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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Bilder, wollten Sie sagen. Eine Möglichkeit, der wir nachgehen müssen.«
    » Und was geschieht jetzt mit Ludovic? Wird er…«
    Vor seinem Büro angekommen, blieb der Arzt stehen.
    » Er müsste nach und nach seine Sehfähigkeit zurückerlangen. Wichtig ist nur, den Ursprung des Traumas zu verstehen und herauszuarbeiten. Meine Kollegen von der Psychiatrie werden sich darum kümmern, vor allem mittels Hypnose. Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen die Kontaktdaten des Professors, der Monsieur Sénéchal behandelt. Besuchen Sie ihn am besten nicht vor morgen Nachmittag. Inzwischen können Sie den Film weiter auswerten.«
    Lucie notierte die Telefonnummer und ging zurück zu ihrer Tochter. Diese eigenartige Geschichte machte sie neugierig. Ein traumatischer Schock, jemand hatte Ludovics Haus durchsucht, das wachsende Unwohlsein während der Vorführung. Was verbarg dieser mysteriöse Film? Wer wollte ihn an sich nehmen? Warum?
    Leise ging sie in das winzige Badezimmer und zog ihren Pyjama an. Sie betrachtete sich lange im Spiegel. Nicht sich, sondern ihr Abbild. Jenen Widerschein von Licht, das auf Objekte fiel. Doktor Tournelle hatte recht: Das Auge erfasste nur Farben und Formen. Das Gehirn hingegen sah eine siebenunddreißigjährige Frau, die von einem Mangel an Schlaf, Liebe und Sex ausgelaugt war. Es interpretierte jeden Lichtimpuls, ausgehend von dem bereits Erlebten.
    Dann rief sich Lucie die verschiedenen Großaufnahmen des Mädchens auf der Schaukel ins Gedächtnis. Die erweiterten Pupillen, die Bewegung der Iris. Die Empfindung des Eindringens, der Voyeurismus, hervorgerufen durch eine Schablone, den ovalen Kasch: das Auge, das das Licht aufnimmt und schweigend beobachtet. Vor allem aber dachte sie an den aufgeschnittenen Augapfel in der ersten Szene. Sie erinnerte sich, dass sie den Kopf abgewandt hatte, ein Beweis für die heftige Reaktion ihres Gehirns. Es hatte eine Deutung stattgefunden.
    Ihr Verständnis des Films hatte sich verändert. Der Regisseur hatte diesen schockierenden Anfang vielleicht nicht im Sinne eines Horrorfilms gewählt, sondern um dem Zuschauer zu vermitteln: » Konzentrier dich und achte gut auf das, was ich zeigen will.« Oder: » Mach es wie ich mit meinem Skalpell. Öffne die Augen.«
    Öffne die Augen…
    Mitten in der Nacht vibrierte ihr Handy, das sie neben den Sessel gelegt hatte. Doch diesmal war Lucie zu erschöpft, um davon aufzuwachen.
    Die SMS lautete: Claude Poignet, der Restaurator. Kommen Sie morgen Vormittag vorbei. Habe sehr merkwürdige Informationen Ihren Film betreffend.

Kapitel 9
    Die beiden Ärzte und der Anthropologe des Rouener Rechtsmedizinischen Instituts hatten einen Tag und die ganze Nacht an dem Fall gearbeitet. Die Untersuchungen waren also fast abgeschlossen, als Sharko, begierig, all seine Fragen zu stellen, am nächsten Morgen dort eintraf. Später, in dem Hauptkommissariat von Nanterre, würde er sich bestimmt Hunderte von Seiten technischer Erklärungen zu Gemüte führen müssen, die an seine Dienststelle weitergeleitet würden. Also war es besser, sich möglichst genau zu informieren und alles erklären zu lassen.
    Später… eigentlich hatte er es nicht eilig, nach Paris zurückzukehren, selbst wenn der Aufenthalt in diesem dem Tod geweihten Gebäude nicht wirklich erfreulich war. Viele, viel zu viele schmerzliche Erinnerungen an unaufgeklärte Verbrechen kamen ihm in den Sinn. Eine Kinderleiche am Grund der Seine. Prostituierte mit durchschnittener Kehle in einem schäbigen Hotelzimmer. Männer, Frauen, zerstückelt, zerschnitten, erwürgt… Dramen, die sein Leben zermürbt und ihn auf Neuroleptika gebracht hatten.
    Und doch war er hier.
    Ehe er zu dem Gerichtsmediziner gehen konnte, fing ihn Dr. Pierre Plaisant, der Knochen- und Zahnspezialist, ab. Er wollte gleich zu einer Konferenz über Karies bei Heroinabhängigen. Die beiden Männer tauschten einige Banalitäten aus, bevor sie zum eigentlichen Thema kamen.
    » Die Knochen waren recht gesprächig: Wie hätten Sie’s gern– einfach oder kompliziert?«
    Plaisant war etwa dreißig Jahre alt, groß und schlank. Ein brillanter Kopf mit einer hohen Stirn, die in eine Halbglatze überging. Hinter ihm hingen Röntgenbilder von verschiedenen Knochen.
    » Das ist mir egal. Erzählen Sie mir einfach genug, damit ich nicht den detaillierten fünfzigseitigen Bericht lesen muss, den Péresse mir zuschicken wird.«
    Der Arzt führte Sharko zu vier mit Linealen versehenen Edelstahltischen, auf denen die

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