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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Ein Bulle? Ein Privatdetektiv? Und worüber ermittelte er?
    » Zwei Jahre? Die Leichen wurden erst vor drei Tagen ausgegraben, und der Tod trat frühestens vor einem Jahr ein. Wie können Sie dann seit zwei Jahren ermitteln?«
    » Erzählen Sie mir von den Leichen. Von den Schädeln, zum Beispiel.«
    Lucie entging kein einziges Wort. Sharko beschloss, doch mehr preiszugeben. Bei solchen Verhandlungen musste man oft Kompromisse eingehen.
    » Die Schädeldecken waren sehr sauber abgesägt, sicher mit einem chirurgischen Instrument. Man hat ihnen die Augen entfernt sowie…«
    » Die Gehirnmasse…«
    Er wusste Bescheid. Ein Typ, sechstausend Kilometer von hier entfernt, war auf dem Laufenden. Lucie stellte die Verbindung zu dem Film her: die leeren Augenhöhlen, die Wunden in Form der Iris. Sie flüsterte Sharko etwas zu. Er nickte und sprach in das Handy:
    » Welchen Zusammenhang gibt es zwischen den Leichen in der Normandie und dem Film von Szpilman?«
    » Die Kinder und die Kaninchen.«
    Lucie versuchte, sich zu erinnern. Sie schüttelte den Kopf.
    » Welche Kinder und welche Kaninchen?«, fragte Sharko. » Was haben sie zu bedeuten?«
    » Sie sind der Schlüssel, der Anfang von allem. Und Sie wissen es.«
    » Nein, ich weiß es nicht! Der Anfang von was, Herrgott noch mal?«
    » Was sonst an den Leichen? Eine Chance, sie zu identifizieren?«
    » Nein. Der Mörder hat alle Möglichkeiten der Identifikation beseitigt. Hände abgehackt, Zähne herausgebrochen. An einer der Leichen, der am besten erhaltenen, fehlen an Armen und Schenkeln ganze Hautpartien, der Mann hat sich selbst verstümmelt.«
    » Haben Sie schon irgendwelche Spuren?«
    Sharko beschloss, subtil vorzugehen.
    » Da muss ich meine Kollegen fragen. Ich bin offiziell im Urlaub. Und ich werde so etwa anderthalb Wochen in Ägypten verbringen, im Bereich von Kairo.«
    Lucie riss wütend die Arme hoch. Sharko zwinkerte ihr zu.
    » Kairo… also, Sie… Nein, so schnell kann das gar nicht gehen. Sie… Sie sind die !«
    Er legte auf. Sharko drückte seinen Mund auf das Mikro des Handys.
    » Hallo! Hallo!«
    Nichts als Schweigen. Lucie klebte buchstäblich an seiner Schulter. Sharko nahm ihr Parfum und ihre schweißfeuchte Haut wahr und hatte nicht den Mut, sie zurückzuschieben.
    Aus und vorbei! Sharko legte das Handy auf den Tisch. Lucie richtete sich wütend auf.
    » Das darf nicht wahr sein! Verdammt noch mal. Ferien in Kairo. Und was machen wir jetzt?«
    Der Hauptkommissar notierte die Nummer des Anrufers auf einer kleinen Papierserviette und steckte sie in seine Tasche.
    » Wir?«
    » Sie und ich. Gehen wir solo vor, oder essen wir vom selben Teller?«
    » Ein Hauptkommissar isst nicht vom selben Teller wie ein Kommissar.«
    » Ich bitte Sie…«
    Sharko nahm einen Schluck von seinem Bier. Etwas Frisches, um einen klaren Kopf zu bewahren. Dieser Tag war besonders emotionsgeladen.
    » Okay. Sie lassen die Sache mit dem Filmrestaurator und geben den Streifen an die Kriminaltechnik. Sie informieren Ihre Abteilung. Die sollen sich ihn genau anschauen. Sorgen Sie dafür, dass ich eine Kopie von allem bekomme. Ihre Leute sollen sich mit den Belgiern in Verbindung setzen, um einen Durchsuchungsbeschluss für das Haus von diesem Szpilman zu erwirken. Wir müssen unbedingt rauskriegen, wer dieser Kanadier ist.«
    Lucie nickte mit dem Gefühl, unter der Last all der zu erledigenden Dinge zusammenzubrechen.
    » Und Sie?«
    Nach anfänglichem Zögern erzählte er ihr von dem Telegramm, das ihm ein Kriminalbeamter namens Mahmud Abd el-Aal geschickt hatte, und von den drei Mädchen mit den aufgesägten Schädeldecken und den Verstümmelungen. Lucie hing an seinen Lippen. Die Sache fesselte sie immer mehr.
    » Er hat gesagt ›Sie sind die‹«, fügte Sharko hinzu. »Das bestätigt, dass der Mörder, den ich suche, nicht allein agiert. Da ist zum einen der ›Chirurg‹, der die Schädel so sauber aufsägt, und zum anderen der Schlächter, der mit der Axt vorgeht.«
    Sharko dachte kurz nach und reichte ihr dann seine Visitenkarte. Lucie tat es ihm gleich. Er steckte ihre Karte ein, trank sein Bier aus und erhob sich.
    » Ich muss noch ein Mückenmittel finden, bevor ich schlafen gehe. Wenn ich Ihnen sagen würde, ich verabscheue Mücken, wäre das reichlich untertrieben. Nein, ich hasse sie regelrecht.«
    Lucie betrachtete Sharkos Visitenkarte, drehte sie um. Sie war unbedruckt.
    » Aber…«
    » Wenn man jemanden einmal gefunden hat, findet man ihn immer wieder.

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