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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Begegnung?», fragte er und neigte sich eine Winzigkeit näher zu mir. Die Wärme seines Atems strich über meine Haut, die sich plötzlich kalt anfühlte, und ein Hauch seines Rasierwassers streifte mich: Antaeus von Chanel.
    «Wann wir uns wiedersehen», sagte er und legte Betonung in den Satz, «das sollte der Zufall entscheiden.»
    Ich schluckte.
    Dann sehe ich dich, wenn du mal wieder in meine Arme stolperst, hatte er gesagt.
    Oder an einem meiner Mandanten dransitzt.
    Plötzlich schmeckte mein Mund wie ein Aschenbecher.
    Einen Anwalt wie Joachim Merz musste ein Mandant sich leisten können. Merz hatte Politiker vertreten und Showstars, die Zecke Margit Stahmke zum Beispiel, Sina Dewies’ Vorgängerin bei Kanal Neun.
    Wenn einem Prominenten im Rahmen einer juristischen Auseinandersetzung unerwünschter Medienrummel drohte, war Joachim Merz der Mann.
    Derselbe Joachim Merz, der wie aus dem Nichts hier aufgetaucht war, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten.
    Was hatte ich geglaubt, was er hier draußen vorhatte? Pilze suchen?
    «Wenn man nicht weiß, worauf man achten muss, rauscht man an der Einfahrt vorbei», erklärte er im Plauderton. «Das ist der Sinn, denke ich mal.»
    «Du …» Wieder musste ich mich räuspern. «Du vertrittst Marius?»
    «Oh?» Er hob eine Augenbraue. «Ich war eigentlich der Ansicht, im Moment gäbe es noch gar nichts zu vertreten. Aber ich würde vorschlagen, in Anbetracht der Umstände lässt du mich vielleicht mein Gespräch mit ihm führen, bevor ihr beide euer Gespräch führt? Wenn wir beide zusammen auftauchen …» Ein nachdenkliches Kopfnicken. «Marius ist ziemlich gut darin, Zusammenhänge zu durchschauen, von denen man sich nicht wünscht, dass er sie durchschaut.»
    «Ich …»
    «Es handelt sich doch um ein bloßes informelles Gespräch, zu dem du unterwegs bist, oder?» Mit einer fließenden Bewegung beugte er sich an mir vorbei und spähte in meinen Wagen. «Wie ich sehe, bist du allein. Kein Verhör also.»
    Ich nickte knapp und verdrängte die Wut, die plötzlich in mir aufstieg.
    Keine fünf Minuten, und schon wieder war es meinem Traumanwalt gelungen, die Rollen eindeutig zu verteilen.
    Machtgefälle waren seine Spezialität.
    Der Jurist von Welt und die junge, aufstrebende – wenn auch noch etwas naive – Kripobeamtin.
    Für ein Verhör oder eine offizielle Zeugenaussage hätte ich selbstredend einen Kollegen mitbringen müssen – und Marius hätte seinerseits von seinem Recht Gebrauch machen können, einen Anwalt hinzuzuziehen.
    Joachim Merz.
    Der den Moderator jetzt vorab instruieren würde, was er sagen durfte und wozu er besser schwieg.
    Ich konnte Merz noch dankbar sein, wenn er nicht darauf bestand, sich bei meinem Gespräch mit Marius danebenzusetzen.
    Aber woher hatte er wissen können, dass ich zum Ehestorfer Heuweg unterwegs war?
    Ich biss die Zähne zusammen, als ich begriff.
    Ich selbst hatte ja unbedingt zuerst im Funkhaus anrufen müssen. Was hatte die freundliche Dame von Kanal Sieben wohl als Allererstes getan, kaum dass sie den Hörer aufgelegt hatte?
    Und was mochte Marius’ erste Reaktion gewesen sein, als ihm klarwurde, was für ein Besuch ihm ins Haus stand?
    Das Lächeln meines Anwalts wurde noch eine Spur breiter, als er beobachtete, wie ich die richtigen Schlüsse zog.
    Mit Sicherheit spiegelte sich die Wut in meiner Miene, doch das war nichts, was einen Joachim Merz beeindrucken konnte, wenn er sich in der entsprechenden Stimmung befand.
    Und wie immer kannte er den richtigen Knopf, wusste, womit er dafür sorgen konnte, dass sich auch in meinem Kopf ein Schalter umlegte.
    Ein winziges Augenzwinkern nur, eine Veränderung in seinem Gesicht, die so beiläufig war und doch so viel transportieren konnte, wenn man Joachim Merz war.
    Ein « Ach, Hannah, nimm’s doch sportlich» -Zwinkern. Ein « Hey, ich nehm mich doch gerade selbst nicht ganz für voll» .
    Und dann …
    Plötzlich war sein Gesichtsausdruck wieder ernst.
    Er hob seine Hand, ganz langsam, als ob er mich nicht erschrecken wollte, und strich mir sachte das Haar aus der Stirn.
    «Es tut gut, dich zu sehen», sagte er leise. «Ich wünschte mir …»
    Er sprach den Satz nicht zu Ende.
    Für eine Sekunde oder den Bruchteil einer Sekunde schien er diesen gejagten, unsteten Ausdruck in seinen Augen nicht mehr ganz unter Kontrolle zu haben. Als ob dieses Gefühl momentlang deutlich aufblitzte, oder …
    Oder vielleicht ließ Merz es einfach zu, dass ich diese Seite von

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