Öffne deine Seele (German Edition)
möglich die Haustür öffnete.
«Hallo, Süße!» Dennis saß am Küchentisch. Mit einem müden Lächeln blickte er von den Akten auf. «Na? Wieder ein harter Tag?»
«Hannah?»
Ich blinzelte.
Jörg Albrecht sah mich fragend an.
Hinnerk Hansen, Max Faber, alle sahen mich an.
«Ja?», fragte ich unsicher.
«Ich hatte Sie gerade gebeten, diesen Marius auf Ihre Liste zu setzen, wenn Sie mit den Personen Kontakt aufnehmen, die in Falk Sieverstedts Leben eine Rolle gespielt haben.» Albrecht massierte seine Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. «Vielleicht hat er ja noch ein zweites Mal bei dem Menschen angerufen.» Er schüttelte den Kopf. «Doch so oder so: Zumindest haben wir jetzt den Beweis, dass sich Falk Sieverstedt tatsächlich mit Selbstmordgedanken getragen hat. Ob das eine Hilfe ist, werden wir sehen.»
Er blickte auf die Uhr.
«Um fünfzehn Uhr kommen wir hier wieder zusammen. Geben Sie mir Nachricht, falls sich vorher etwas tut. Besonders …» Er verzog das Gesicht. «Wenn dieses Etwas die Journaille betrifft.»
***
Eine halbe Stunde später saß ich am Steuer.
Wenn sich Albrechts Arbeitsaufträge in Zukunft immer dermaßen simpel erledigen ließen, würde ich jedenfalls keinen Grund haben, mich zu beschweren:
Falk Sieverstedts aktuelle Affäre zu recherchieren hatte keine zwei Minuten gedauert, und ich hatte zu diesem Zweck keine zehn Meter weit laufen müssen.
Nur bis zu Irmtraud Wegner, um ihr die aktuelle Ausgabe der Gala abzuschwatzen.
Mein Instinkt hatte mich nicht getäuscht. Auf Seite vierzehn war ich fündig geworden.
Eine Doppelseite mit Fotos vom Presseball: die Reichen und Schönen unter sich und Falk Sieverstedt, natürlich, mittendrin. An seiner Seite eine aparte, ziemlich junge Brünette. Lediglich ihre sandfarbene Robe erinnerte ein bisschen an eine Mischung aus Marie Antoinette und einem Sahnebonbon.
Yvette Wahltjen.
Irgendwo hatte es bei dem Namen geklingelt, aber nicht deutlich genug, dass ich mir den Text unter dem Foto hätte sparen können. Dann allerdings war es sofort wieder da: natürlich, die Zweitplatzierte in der letzten Staffel der Megastars . Laut Artikel war sie für die Fans trotzdem die Königin der Herzen. Die ungekrönte Königin des Presseballs sowieso, an Falk Sieverstedts Seite.
Mit Marco Winterfeldts Hilfe hatte es wieder keine zwei Minuten gedauert, um an ihre Telefonnummer zu kommen beziehungsweise an die ihrer Eltern. Die Ballkönigin war noch nicht volljährig und wohnte noch bei den Eltern.
Nun, ich würde mir ein Bild von ihr machen. Die Familie lebte in Rahlstedt, also eindeutig in einer der besseren Gegenden der Stadt, und die Mutter hatte auf der Stelle einem Gespräch zugestimmt – unter der Voraussetzung, dass sie selbst dabei sein durfte.
Ich war froh darüber. Ich hatte lediglich andeuten müssen, dass ich einige Fragen zu Falk Sieverstedt hätte. Dass er nicht mehr am Leben war, hatte ich nicht erwähnen müssen.
Mit etwas Glück, dachte ich, brachte ich ausreichend Hintergrundinformationen mit, um Albrecht zufriedenzustellen, und der Kelch eines Gesprächs mit Marius würde an mir vorübergehen.
Es war albern, aber ich spürte einen unbezwingbaren Widerwillen, einen Plausch mit dem Mann zu halten, dem mein Ehemann anonymerweise seine Seele geöffnet hatte.
Dennis …
Ich kam an einer roten Ampel zum Stehen und schloss für einen Moment die Augen.
Der Abend, an dem ich das Telefonat zwischen den beiden belauscht hatte, war zwei Monate her.
Hatte sich seitdem etwas zwischen uns verändert?
Das war nicht so einfach zu sagen. Dennis war kein Mensch, der sich leicht in die Karten schauen ließ. Manchmal hätte ich ihn dafür verfluchen können. Immer dann, wenn ich ganz genau spürte, dass ihm irgendwas auf der Seele lag, ich aber einfach keinen Zugang zu ihm fand.
War das tatsächlich die Sache mit Merz gewesen? Nur sie allein?
Standing on a beach with a gun in my hand
Staring at the sea, staring at the sand
Mein Klingelton.
Ich hob die Augenbrauen, als ich Dennis’ Nummer auf dem Display sah.
«Ja?» Ich akzeptierte den Anruf im selben Moment, in dem die Ampel auf Grün schaltete.
«Hallo, Süße!»
Trotz allem: Ich stellte fest, dass sich auf der Stelle ein Lächeln auf meine Lippen legte.
Er klang gut gelaunt, zumindest durchs Handy. Auf jeden Fall ausgeschlafener, als ich mich heute Morgen fühlte.
«Na, und wie ist er drauf an seinem ersten Tag?», wollte er wissen. «Euer Herr und Meister?»
Knistern von
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