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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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emotionale Reaktionen auslöst. Und es war Peterson, der schließlich die tiefe Hirnstimulation entwickelt hat. Die großen Gehäuse, die Sie hier auf den Schädeln der Affen sehen, entsprechen elektrischen Schalttafeln. Indem man die kleinen Metallreiter verschiebt, stimuliert man verschiedene Hirnareale und löst dadurch unterschiedliche Reaktionen aus. Natürlich war das System noch sehr unausgegoren, aber es funktionierte.«
    All das war äußerst aufschlussreich. Sharko stellte sich eine Reihe von Schaltern vor, die man bewegte, um so Schlaf, Wut und Motorik zu beeinflussen. Was mochte geschehen, wenn man mehrere zugleich betätigte? Was spürte die Katze, die sich ungewollt miauen hörte? Diese Experimente waren an Horror und Grausamkeit nicht zu überbieten.
    Der Professor sprach weiter und enthüllte eine furchtbare und zugleich äußerst reale Wahrheit:
    » Peterson wollte beeindrucken. Was den Stier angeht, so hat er einfach nur Elektroden in das Bewegungszentrum seines Gehirns implantiert. Das Gehäuse sieht man auf dem Foto nicht, und Peterson verbirgt eine Fernbedienung in der Hand. Wenn er auf den Knopf drückt, schaltet der Strom die Bewegungszentren aus, und das Tier kann sich nicht mehr rühren. Das wirkt sofort, so als würde man ein Bild mit der Kamera festhalten.«
    Sharko stützte den Kopf in die Hände. Bei den Sitzungen in der Salpêtrière zur Behandlung seiner Schizophrenie hatte er zwar erlebt, wozu die Wissenschaft in der Lage war, aber das…
    Jean Basso bemerkte seine Verwirrung und lächelte.
    » Schwer zu glauben, was? Dabei war das vor fünfzig Jahren. Heute ist die tiefe Hirnstimulation eine gängige und weit verbreitete Technik. Alles ist winzig klein geworden. Die Elektrosonde wird unter die Haut implantiert und über Leitungen mit den unter der Schädeldecke eingepflanzten Elektroden verbunden. Die Patienten haben eine Fernbedienung, mit der sie die Stimulation selbst auslösen können. Das verschafft Linderung bei bestimmten Krankheiten: Parkinson, Zwangsstörungen und bald wohl auch bei Depressionen und chronischer Schlaflosigkeit. Entsprechende medizinische Protokolle werden gerade entwickelt.«
    Sharko versuchte, die abartige Idee, die in seinem Kopf keimte, zu verdrängen. Das überstieg sein Vorstellungsvermögen. Dennoch wagte er die Frage:
    » Glauben Sie, man könnte dasselbe mit der Aggression machen? Sie nach Wunsch ein- oder ausschalten, einfach nur mit einer Fernbedienung?«
    Er dachte natürlich an den Indexpatienten, an den Auslöser der Massaker, den man kontrollieren könnte.
    » Alles ist machbar, und so schrecklich es auch klingt: Der elektrische Impuls ist stärker als der Wille und der Geist. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, die entsprechenden Hirnareale mit den Elektroden zu erreichen, um die elektrische Stimulation an den richtigen Stellen durchzuführen. Zum einen müssen die langen Elektroden durch das Gehirn geführt werden, das heißt, durch das Bewegungs-, Sprach- und Gedächtniszentrum, was nicht ganz einfach ist und uns Probleme bereitet, die wir noch nicht gelöst haben. Dann ist die Hauptsorge das Areal selbst. Was die Gewalt angeht, so ist der Mandelkern sehr klein, multifunktionell und befindet sich unmittelbar neben sehr empfindlichen Partien. Eine Abweichung von einem Millimeter reicht aus, damit der Patient das Erinnerungsvermögen verliert, Wahnvorstellungen hat oder gelähmt bleibt. In der Neurochirurgie darf man sich keinen Irrtum erlauben. Diese Technik ist vielversprechend, und in gewisser Weise kann sie Himmel und Hölle bewirken. So, ich glaube, das ist alles, was es zu diesem Werk zu sagen gibt.«
    Sharko klappte das Buch zu und legte es vor sich auf den Tisch. Da sie keine weiteren Fragen hatten, verabschiedeten sich die Kripobeamten von dem Wissenschaftler und hatten beim Verlassen des Raums den Eindruck, ihr eigenes Gehirn würde dem Ganzen bald nicht mehr standhalten.

Kapitel 59
    Die beiden Franzosen hatten sich auf dem verlassenen Campus auf eine Bank gesetzt. Hier herrschte Ruhe. Sharko hatte sich die Liste mit den zweihundertsiebzehn Personen vorgenommen und tippte mit seinem Stift auf alle, die nicht durchgestrichen waren.
    » Hast du dasselbe verstanden wie ich, Lucie?«
    » Wir suchen nicht nur jemanden, der medizinische Kompetenzen hat, sondern der auch in der Lage ist, einen so komplizierten Eingriff wie die tiefe Hirnstimulation vorzunehmen, einen Wissenschaftler, der sich

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