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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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zu den örtlichen Behörden steht. Die ersten Neuigkeiten sind nicht gerade umwerfend.«
    » Warum?«
    » Dieser Ab del-Aal arbeitet seit der Geschichte offenbar nicht mehr.«
    Sharko schwieg eine Weile.
    » Können wir irgendwie Zugriff auf die Akten bekommen?«
    » Ja, über Hassan Noureddine, den Chef der örtlichen Kripo. Lebrun zufolge eine Art Diktator. Die Einheimischen schweigen, sie wollen nicht, dass die Europäer die Nase in ihre Angelegenheiten stecken. Folter der Häftlinge und Verhaftungen von Oppositionellen sind in Ägypten noch an der Tagesordnung. Am Telefon werden wir nichts herausbekommen, und sie weigern sich, die Akten auf postalischem oder elektronischem Weg zu übermitteln.«
    Sharko seufzte. Péresse hatte recht. Die Polizei in den arabischen Ländern, vor allem in Ägypten, war Lichtjahre von der in Europa entfernt. Von Geld und Macht korrumpiert, waren sie nur auf die innere Sicherheit bedacht.
    Mit einem Mausklick druckte Péresse das Telegramm aus.
    » Ich habe schon mit Ihrem Chef gesprochen, er ist einverstanden, dass Sie hinfahren. Kairo ist nur vier Flugstunden entfernt. Mickaël Lebrun wird Sie bei der Kairoer Polizei einführen und mit Hassan Noureddine bekannt machen.«
    Plötzlich stürmte Eugénie wütend ins Zimmer. Sharko wandte ihr den Kopf zu, die anfing, ihn am Hemd zu ziehen.
    » Los, wir verschwinden«, schimpfte sie. » Kommt nicht infrage, dass wir in dieses grässliche Land fahren. Ich kann Hitze und Sand nicht ertragen. Ich habe Angst vor dem Fliegen. Ich will nicht.«
    » …missar, Kommissar?«
    Sharko wandte sich wieder seinem Rouener Kollegen zu. Ägypten… damit hatte er wirklich nicht gerechnet.
    » Klingt wie ein schlechter James Bond.«
    » Wir haben keine andere Wahl. Wir arbeiten vor Ort, und Sie…«
    » Papierkram, ich weiß.«
    Seufzend nahm Sharko die Kopie des Telegramms an sich. Er sollte also mit diesen paar Zeilen etwas anfangen, die– zwischen zwei Kontinenten verloren– durch einen Glücksfall zu ihm gelangt waren. Er dachte an jenes Land, das er nur aus den Katalogen der Reisebüros kannte. Der Nil, die großen Pyramiden, die drückende Hitze in den Palmenhainen… eine Touristenfabrik. Suzanne hatte immer dorthin fahren wollen, aber er hatte sich wegen der Arbeitsüberlastung geweigert. Und heute führte ihn ebendiese verdammte Arbeit in den verfluchten Sand von Nordafrika.
    Nachdenklich beobachtete er Eugénie, die hinter dem Sessel des Kripochefs saß und mit einem Gummiband auf dessen Hintern zielte.
    » Warum lachen Sie?«, fragte der Rouener und drehte sich um.
    Sharko hob den Kopf.
    » Ich nehme an, ich soll bald fahren?«
    » Spätestens morgen. Haben Sie einen Dienstpass?«
    » Zwangsläufig. Internationale Ermittlungen gehören zu meinen Aufgaben. Auch wenn so was in der Praxis nie vorkommt.«
    » Hier der Gegenbeweis. Passen Sie auf, in Kairo werden Sie ständig überwacht. Die Botschaft gibt Ihnen einen Dolmetscher, und Sie kommen nur weiter, wenn Sie sich mit den örtlichen Behörden arrangieren. Sie werden sich wie auf Eiern bewegen müssen. Wir bleiben in Kontakt.«
    » Darf ich meine Dienstwaffe mitnehmen?«
    » Nach Ägypten? Soll das ein Witz sein?«
    Sie verabschiedeten sich höflich voneinander. Sharko wollte gehen und das Mädchen einfach zurücklassen, doch Péresse rief ihn noch einmal zurück.
    » Kommissar Sharko?«
    » Jaaa…«
    » Bitte sehen Sie nächstes Mal davon ab, einen Kollegen zum Einkaufen zu schicken.«
    In der einen Hand die Berichte, in der anderen die Maronen und die Cocktailsauce Pink Salad, verließ Sharko das Revier und ging zum Hotel. Er war auf dem Weg zu einem Fall, der ganz offensichtlich besonders abartig war.
    Und bereit, sich in eine glühend heiße Stadt, beherrscht vom Duft orientalischer Gewürze, zu stürzen.
    Die mystische Stadt Al-Qahira…
    Kairo.

Kapitel 12
    Nach dem widerwärtigen Mittagessen mit ihrer Tochter– eine trockene Scheibe Kalbsbraten und Kartoffelbrei– machte Lucie einen Abstecher in ihre kleine Wohnung mitten im Studentenviertel. Der begrünte Boulevard Vauban wurde von Gebäuden im neugotischen Stil gesäumt, darunter die Université Catholique mit über zwanzigtausend Studenten. Im Vergleich zu all diesen jungen Leuten und ihren beiden Töchtern fühlte sich Lucie mit jedem Tag ein bisschen älter.
    Sie schloss die Wohnungstür auf, trat ein und stellte die Tüte mit der Schmutzwäsche im Badezimmer ab. Schnell die Waschmaschine in Gang setzen, um den grässlichen

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