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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Anruf warten, wollen wir uns ansehen, welcher Horror sich wirklich in diesem Werk verbirgt.«

Kapitel 58
    In den Buchhandlungen, die Sharko und Lucie aufsuchten, war der Titel zwar nicht vorhanden, konnte aber bestellt werden. Ein umsichtiger Angestellter riet ihnen allerdings angesichts der Inhaltsangabe, die Medizinische Fakultät der Universität von Montreal aufzusuchen– die drittgrößte von Nordamerika und vor allem ein wichtiges Forschungszentrum für Neurologie. Er war so freundlich, dort sogar einen gewissen Professor Jean Basso anzurufen. Dann reichte er Sharko den Hörer, und die beiden Männer verabredeten, sich eine Stunde später zu treffen, damit Basso Zeit hatte, sich mit dem Werk, das er in der Tat besaß und auch gelesen hatte, erneut vertraut zu machen.
    Im Taxi redeten Lucie und Sharko nicht viel, beide waren von der Vorahnung beherrscht, bald in einen widerwärtigen Sumpf einzutauchen. Lucie dachte an ihre Familie, ihre Töchter, die sie in einer Welt zu erziehen versuchte, an die sie selbst glaubte. Die Gesichter von Clara und Juliette legten sich erneut über die von Alice und Lydia, jenen Mädchen, denen man keine Chance gelassen hatte. Lucie fühlte sich ohnmächtiger denn je und furchtbar schwach.
    Schließlich erreichten sie ihr Ziel.
    Die Universität erhob sich wie ein Monster aus Stahl und Beton zwischen dem Ostausläufer des Mont-Royal und den Gebäuden der Studentenstadt. Die große Leere, die hier mitten im Sommer herrschte, war beeindruckend. Da die über fünftausend Studenten nicht da waren, hatten Cafeterien, Sportclubs, Buchhandlungen und Geschäfte geschlossen. Man hatte den Eindruck, in einer Phantomstadt zu sein, in der sich nur wenige Wissenschaftler sowie einige Angestellte und Hausmeister aufhielten.
    Das Taxi setzte Lucie und Sharko vor dem Hightech-Gebäude des Polytechnikums ab, wo sie sich nach dem Weg erkundigten. Schließlich gelang es ihnen, den Namen des Pavillons herauszufinden: Paul Desmarais.
    Er lag am anderen Ende der Anlage. Nachdem sie einen Kilometer durch die unterirdischen Verbindungsgänge zwischen den Gebäuden zurückgelegt hatten, führte man sie in ein Büro. Dort empfing sie Jean Basso, der Leiter der Einrichtung, die jetzt den Namen » Groupe de recherche sur le système nerveux central«, Gruppe zur Erforschung des zentralen Nervensystems, trug. Er war um die fünfzig, und sein Äußeres erinnerte an Einstein.
    Sharko erklärte kurz noch einmal den Grund ihres Besuchs. Sie brauchten Informationen über das Buch von James Peterson mit dem Titel Le Conditionnement du cerveau et la liberté de l’esprit, The conditioning of the brain and the freedom of spirit.
    » Ich kenne es gut. Wer könnte diese Arbeit über das Gehirn ignorieren? Ein bemerkenswerter Wissenschaftler, der leider viel zu früh aufgehört hat.«
    » Wissen Sie, warum?«
    » Nein.«
    Sharko hätte am liebsten gesagt: Wir schon… Er hat zusammen mit dem verrückten Cineasten Jacques Lacombe ganz hier in der Nähe Experimente an Kindern durchgeführt, Versuchskaninchen im Rahmen eines Geheimprogramms der CIA .
    » Und wissen Sie, was aus ihm geworden ist?«
    » Ich habe nicht die geringste Ahnung. Mich interessiert nur die wissenschaftliche Arbeit dieses Mannes. Das Privatleben…«
    Er ergriff ein etwa vierhundert Seiten starkes Werk mit schwarzgelbem Einband, das den Mann und den Stier zeigte. Es war ein altes Buch mit vergilbten Seiten und Eselsohren.
    » Ich werde versuchen, mich kurzzufassen und verständlich auszudrücken. Man muss davon ausgehen, dass für die Wissenschaftler jener Zeit das, was in unserem Kopf vorging, ein Buch mit sieben Siegeln war. Dank seines Genies interessierte sich Peterson für eine grundlegende Frage der Neurowissenschaften: Was geschieht zwischen dem sensorischen Eingang: das Auge sieht eine rote Ampel, und dem motorischen Ausgang: der Fuß tritt auf die Bremse? Welche Mechanismen laufen in unserem Kopf ab, damit durch Töne oder Gerüche Gesten oder Verhaltensweisen ausgelöst werden? Petersons Arbeit wurde von dem grundlegenden Prinzip der Tabula rasa geleitet: Demzufolge ist das Gehirn eines Neugeborenen eine unbeschriebene Tafel, in die sich die Erfahrungen eingravieren und so für jedes Sinnesorgan die verschiedenen Hirnareale entwickeln. Grob gesagt bedeutet dies, dass der Ursprung der Erinnerungen, der emotionalen Reaktivität, der Bewegungsfähigkeit, der Worte, der Ideen, die einen Menschen ausmachen, ihm ursprünglich von außen

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