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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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in den letzten Stunden vor ihrem Tod Drogen genommen, hätte man Spuren im Keratin der Insektenpuppen finden müssen. Also hatte Sharko notiert, dass eine Überprüfung der Entlassungen aus dem Drogenentzug und aus Gefängnissen nötig war. Denn Subutex war eine Droge, die hinter Gittern großen Zuspruch fand. Vielleicht handelte es sich um ehemalige Häftlinge, Dealer oder sonstwie mit Drogenhandel befasste Typen. Man durfte keine Spur vernachlässigen.
    Der letzte Punkt war das kleine Plastikröhrchen, das bei der am besten erhaltenen Leiche neben dem Schlüsselbein gefunden worden war. Bei der Auswertung waren keine Spuren von Chemotherapie nachgewiesen worden. Neben den vom Gerichtmediziner aufgestellten Hypothesen hieß es in dem Bericht, es hätte auch dazu dienen können, im Gehirn implantierte Elektroden mit einem unter die Haut geschobenen Stimulator zu verbinden. Man nannte diese Technik tiefe Hirnstimulation, und sie wurde eingesetzt, um starke Depressionen, das Zittern bei Parkinson oder Zwangsstörungen zu behandeln. Das war ein wichtiger Punkt, denn der Mörder schien sich für die Gehirne seiner Opfer interessiert zu haben.
    » Was schreibst du?«
    Eugénie war zurück. Sharko ignorierte sie und versuchte, sich zu konzentrieren. Das Mädchen hämmerte immer lauter mit dem Brieföffner auf den Tisch.
    » Eloise ist tot, so! Deine Frau ist tot, so! Eloise und deine Frau sind tot, so! Und das ist allein deine Schuld, so!«
    Dieses kleine Miststück… das war ihr Lieblingssatz, der ihn zutiefst verletzte. Sharko knirschte mit den Zähnen.
    » Halt die Klappe.«
    Alle Köpfe wandten sich zu ihm um. Er sprang mit geballten Fäusten auf, lief zum erstbesten Polizeimeister, der am Kopierer stand, und zeigte ihm seinen Dienstausweis.
    » Sharko, OCRVP .«
    » Ich weiß, Herr Hauptkommissar, brauchen Sie etwas?«
    » Sie müssen glasierte Maronen und Cocktailsauce für mich besorgen. Pink Salad im Ein-Kilo-Glas. Können Sie das bitte tun? Bei den Maronen ist die Marke egal, aber bei der Sauce nur Pink Salad und keine andere.«
    Der Mann sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
    » Also ich…«
    Der Pariser Polizist stemmte die Hände in die Hüften, und seine Schultern wurden breiter. Mit seinen paar Kilo zu viel war der ohnehin schon kräftig gebaute Sharko mehr als respekteinflößend.
    » Ja, Polizeimeister?«
    Der junge Mann wagte keine Einwände mehr und verschwand. Sharko kehrte an seinen Platz zurück. Eugénie lächelte ihn an.
    » Bis gleich, mein lieber Franck.«
    » Ja, ja, hau ab!«
    Sie hüpfte davon und verschwand schließlich hinter einer Korktrennwand. Mit geschlossenen Augen atmete der Kommissar tief durch. Er wurde endlich wieder ruhig. Das Surren der Computer, die quietschenden Sohlen der Kollegen. Er setzte seine Überlegungen fort, blätterte schnell durch den technischen Teil der Berichte, die keine großen Neuigkeiten boten. Die DNA -Analyse war noch nicht abgeschlossen, ebenso die Gesichtsrekonstruktion, von der er sich ohnehin wenig versprach. Bislang ließ sich der Fall knapp wie folgt zusammenfassen: Fünf Männer zwischen zweiundzwanzig und sechsundzwanzig Jahren, einer davon asiatischer Abstammung, zumeist Drogenkonsumenten, waren durch Schüsse verletzt oder getötet worden. Schädeldecken aufgesägt, Augen und Gehirnmasse entnommen, Hände abgehackt, Körper vergraben. Wunderbar…
    Die Ermittlungen gingen nicht besonders schnell voran. Enttäuschend war vor allem, dass der Abgleich mit den Vermisstenmeldungen nichts ergeben hatte. Keine Resultate, wenn man beispielsweise für die letzten fünfzehn Monate einen männlichen Asiaten mit den entsprechenden Kriterien– Größe, Gewicht, geschätztes Alter– eingab. Aber letztlich war das so verwunderlich nun auch wieder nicht. Wenn sie nicht erfasst waren, konnte das auch bedeuten, dass es sich um Asoziale, illegale Einwanderer oder ganz einfach um Ausländer handelte.
    Als Sharko sich später Wasser aus dem zentralen Spender holte, hatte er das Gefühl, sein Gehirn sei völlig vernebelt. Er träumte davon, draußen auf der Terrasse eines Cafés zu sitzen. Der Polizeimeister hatte ihm die Cocktailsauce und die glasierten Maronen gebracht, und Eugénie ließ ihn in Ruhe. Er würde bald ins Hotel zurückgehen, um sich mit Leclerc zu besprechen, und vermutlich in ein oder zwei Tagen seinen Koffer packen. Auch die Nachforschungen in den Krankenhäusern hatten nichts ergeben. Die mit der Nachbarschaftsbefragung betrauten Polizisten

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