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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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wenn Sie beispielsweise die Delinquenten und Gewaltverbrecher überprüfen könnten, die kürzlich in der Region aus dem Gefängnis entlassen worden sind. Bei der Anzahl der Leichen ist ein Racheakt nicht auszuschließen. In den meisten Fällen richten sich die Angriffe Krimineller gegen Personen, die sie kennen. Der Mann, den wir suchen, besitzt vermutlich einen Transporter oder ein anderes großes Fahrzeug. Fünf Leichen kann man nicht so einfach transportieren. Eventuell sollte man auch Autovermietungen einbeziehen.«
    » Das werden wir tun.«
    Sharko nahm seine Jacke vom Stuhl und warf sie sich über die Schulter.
    » Wenn morgen die Autopsien abgeschlossen sind, werde ich im Rechtsmedizinischen Institut vorbeigehen. Können Sie meinen Besuch bitte ankündigen?«
    Ein unbestimmtes Seufzen.
    » Wie Sie wollen. Sonst noch etwas?«
    Sharko streckte ihm seine Hand entgegen.
    » Bis morgen. Hoffen wir, dass die Leichen redselig sind. Ich habe lange Zeit in einer Position wie der Ihren gearbeitet und weiß, dass das alles nicht einfach ist.«
    Eine halbe Stunde später aß Sharko in aller Ruhe auf der Terrasse einer Brasserie gegenüber der prächtigen Kathedrale von Rouen zu Abend. Dunkel erinnerte er sich, in der Schule gelernt zu haben, dass in der Krypta das Herz des legendären Richard Löwenherz beigesetzt war. Sharko lächelte, er hatte wirklich noch ein gutes Gedächtnis, das er regelmäßig mit Kreuzworträtseln trainierte. Eine der wenigen Qualitäten, die sich nicht aus dem Staub gemacht hatten. Jetzt, in diesem Augenblick, war er zufrieden, ja, fast glücklich. Es tat ihm unendlich gut, sich außerhalb von Paris zu befinden. Hier schien das Leben anders, langsamer und gemessener zu verlaufen. Zu seiner großen Freude hatte er festgestellt, dass sein Zimmer im fünften Stock des hinter der Kathedrale gelegenen Hotel Mercure über eine Badewanne verfügte. Er aß sich an den Nudeln satt, kostete dann noch ein widerwärtiges Camemberteis – reiner Touristennepp – und trank jede Menge Wasser. Diese Hitze machte ihn selbst nachts noch fix und fertig.
    Dann kehrte er ins Hotel zurück. Nach einem eiskalten Bad zog er Boxershorts an, putzte seine Schuhe und entnahm seinem Rucksack einen eingepackten Gegenstand und einen alten Kassettenrekorder. Er entfernte die Luftpolsterfolie von der Ova-Hornby-Lokomotive mit dem schwarzen Holz- und Kohletender. Einer der vorderen Scheinwerfer war zerbrochen, aber auf dem großen Schienenkreis, den er in seiner Wohnung aufgebaut hatte, schlug der Zug alle Geschwindigkeitsrekorde.
    Der Kommissar stellte die Lok auf sein Nachtkästchen, spülte sein Zyprexa mit einem großen Glas Wasser hinunter und legte sich, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, aufs Bett. Ein Hotel… die stickige Wärme eines anonymen Zimmers. All das lag so weit zurück für ihn, der seit einigen Jahren seine Ermittlungen vom Schreibtischsessel aus führte.
    Jetzt war er wieder vor Ort, im Kontakt mit Blut und Gedärmen. Er wusste noch nicht, wie sich das auf ihn auswirken würde. Sicher würde es ihn erneut reizen, genauso gut aber könnte die Vergangenheit urplötzlich wieder aufleben. Es war besser, den nötigen Abstand zu wahren. Er würde sich an die Formalitäten halten, seinen Job machen und dann hinter seine Glasscheibe zurückkehren. Sonst würde Eugénie ihn zur Rechenschaft ziehen. Das kleine Mädchen in seinem Kopf hasste es, wenn er sich von seinem Schienennetz entfernte.
    Nachdem er das Licht ausgeknipst hatte, drehte er sich auf die Seite und schaltete den Kassettenrekorder ein. Heute Abend würde Eugénie ihn sicher nicht besuchen. Diese Art von Bestrahlung seines Gehirns verschaffte ihm meist ein wenig Schlaf.
    Aus dem Lautsprecher drang das Geräusch der Züge, die über die Schienen rasten. Sharko schlief lächelnd ein, vor Augen das Gesicht von Frau und Tochter, die vor fünf Jahren unter grauenvollen Umständen ums Leben gekommen waren.
    Er war in Rouen, um bei einem abscheulichen Verbrechen zu ermitteln, aber das war egal. Allein in seinem großen Bett, mit seinen Zügen und einer Badewanne nebenan, ging es ihm gut.

Kapitel 8
    Nach ihrem Besuch in Ludovic Sénéchals Haus hatte Lucie den Film zu dem Restaurator Claude Poignet gebracht. Als der siebzigjährige Spezialist für Film-Autopsien von Ludovics Erblindung erfahren hatte, nahm er die Rolle an sich und versprach, sie gleich zu untersuchen.
    Jetzt war Lucie bei ihrer Tochter. Seufzend hielt sie ein letztes Mal die Gabel vor

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