Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
Vom Netzwerk:
Frühstückspapier. Mein Ehemann machte offenbar gerade Pause in dem kleinen Maklerbüro, in dem er versuchte, exklusive Wohnobjekte an den Mann zu bringen, die wir selbst uns niemals hätten leisten können.
    Wir hatten uns schon mit dem Häuschen in Seevetal übernommen. Wieder eines der Dinge, die noch keiner von uns ausgesprochen hatte und die wir doch beide ganz genau wussten. Aber das war das Letzte, an das ich in diesem Moment denken wollte.
    «Wie er drauf ist?», murmelte ich. «Seltsam. Also eigentlich kaum eine Veränderung.»
    «Na, dann wisst ihr doch, wie ihr ihn anfassen müsst.» Ich hörte Dennis’ Grinsen durchs Telefon. «Lasst ihn einfach sein Ding machen. Das ist ihm doch am liebsten, wie ich dich …» Pause. «Bist du unterwegs?»
    Konnte man so sagen: direkt auf der Reeperbahn im Moment, Fahrtrichtung Ost, gen Rahlstedt.
    «Neuer Fall», sagte ich möglichst nebenbei. Dass ich über unsere Ermittlungen nichts erzählte, war ein ungeschriebenes Gesetz zwischen uns.
    Wenn man Jörg Albrecht zum Vorgesetzten hatte, wurde man automatisch vorsichtig.
    Mit Sicherheit gibt es Jobs, bei denen man gezwungen ist, sich Arbeit mit nach Hause zu nehmen.
    Doch als Bulle überlebt man nicht, wenn man das tut.
    Oder aber man wird wie Jörg Albrecht und stellt irgendwann fest, dass es keine große Rolle mehr spielt, ob man lebt oder nicht, weil es außerhalb der Arbeit kein echtes Leben mehr gibt.
    «Hannah?»
    «Tut mir leid», murmelte ich. «Hier ist gerade …»
    Geradeaus, quer durch die Innenstadt.
    «Kein Problem», kam es aus dem Telefon. «Was denkst du, bist du bis mittags durch? Zusammen Mittagessen? Der Italiener in Eimsbüttel?»
    Das war in einer völlig anderen Richtung, doch auf einmal wurde mir klar, dass ich dieses Mittagessen brauchte.
    Die Sieverstedt-Ermittlungen hatten noch gar nicht richtig begonnen, doch ich war mir sicher, dass sich niemand auf dem PK irgendwelchen Illusionen hingab: Das würde ein großer Fall werden. Ein Fall mit vielen, vielen Überstunden.
    Atme durch, dachte ich. Solange noch Zeit dazu ist.
    Eine Stunde mit Dennis, wenn ich das Gespräch mit Yvette hinter mir hatte.
    Ein Leuchtturm. Dennis Friedrichs, mein persönlicher Fels in der Brandung, bei dem ich mich blind darauf verlassen konnte, dass er da war, wenn ich ihn brauchte.
    Oh Dennis, dachte ich. Wenn du nur einmal einsehen würdest, dass so ein Fels kein Stück weniger eindrucksvoll aussieht, wenn man die eine oder andere von den Macken zu sehen bekommt, die ihm die Brandung im Laufe der Zeit verpasst hat.
    Wenn du dich nur öffnen könntest.
    Mir.
    «Sehr gerne», flüsterte ich. «Ich kann nicht sagen, wie lange es dauert, aber ich rufe dich an, sobald ich durch bin, okay?»
    «Klar, Süße! Ich freu mich auf dich!»
    «Ich mich auch», sagte ich. «Auf dich.»
    ***
    Der Hauptkommissar warf einen Blick in den Rückspiegel und richtete den Knoten seiner Krawatte, bevor er aus dem Fahrzeug stieg. Der Verkehr auf der Alsenstraße war gnädig gewesen. Er war etwas zu früh, hatte den Wagen auf einem der Plätze unmittelbar vor dem Rechtsmedizinischen Institut abgestellt und trat jetzt an die Straße.
    Der Wetterbericht hatte für die Nachmittagsstunden die Dreißig-Grad-Marke in Aussicht gestellt. Unter den Alleebäumen waren Spaziergänger unterwegs, in sommerlicher Kleidung, Krankenhausbesucher vielleicht. Zwei junge Mädchen auf Fahrrädern.
    Junge Mädchen, dachte Albrecht. Der Gedanke, der Begriff, den sein Kopf formuliert hatte. Junge Mädchen. Zwei Jahre älter als Clara? Maximal drei.
    Wenn meine Mädchen bei mir sind, dachte er, dann sollte ich anfangen, andere Gedanken zu formulieren.
    Wie oft hatte er in den letzten Monaten eher beiläufig in Claras Richtung geschaut, wenn sie auf ihrem vermaledeiten Smartphone herumtippte. Natürlich, das war die Art, in der Teenager heute den Kontakt hielten. Freundinnen.
    Doch wusste er, ob es nicht längst einen Freund gab?
    Jörg Albrecht biss die Zähne zusammen.
    Kurz nach seiner Rückkehr aus dem Sanatorium hatte er geglaubt, diesen hoffnungsvollen jungen Mann identifiziert zu haben – einen gewissen Daniele , der sich dann allerdings als Teilnehmer einer Castingshow erwiesen hatte.
    Seitdem hatte er nicht mehr gefragt, sondern darauf vertraut, dass Clara von selbst darauf zu sprechen kommen würde, wenn ein Junge zum Thema wurde.
    Aber vielleicht wartete sie ja nur auf seine Frage?
    Was wusste er schon über junge Mädchen?
    Was wusste er, wenn er

Weitere Kostenlose Bücher