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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    Er legte den exakten Betrag für die beiden Getränke auf den Tisch und streckte ihr die Hand entgegen. Als Lucie sie ergriff, schob er seinen Daumen über ihren. Lucie knirschte mit den Zähnen.
    » Sehr gut, Hauptkommissar. Eins zu null.«
    » Alle nennen mich Shark, nicht Hauptkommissar.«
    » Entschuldigen Sie, aber…«
    » Ich weiß, Sie können es nicht. Dann bleiben wir beim Hauptkommissar. Einstweilen.«
    Er lächelte sie an, doch Lucie nahm etwas Trauriges in seinen dunklen Augen wahr. Dann drehte er sich um und wollte die Terrasse verlassen.
    » Hauptkommissar Shark?«
    » Ja?«
    » In Ägypten… seien Sie vorsichtig.«
    Er nickte und verschwand.
    Einsam… das war das einzige Wort, das Lucie von diesem Gespräch in Erinnerung blieb.
    Ein einsamer Mann, schrecklich einsam. Und verletzt. Wie sie.
    Sie betrachtete die weiße Karte, die sie noch in der Hand hielt, und schrieb diagonal auf die eine Seite » Franck Sharko, alias Shark«. Ein sonderbarer Typ. Ihre Finger strichen sanft über die Buchstaben dieses so hart klingenden Namens. Langsam sprach sie ihn aus, wobei sie jede einzelne Silbe betonte, Franck Shar-ko. Shark… der Hai…
    Dann steckte sie die Karte in ihr Portemonnaie und erhob sich. Der Sonnenball tauchte die Stadt in tiefrote Glut.
    Jetzt zurück ins Kreiskrankenhaus von Lille, zweihundertfünfzig Kilometer von hier entfernt. Ein Riesenspagat zwischen Arbeit und Familie– wie jedes Mal.

Kapitel 15
    Es war bereits 22 Uhr, als Lucie in Juliettes Zimmer trat. Diese keimfreie Krankenhausumgebung war ihr inzwischen fast vertraut. Die Schwestern, die über die Flure huschten, die Rollwagen, beladen mit Windeln und Fläschchen, das Knistern der Neonröhren. Lässig in dem großen braunen Sessel zurückgelehnt, spielte ihre Mutter auf der Konsole.
    Marie Henebelle hatte so gar nichts von einer Großmutter, nicht mal von einer Mutter. Kurzhaarschnitt mit gegelten blondierten Strähnen, modische Kleidung, und sie war auf dem Laufenden, was die neuesten Gadgets für Kinder betraf: Wii, Playstation, Nintendo DS . Sie verbrachte lange Stunden mit dem Computerspiel Cerebral Academy und Call of Duty, bei dem es darum geht, möglichst viele Gegner zu töten. Die Ansteckungsgefahren der virtuellen Welt kannten keine Altersgrenzen.
    Marie empfing ihre Tochter ohne ein Lächeln, sprang auf und griff nach ihrer knallroten Ledertasche.
    » Juliette hat sich heute Nachmittag wieder zweimal übergeben. Mach dich auf Vorhaltungen des Arztes gefasst.«
    Lucie küsste ihre schlafende Tochter, zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe, und wandte sich dann ihrer Mutter zu. Auf dem Bildschirm stand Call of Duty auf » Pause«. Marie hatte soeben drei Soldaten mit der Pumpgun abgeknallt und war sichtlich genervt.
    » Vorhaltungen? Weshalb?«
    » Die Schokolade, die Kekse, die du ihr heimlich gibst. Denkst du, die merken das nicht? Sie haben ständig mit Eltern wie dir zu tun. Eltern, die nicht zuhören.«
    » Sie isst nichts anderes! Wenn ich sehe, wie sie vor diesem grässlichen Püree das Gesicht verzieht, zerreißt es mir das Herz.«
    » Ihr Magen verträgt absolut kein Fett, begreifst du das nicht? Warum musst du dich immer über die Regeln hinwegsetzen?«
    Marie Henebelle war gereizt. Den ganzen Tag eingesperrt, das Fernsehen, diese geisttötenden Videospiele.
    » Du hast Urlaub, du könntest ein bisschen Zeit mit deinen Töchtern verbringen. Aber nein. Du steckst die eine in eine Ferienkolonie und spazierst in Belgien herum und in Paris, während sich die andere die Seele aus dem Leib kotzt.«
    Lucie war am Ende ihrer Kräfte. Diese letzten Stunden waren auch so schon aufreibend gewesen.
    » Maman, ich habe im August noch einmal frei. Dann fahren wir in die Ferien, alle drei. Das ist fest geplant und wird ein richtiger Familienurlaub.«
    Marie steuerte auf die Tür zu.
    » Ich dachte, du hättest Prioritäten in deinem Leben, doch da habe ich mich eindeutig getäuscht. Und jetzt gehe ich schlafen. Weil ich in wenigen Stunden wieder hier antreten soll. Zum Glück ist ja Oma Marie da, oder?«
    Damit verschwand sie. Lucie fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht und schaltete den Fernseher aus. Das Bild des gepixelten Soldaten löste sich augenblicklich auf. Lucie musste an die Worte von Claude Poignet, dem Filmrestaurator, denken: Die Brutalität der Bilder schlug überall zu, selbst in diesem Krankenzimmer in der Kinderstation. Gab es nicht genügend Aggressivität auf den

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