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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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zulassen kannst, die sich dir so sehr aufdrängt? Dir vorzustellen, wie sie auf dem Rücksitz seines Sportwagens wie zwei Tiere …
    Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper.
    Wie zwei Tiere? Nein, es war vollkommen anders gewesen, doch mein Ehemann war der letzte Mensch auf der Welt, dem ich das hätte erklären können.
    Die Begierde. Den Wahnsinn. Den Kampf.
    Ich war keine Frau, die so etwas tat. Eine außereheliche Affäre. Und es war auch keine Affäre gewesen. Es war Faszination gewesen, pure, reine Faszination: Ein Spiel um Kontrolle, in dem ich mich zitternd in Joachims Hand begeben hatte, nackt dahingestreckt zu seinen Füßen in seiner Wohnung in Rotherbaum. Schutzlos ausgeliefert einem Mann, den ich in jenem Moment zu den Hauptverdächtigen in unserer Ermittlung hatte zählen müssen.
    Es war mit Worten nicht zu erklären.
    Es war ganz einfach …
    Joachim Merz.
    Ich presste mich mit dem Rücken gegen meinen Nissan wie eine Bergsteigerin in der Steilwand, nachdem sich soeben Seil und Kletterausrüstung in den Abgrund verabschiedet hatten.
    Doch wenn es ein Abgrund war, in den ich blickte, dann war es ein Abgrund ganz anderer Art.
    Sieben Monate war es her, seit ich Merz zum letzten Mal gesehen hatte – die kurzen Momente ausgenommen, in denen er plötzlich im Fernsehen aufgetaucht war. Dennis und ich auf dem Sofa: Momente, in denen die Welt von jetzt auf gleich einzufrieren schien, bevor einer von uns kommentarlos den Sender wechselte.
    Das hier war anders. Vollkommen anders.
    Joachim betrachtete mich prüfend.
    Ich kannte keinen Menschen, der das konnte wie er. Seine Stimme, wenn er sie entsprechend einsetzte, reichte aus, dass ich weiche Knie bekam.
    Sein Schweigen war schlimmer.
    Seine Augen, die über mein Gesicht glitten, ohne jede Eile offenbar. Seine Lippen, die sich zur Andeutung eines Lächelns kräuselten.
    «Hannah», sagte er noch einmal. «Gut siehst du aus.»
    Eine glatte Lüge – wenn ich ansatzweise so aussah, wie ich mich gerade fühlte, nach knapp vierundzwanzig Stunden Dauerschicht, einem spektakulären Leichenfund und knapp dreißig Grad im Schatten.
    «Du …» Ich räusperte mich. «Du auch.»
    Eine Lüge für die andere, dachte ich. Er sah nicht gut aus.
    Er sah umwerfend aus. Wie immer.
    Und wie immer, wenn das Thema Joachim Merz in den letzten sieben Monaten auftauchte, schoss mir der gleiche Gedanke in den Kopf:
    Warum gerade ich?
    Ja, er hatte mich ausgenutzt. Ja, er hatte durch mich an Informationen zu unseren Ermittlungen kommen wollen, die wir am Ende in einem wichtigen Teilbereich hatten einstellen müssen, ohne dass geklärt werden konnte, wie genau die besseren Kreise Hamburgs in den Fall verwickelt gewesen waren.
    Und doch war es mehr gewesen.
    Du fehlst mir.
    Man muss zu jemandem gehören.
    Sätze, die er zu mir gesagt hatte, in vollem Ernst gesprochen – von Joachim Merz, der jede Frau haben konnte und dessen Präsenz in der Klatschpresse die Berichterstattung über Promis vom Format Falk Sieverstedt noch einmal locker in den Schatten stellte.
    Warum gerade ich?
    Er sah mich an, und so selbstsicher sein Blick auch war, mit dem er noch immer aufmerksam jede meiner Regungen verfolgte: In diesem Kopf ging etwas vor. Ich konnte nicht sagen, was es war – schließlich war ich weder Marius noch Jörg Albrecht –, doch ich war mir sicher, dass es tiefer ging. Tief unter die blendende Fassade, die er der Welt von sich präsentierte.
    War er nicht etwas schmaler geworden? Um die Schläfen eine Ahnung von Grau, an die ich mich nicht erinnern konnte, die ihm aber, unfair, wie die Welt nun einmal war, phantastisch stand. Und in den Augen … war da nicht ein ganz bestimmter Ausdruck, nur eine Ahnung von … Wehmut? Trauer? In all der Ruhe ein flackernder Funke von … Unzufriedenheit?
    Ein Mensch, der alles erreicht hat, alles haben kann, wovon Normalsterbliche nur träumen können, und doch unfähig ist …
    «Das war dann wohl eine Idee über das Ziel hinaus», bemerkte er.
    «Was?»
    Ich starrte ihn an. Er konnte doch unmöglich …
    Das Lächeln um seine Mundwinkel verstärkte sich.
    «Fünfzig Meter ungefähr», erklärte er. «Hier vorne ist der Heuweg zu Ende.»
    «Was?»
    «Ehestorfer Heuweg zweiundneunzig.»
    Hollywoodgebiss. Dieses wölfische Joachim-Merz-Grinsen, bei dem ich beim besten Willen nicht glauben konnte, dass Mutter Natur einen Menschen aus freien Stücken mit solchen Zähnen ausgestattet haben sollte.
    «Erinnerst du dich an unsere letzte

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