Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
Vom Netzwerk:
unsichtbar. Hausnummer sechsundachtzig.
    Die Straße schlängelte sich weiter aufwärts, dann …
    Ich kniff die Augen zusammen.
    Rechts ging wieder ein Weg ab, doch direkt davor stand ein Schild am Straßenrand.
    Abrupt stieg ich auf die Bremse.
    Zwanzig Meter vor mir war Hamburg zu Ende, und mit der Hansestadt auch der Ehestorfer Heuweg. Die Straße selbst ging weiter, aber unter neuem Namen.
    Ich ließ den Wagen ausrollen, fuhr rechts ran und starrte ratlos auf das Schild.
    Ich musste irgendwas übersehen haben. Ich musste …
    Bremsen quietschten. Ein Schatten erschien im Rückspiegel.
    Ich zuckte herum.
    Ein großer dunkler Wagen, der direkt neben meinem Nissan zum Stehen kam.
    Meine Hand tastete wie von selbst an meine Hüfte, wo ich meine Dienstwaffe trug, wenn mit Ärger zu rechnen war. Heute hatte ich sie nicht dabei. Wozu auch?
    Mit einem dezenten Surren senkte sich das Seitenfenster des fremden Fahrzeugs.
    Doch es war kein fremdes Fahrzeug.
    Dunkle Augen, der Blick vollständig ernst. Die Belustigung spielte einzig um die Lippen, die zu voll gewesen wären für ein Männergesicht, hätte es nicht diese herben Züge getragen, geschnitten wie mit der Messerklinge.
    Und die Stimme, dieses ganz besondere, warme, tiefe Timbre, das mit zwei Worten einen ganzen aufgewühlten Gerichtssaal zum Lauschen und Innehalten bringen konnte.
    Diese Stimme, die ich im letzten halben Jahr nur im Traum gehört hatte.
    «Hallo, Hannah», sagte Joachim Merz.

Zwischenspiel II
PK Königstraße
Akte Sieverstedt

Konvolut Second Chance , Gesprächsprotokoll Lutz P. («Julian»)
Tag des Anrufs: 2. 9. 2008
Anrufer verstorben: 9. 9. 2008

(21:09 Uhr: Beginn des Gesprächs)
Marius (M.): Julian, mein Freund! Ich dachte schon, dich gibt’s gar nicht mehr!
Julian (J.): Hallo, Marius.
M.: Täusche ich mich, oder klingst du irgendwie geknickt, Julian?
J.: Nein. Ich meine: doch. Ach, Scheiße.
M.: (Er blättert in einem Notizbuch) Als du das letzte Mal angerufen hast, klangst du aber ganz anders, mein Freund. Ich war richtig stolz auf dich! Du warst einen weiten, weiten Weg gegangen, und das ist nicht umsonst gewesen. Sie hat begriffen, dass du dich geändert hast. Sie ist zu dir zurückgekommen.
J.: Fuck! (Die Stimme wird leiser) Schon klar, ich sag’s nicht wieder. Okay?
M.: Du kennst meine Geduld, Julian. Und du weißt, dass du eine Verwarnung bekommst, bevor ich auflege. Eine einzige. – Das war deine Verwarnung.
J.: Okay. Willst du wissen, was passiert ist?
M.: Ich will wissen, wie es sich für dich anfühlt. Nur das ist wichtig. Du hast mich angerufen, und ich kann nur dir helfen. Was du daraus machst, ist deine Sache.
J.: Sie ist wieder weg. Ich will, dass sie zurückkommt.
M.: Ich kann nur dir helfen.
J.: Schon klar. Dann hilf mir, sie zurückzukriegen.
(Blättern.)
M.: Beim letzten Mal hat sie dich verlassen, weil du sie geschlagen hast. War das auch diesmal der Grund?
J.: Ich hab sie nicht geschlagen! Ich hab dir schon damals gesagt …
M.:  … dass du Stress auf der Arbeit hattest und aus Frust mehrere Bier getrunken hast. Als sie dann noch zu spät nach Hause kam, weil sie den Bus nicht erwischt hat, ist dir aus Versehen die Hand ausgerutscht. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass du sie geschlagen hast. Erinnerst du dich? Du weißt doch bestimmt noch, wie das ging? Na? Ich bin mir sicher, das kriegst du noch hin.
(Fünf Sekunden Schweigen, dann ein schweres Ausatmen. Zwischendurch ist aus dem Telefon undeutlich etwas zu hören.)
J. (heiser): Ich bin ein armer Hund, der sich auf der Arbeit nicht traut, den Mund aufzumachen, sondern lieber jemanden verprügelt, der schwächer ist als er. Und viel zu gut für ihn.
M.: Sehr gut, Julian! Und? Fühlst du dich jetzt besser?
(Leises Weinen. Ein Geräusch, als ob jemand sich in ein Taschentuch schnäuzt.)
J.: Ich hab sie nicht verdient! Sie ist zu mir zurückgekommen, und es war der Himmel! Ich bin in meinem ganzen Leben nicht so glücklich gewesen! Und sie war auch glücklich, ganz bestimmt! Und im Bett, das …
M.: Wie du weißt, ist das ein Thema, das wir hier nicht vertiefen. Nicht vor dreiundzwanzig Uhr.
J.: Es war einfach perfekt! Ich hab ihr gesagt: Süße, ich glaub, diesmal haben wir’s wirklich geschafft. Wenn wir uns nur beide zusammenreißen, kriegen wir’s hin diesmal. Ich hör auf zu saufen, und du hörst auf mit andern Kerlen rumzu… Mit andern mitzugehen. Es war der Himmel, Marius! Ich hätte mal anrufen sollen, um dir zu sagen, wie toll es ist, aber es

Weitere Kostenlose Bücher