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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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die Beine strich.
    » Und wer kümmert sich jetzt um dich?«
    Kashmareck hielt ihr die Fotos vor die Nase.
    » Was geschehen ist, ist geschehen. Wir sind nicht hier, um uns in Mitleid zu ergehen.«
    Lucie war zu traurig, um zu widersprechen, und sah sich die Fotos an. Dutzende Abzüge, bei deren Anblick sich ihr der Magen umdrehte. Kashmareck deutete auf die Bilder und fuhr fort:
    » Er wurde gefesselt, geknebelt und erhängt, dort an dem Leuchter, und zwar mit Filmmaterial. Ich sehe nicht, wie man das allein schaffen kann. Bei der Deckenhöhe müssen es mindestens zwei Täter gewesen sein. Einer, der ihn hochhebt, einer, der ihn oben befestigt.«
    » Hauptkommissar Sharko geht im Fall Gravenchon von zwei Mördern aus. Das könnte ein Anhaltspunkt dafür sein, dass es sich um dieselben Täter handelt.«
    Kashmareck zeigte auf den Sessel.
    » Wir haben eine leere Filmdose auf dem Polster gefunden. Der Streifen, mit dem er gehenkt wurde, ist Der Schatz des Gehenkten, ein alter Western. Das Opfer hat eine Sammlung von etwa hundert Western in den Schränken oben. Der Schatz des Gehenkten, das muss man sich mal vorstellen. Es lässt sich nicht leugnen, dass diese Kerle einen wirklich makabren Humor haben.«
    Lucie hatte bisher nur Kaffee getrunken, und ihr war leicht übel. Ein Satz des Opfers kam ihr wieder in den Sinn: Wenn ich diese Welt eines Tages verlasse, dann mit einem Filmstreifen in der Hand … Er konnte nicht ahnen, wie recht er damit haben würde. Und ihre persönlichen Sorgen wegen ihrer Tochter und ihrer Mutter machten die Dinge nicht leichter. Zum Glück war die Leiche schon vom Haken entfernt worden, weshalb der Schauplatz unpersönlicher und leichter zu ertragen war.
    Die Kriminaltechniker hatten die relevanten Bereiche abgesteckt. Man konnte sich im Haus bewegen, allerdings nur auf markierten Wegen. Am Boden unter dem Leuchter befand sich eine Blutlache. Überall Tropfen wie bei Regen. Auf den Fliesen, dem unteren Teil der Wand, den Tischbeinen.
    » Nachdem sie ihn aufgehängt hatten, haben sie ihn ausgenommen wie einen Fisch. Dann haben sie an die Stelle der Gedärme den Filmstreifen gestopft. Der Rechtsmediziner ist sich in einem Punkt ganz sicher: Das Opfer war zu diesem Zeitpunkt bereits tot, davon zeugen die Petechien in den Augen. Tod durch Ersticken. Ob hervorgerufen durch das Erhängen– ist noch nicht bekannt.«
    Die Katze lief zur Wohnungstür und miaute, um hinausgelassen zu werden. Lucie öffnete ihr und betrachtete dann eines der Fotos. Der alte Mann, vom Hals bis zum Schambein aufgeschlitzt. Seine Gedärme, aus über einem Meter Höhe hinabgefallen, am Boden verstreut. Keine Augen. Auch hier Enukleation. In den leeren Höhlen steckten zwei kleine Zelluloidstücke, die den Eindruck erweckten, er würde eine Brille mit getönten Gläsern tragen.
    » Die Augen…«
    » Verschwunden.«
    Lucie horchte auf. Noch eine Gemeinsamkeit mit dem Fall von Sharko und den Leichen von Gravenchon. Die Bedeutung des Auges wie in dem Film. Es wurde immer wahrscheinlicher, dass die Täter, die die fünf Männer in der Haute-Normandie vergraben hatten, auch die Mörder von Poignet waren. Kashmareck seufzte und strich sich mit der Hand durch sein kurzes Haar. Er griff nach einem Plastikbeutel und reichte ihn Lucie, die schnell Latexhandschuhe überstreifte. In der durchsichtigen Hülle befanden sich zwei fast identische Bilder, die aus dem Film geschnitten waren. Lucie runzelte die Stirn und hielt die Rechtecke gegen das Licht.
    » Man kann nicht viel erkennen. Man könnte meinen… eine Großaufnahme, direkt am Boden aufgenommen. Hat man herausgefunden, aus welchem Film diese Bilder stammen?«
    » Leider nicht. Wir werden sie unseren Informatikern vorlegen, die sie vergrößern. Wenn nötig, holen wir Kinospezialisten zu Hilfe. Es muss da eine Bedeutung geben.«
    Lucie nahm die perforierten Rechtecke erneut in Augenschein.
    » Sechzehn Millimeter. Wie bei dem gestohlenen Film.«
    Kashmareck deutete auf den Mund der Leiche.
    » Ihre Visitenkarte in seinem Mund, das gibt zu denken. Wir sollten Ihr Haus für einige Tage bewachen lassen.«
    Lucie schüttelte den Kopf.
    » Nicht nötig. Sie sind wie eine Meute von Wölfen. Sie haben mich aufgespürt, ebenso wie Ludovic, und sind uns gefolgt… Mein Schloss hat gestern leicht gehakt. Sie sind sicher bereits in meine Wohnung eingedrungen so wie bei Ludovic und auch hier.«
    Bei dieser Vorstellung lief ihr ein Schauer über den Rücken. Was wäre passiert, wenn sie in

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