht aus der Aufzugskabine reichte kaum zwei oder drei Meter weit, wurde von einer Wand verschluckt, die keine echte Wand war.
    Merz machte einen Schritt aus der Kabine, wie ein Seemann, der nach monatelanger Fahrt unsicher an Land taumelt.
    Doch es war kein Land.
    Es war eine neue, eine andere Enge und Dunkelheit.
    Mühsam holte er Atem.
    Luft. Es gab Luft hier unten. Sie schmeckte stickig, dünn, auf eine schwer zu beschreibende Weise ekelhaft. Als wäre ganz in der Nähe irgendwas gestorben.
    Hannah.
    Nein, Unsinn. Hannah war vor wenigen Minuten noch am Leben gewesen, und sie konnte unmöglich in so kurzer Zeit …
    Denk nicht an dich ! Du kannst es nicht sehen, aber wo immer du bist, dieser Gang führt irgendwohin.
    Zu Hannah.
    Denk an Hannah!
    Zögernd begann sich seine Atmung zu beruhigen, doch er spürte, dass er nur eine Handbreit von einer neuen Panik entfernt war, einer neuen …
    «Merz?»
    Er blickte auf. Dennis stand über ihm.
    Merz konnte sich nicht erinnern, wann er in die Hocke gesunken war, die Hand in die morsche Wand gekrallt, das …
    «Holz», murmelte er heiser, kam ächzend wieder hoch. «Uraltes Holz.»
    Dennis betrachtete ihn aus zusammengekniffenen Augen. «Haben Sie Platzangst?»
    «Ich …»
    Merz schüttelte den Kopf. Er brauchte alle Kraft, um nicht auf der Stelle wieder durchzudrehen und keuchend in den viel zu engen, rostigen Aufzug zu flüchten, der ihm nicht weniger Angst bereitete als die Enge hier unten, das morsche Gebälk, die Dunkelheit.
    Er hatte nicht die Kraft, es zu leugnen.
    «Ja», murmelte er. «Aber es … Es geht gleich wieder.»
    «Okay?»
    Die Enge war rings um sie, doch mit äußerster Willensanstrengung löste Merz die Finger von der Bretterwand und stand auf.
    «Kein Problem», murmelte er.
    «So schlimm ist es gar nicht, glaube ich.» Dennis griff in seine Hosentasche und zog etwas daraus hervor.

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