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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Paar, das vor fünfzig Jahren zugeschlagen hatte. Und deren Phantome vielleicht zurückgekommen waren…
    Diese Fragen kreisten endlos in ihrem Kopf. Und während das Morgenlicht auf das Kreiskrankenhaus fiel, tauchten die Bilder immer wieder vor ihren Augen auf.
    Wer hatte diesen wahnsinnigen Film gedreht und warum? Was hatten sie den armen Mädchen angetan, die in der Anonymität jener Bilder versteckt waren?
    Hätte es in der Nähe einen großen Keller gegeben, hätte sich Lucie dorthin geflüchtet und in eine dunkle Ecke gekauert, um nachzudenken, nachzudenken, nachzudenken… Sie hätte versucht, dem Mörder ein Gesicht, eine Gestalt zu geben. Es bereitete ihr Vergnügen, die Fährte des Verbrechers, den sie jagte, aufzunehmen wie ein Jagdhund. Und bei diesem Spiel war sie nicht schlecht, das konnte auch Kashmareck bezeugen. Mit seinem Scanner hätte Beckers in ihrem Gehirn sicher ein Areal gesehen, das bei niemandem außer bei ihr angesichts eines Gewaltverbrechens aufleuchtete: das der Lust und der Belohnung. Nicht dass sie Lust empfunden hätte, nein, sie würde sich bei jedem neuen Fall am liebsten übergeben. Sich die Seele aus dem Leib kotzen im Angesicht des Grauens, zu dem Menschen fähig waren. Doch jedes Mal schluckte sie einen unsichtbaren Köder. Einen Haken, der die Kehle und das Innere aufriss, von dem sie sich aber nicht befreien konnte.

Kapitel 26
    Sie waren sicher schon eine halbe Stunde unterwegs. Seit der Wagen über eine Piste rumpelte, hörte Sharko keinen Verkehrslärm mehr. Nur noch ein Knirschen unter den Reifen. Und immer mehr hatte er in seinem Kofferraum den Eindruck, sich dem Ende der Welt zu nähern. Ein höllischer Wind pfiff, und Regen trommelte auf das Blech.
    Ein Sandsturm.
    Atef fuhr mit ihm in die Wüste.
    Er versuchte mit allen Mitteln, sich loszumachen– erfolglos. Das dicke Klebeband schnitt in seine Handgelenke. Das widerliche Tuch, das in seinem Mund steckte, bereitete ihm Übelkeit. Vor seiner Nase schwappte Benzin in einem Kanister. Er sollte also krepieren wie ein Straßenköter? Auf welche Art? Würde man ihn mit Benzin übergießen und anzünden wie Mahmud? Er hatte höllische Angst davor, leiden zu müssen, bevor er das andere Ufer erreichte. Er konnte viel ertragen, und sterben gehörte zu den Spielregeln, nicht aber unter Qualen. Heute würde sich die große Hand der Finsternis um ihn schließen wie ein Sarkophag.
    Er würde zu Suzanne und Eloise gelangen, aber von der falschen Seite her.
    Der Geländewagen hielt an. Der Kofferraum wurde geöffnet. Graues Licht. Ein Schwall von Sand, der in sein Gesicht peitschte. Heulender Wind. Das Hemd über die Nase gezogen, riss Atef Ab el-Aal ihn hoch und zerrte ihn am Arm mit sich. Sharko hatte den Eindruck, man würde ihn auf Wangen, Stirn und Augen schlagen. Sie liefen zwei Minuten geradeaus. Durch den Nebel von Staub und Sand erkannte Sharko eine Steinruine, deren Dach von Wind und Altersschwäche eingestürzt war. Eine seit Langem leer stehende Behausung.
    Sein Grab. Der erbärmlichste und anonymste Ort der Welt.
    Im Inneren ließ Atef ihn los. Sharko brach zusammen und hustete in seinen Knebel.
    Ein Wasserschwall mitten ins Gesicht. Der Sand lief ihm den Hals hinab. Atef fluchte auf Arabisch.
    Der Ägypter zerriss Sharkos Hemd und umwickelte seinen Oberkörper mehrmals mit Klebeband, um ihn so an einen Metallstuhl zu fesseln. Sharko atmete mühsam durch die Nase. Unerträglicher Durst brannte in seiner Kehle. Atef riss ihm den Knebel aus dem Mund. Der Kommissar hustete und spuckte lange, ehe er hervorstieß:
    » Warum?«
    Atef versetzte ihm einen Fausthieb auf die Nase. Seine Züge waren hassverzerrt.
    » Weil man mich beauftragt hat. Und weil man mich fürstlich dafür bezahlt.«
    Er schwenkte Sharkos Handy.
    » Du hast eine Nachricht bekommen.«
    Er hörte sie ab.
    » Eine Frau aus deinem Land. Schöne Stimme… vögelst du sie? Ist sie gut im Bett, du Hurensohn?«
    Er lachte gehässig und suchte in der Liste der ausgehenden Anrufe.
    » Du hast seit gestern nicht telefoniert. Brav. Du hältst dein Wort, was bei euch Europäern eher selten ist. Ach, und zu deiner Information: Mein Onkel ist seit zehn Jahren tot.«
    Sein Peiniger verschwand im Nebenraum. Um die Ruine herum tobte der Wind. Der Boden war mit gebrochenen Dachsparren und Ziegelstücken übersät. Eisenstangen ragten aus dem Mauerwerk wie Dolche. Das Klebeband brannte an Sharkos Handgelenken.
    Der Ägypter kam mit einer großen Autobatterie, einem

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