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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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aber nicht die Kraft, etwas zu tun. Blut quoll aus seinem Mund. Vermutlich war ein Lungenflügel durchbohrt.
    Sharko rollte sich auf die Seite. Er hatte den Eindruck, seine Wirbelsäule sei gebrochen. Eugénie trat zu Ab el-Aal und betrachtete ihn angewidert.
    » So ist dein Leben immer. Tote, Angst, Leid. Ich bin keine zehn mehr, mein lieber Franck, und ich bewundere das Spektakel, das du mir bietest, bereits seit Jahren. Das ist ekelhaft.«
    In seiner merkwürdigen Haltung war Sharko bis zu dem Messer gerobbt, das seine Finger umklammerten.
    » Ich habe dich nicht zurückgehalten. Ich habe dich nie gezwungen, mir zu folgen. Behaupte jetzt nicht das Gegenteil.«
    Es gelang ihm ohne große Mühe, seine Fesseln zu durchschneiden.
    Er richtete sich auf, lief zu der Feldflasche mit Wasser, die Atef mitgebracht hatte, und trank ausgiebig. Die Flüssigkeit lief über sein Kinn und seine Brust, wo die verbrannten Haare geschmolzen waren. Es roch nach verkohltem Fleisch. Mit einem Stofffetzen wischte er sich übers Gesicht und trat zu Atef, der noch atmete. Sharko durchsuchte die Taschen seines Peinigers. Papiere, Brieftasche, ein Feuerzeug. Er nahm die Autoschlüssel und sein eigenes Handy an sich und goss Benzin über den Kopf des Arabers. Der Sterbende fand noch die Kraft, entsetzt die Augen aufzureißen.
    Sharko sah zu Eugénie hinüber, die in einer Ecke hockte.
    » Du brauchst ja nicht hinzuschauen.«
    » Ich will dich sehen. Sehen, von welchem Horror du dich nährst, um zu leben.«
    » Er hat es verdient. Das wirst du doch wohl verstehen.«
    Sharko biss die Zähne zusammen und zögerte. Langsam hob er seinen wütenden Blick zu Atef und näherte sich dann seinem Gesicht.
    » Mein ganzes Leben lang habe ich Dreckskerle wie dich gejagt. Und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich sie alle getötet. Und noch heute verabscheue ich sie aufs Tiefste.«
    Er drehte das Zündrad des Feuerzeugs und lächelte.
    » Danke für den Tipp mit den Krankenhäusern. Und das ist für deinen Bruder, du Hurensohn.«
    Er blieb reglos stehen. Er wollte, dass der Araber seinen Anblick mit in den Tod nahm. Er lächelte noch, als sich Atef in letzter Qual wand und seine Haut aufzuplatzen begann. Dann lief er, ohne sich weiter um Eugénie zu kümmern, mit gesenktem Kopf hinaus. Um ihn herum herrschte die reinste Weltuntergangsstimmung. Man konnte keine zehn Meter weit sehen, und der schwarze Rauch vermischte sich mit Sand. Sharko entdeckte den Geländewagen und flüchtete sich hinein. Er musste eine halbe Stunde warten, bis der Sturm wie eine gigantische Woge nach Westen weiterzog. Die Durchsuchung des Autos ergab nichts. Nur einen Stift und ein paar Klebezettel. Das gegrillte Schwein war vorsichtig gewesen. Die Nachricht auf seinem eigenen Handy war nur von Henebelle. Er würde sie von Paris aus anrufen.
    Der Wagen war mit einem GPS ausgerüstet, das man auf » Englisch« umschalten konnte. Der Kommissar versuchte es mit » Cairo Center«, und so unglaublich es auch scheinen mochte, der Apparat zeigte ihm den Weg: etwa fünfzehn Kilometer, zehn davon über glühende Wüstenpiste. Abd el-Aal würde man erst in geraumer Zeit entdecken.
    Sharko betrachtete seine Hände, sie zitterten nicht. Er hatte kaltblütig und ohne den geringsten Skrupel einen Menschen verbrannt. Getrieben von einem gefährlichen Hass. Er hatte geglaubt, nicht mehr in der Lage dazu zu sein, doch die Glut der Finsternis schwelte, tief in seinem Inneren verborgen, weiter. So etwas wird man nie los.
    Ehe er den Motor anließ, notierte Sharko die genauen GPS -Koordinaten, obwohl er eigentlich nicht glaubte, je hierher zurückzukehren…
    Schnell erkannte er die Ausläufer der Mokattam-Bergkette und die Saladin Zitadelle. Sobald er in der Stadt war, warf er das GPS -Gerät aus dem Fenster und stellte den Geländewagen in einer verlassenen Ecke unweit der Totenstadt ab. Bei den vielen Ersatzteilverkäufern, die in diesem Viertel lebten, würde es keine Stunde dauern, bis das Auto völlig ausgeschlachtet wäre.
    Er hatte Glück. In Frankreich wäre ein solches Verbrechen angesichts all der kriminaltechnischen Möglichkeiten und der Verbissenheit der Polizei, die Wahrheit aufzudecken, wohl kaum unaufgeklärt geblieben. Aber hier… die Hitze, die Wüste, die Aasvögel und noch dazu die Unfähigkeit der Kripo…
    Zu Fuß begab sich Sharko zu einer großen Straße auf der anderen Seite der Zitadelle. Der Verkehrslärm hatte ausnahmsweise eine beruhigende Wirkung auf ihn. Ein Taxi hupte,

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