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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Geräusch entstand, als sich der alte Mann mit zitternden Fingern einen neuen Cognac einschenkte. «Und das ist ihnen allen klar – Harmstorf, Joergensen, den Japanern. Du weißt, wer unsere Gegner sind. Und es sind eher mehr als weniger geworden seit damals.»
    «Und doch hattest gerade du selbst deine Vorbehalte gegenüber dem Jungen», sagte Albrecht ruhig. «Du hast nicht zugelassen, dass er in deiner Firma eine Rolle spielt.»
    «Das ist bedeutungslos, Jörg Albrecht. Falk hätte die Firma geerbt, und er hätte zumindest genug Verstand besessen, die Leitung der Geschäfte unserem Prokuristen zu überlassen. Holger Retzlaff versteht etwas von der Materie, was bei unserem Sohn niemals der Fall war. Er bringt die Entschlossenheit mit, die unabdingbar ist, wenn man in unserer Zeit ein Unternehmen dieser Größenordnung führen will. Aber Falk selbst hätte Kinder haben können. Kinder, in denen wieder echte Sieverstedts zu erkennen gewesen wären. Doch das wird nun niemals geschehen. Der letzte Sieverstedt – und genau das soll die Art und Weise dieser Tat beweisen, der Ort, an dem er gefunden wurde – war zu weich. Sie wollen nicht nur die Firma vernichten. Sie wollen unseren Namen vernichten.»
    Fast unmerklich schüttelte Albrecht den Kopf.
    Er gab sich keinen Illusionen hin, zu welchen Taten Menschen in der Lage waren. Falk Sieverstedt war gestorben, das war eine Tatsache. Er war grausam gestorben, und die Theorie, die der Konsul entwickelt hatte, schien auf den ersten Blick dazuzupassen: ein Verbrechen, dessen Motiv sich auf ein einziges Wort reduzieren ließ.
    Hass.
    Doch wie ließ sich dieser Hass mit den Hintergründen vereinbaren, die Sieverstedt soeben selbst erläutert hatte? Mit der Konkurrenz zwischen dem Familienunternehmen und seinen wirtschaftlichen Gegnern?
    Natürlich wurde auch in diesem Milieu mit allen Mitteln gekämpft. Mafia-Morde stellten in ihrer Grausamkeit so ziemlich alles in den Schatten. Und von derartigen mafiösen Strukturen waren die Verflechtungen, in denen sich Sieverstedt Import/Export bewegte, nicht weit entfernt.
    Doch gründete diese Grausamkeit auf Hass? Spielte bei Taten in diesem Kosmos nicht ein ganz anderes Element die entscheidende Rolle, das hier keine Rolle spielen konnte ?
    Durch die Grausamkeit der Taten sollte der Gegner eingeschüchtert werden. Welchen Sinn hätte es aber gehabt, die Sieverstedts einzuschüchtern, wenn die Familie mit Falks Tod am Ende war?
    Albrecht biss die Zähne zusammen und drehte sich um.
    Der Konsul setzte soeben von neuem sein Glas ab.
    «Ich verstehe die Richtung deines Denkens», erklärte der Hauptkommissar. «Und ich werde diese Spur berücksichtigen. Doch wir müssen allen denkbaren Spuren nachgehen, und deshalb muss ich euch beide fragen: Was wisst ihr über den Umgang des Jungen in letzter Zeit? Hattet ihr den Eindruck, dass er …»
    «Glaubst du, das hat mich interessiert?» Friedrich Sieverstedt beugte sich vor. Schweiß stand auf seiner Stirn. Die dunkelroten Adern auf seinen wachsbleichen Wangen zeichneten sich ab wie gezackte, blutige Risse. «Glaubst du, ich habe einen Gedanken daran verschwendet, mit wem er sich herumgetrieben hat? Frauen, Männer, Ziegen: gleichgültig! Seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit hätte er tun sollen!»
    «Ich …»
    Albrecht drehte den Kopf.
    Elisabeth war ganz in Weiß heute Nachmittag. Ihre persönliche Farbe der Trauer. Eine leere, weiße Leinwand, mehr war nicht geblieben.
    «Ich glaube nicht, dass er an Männern Interesse hatte», sagte sie leise. «Vielleicht wollte der Täter, dass es so aussieht, aber ich habe dieses Mädchen … Yvette.» Die winzige Andeutung eines Lächelns. «Ein nettes Mädchen. Ich glaube, er hat sie wirklich gern gehabt.»
    Albrecht nickte. Das deckte sich mit dem Eindruck, den Friedrichs aus Rahlstedt mitgebracht hatte.
    Etwas passt nicht, dachte er.
    Und er fragte sich, ob das den Sieverstedts ebenfalls klar war.
    Fünfzehn Jahre.
    Er fragte sich, ob wenigstens einer der beiden ihm gerade sein wahres Gesicht zeigte.
    ***
    «Joachim», murmelte ich heiser.
    Ich war ausgestiegen.
    Wir beide waren ausgestiegen, nachdem er ein Stück vorgefahren war und seinen Wagen unmittelbar hinter dem Straßenschild geparkt hatte, im Niemandsland, wo Hamburg endete und Niedersachsen begann. Den nachtdunklen Jaguar, an den ich einzigartige Erinnerungen hatte. An die Rückbank, auf der wir …
    Wie willst du ihr je wieder vertrauen, wenn du nicht einmal die Vorstellung

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