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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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konnte.
    Kirby fragte sich, ob er seine Aufgabe wirklich so vermasselt hatte, wie das im Augenblick den Anschein hatte. Aber das konnte er noch nicht entscheiden – jetzt noch nicht. Später könnte Weiner natürlich Protest gegen die ihm widerfahrene Behandlung einlegen; und Kirby würde sich möglicherweise urplötzlich auf einem Posten wiederfinden, wo er weit nebensächlichere Tätigkeiten zu erledigen hatte. Diese Vorstellung war nicht eben erheiternd. Kirby sah seine Karriere als etwas sehr Wichtiges an, vielleicht sogar als das einzig Wichtige in seinem Leben, und diese Karriere wollte er nicht in einer Nacht zu Scherben machen.
    Die beiden Männer gingen zu den Sniffer-Zellen.
    „Sagen Sie mal“, meinte Weiner, „glauben diese Leute wirklich an all den Quatsch mit dem Elektron?“
    „Das weiß ich leider ganz und gar nicht. Ich habe mich noch nicht allzu intensiv damit beschäftigt, Nat.“
    „Sie konnten doch das Anwachsen dieser Bewegung verfolgen. Wie viele Mitglieder hat sie jetzt eigentlich?“
    „Ein paar Millionen, schätze ich.“
    „Eine ganz schöne Menge. Auf dem ganzen Mars haben wir nur sieben Millionen Menschen. Und wenn bei Ihnen so viele zu diesem Bekloppten-Kult übertreten …“
    „Heutzutage gibt es eine ganze Menge religiöser Sekten auf der Erde“, sagte Kirby. „Es ist eben eine apokalyptische Zeit. Die Leute dürsten nach der Gewißheit. Sie spüren, daß die Erde im Verlauf der Ereignisse ins Hintertreffen geraten ist. Deshalb suchen sie nach Einheit, nach einem Weg, der sie aus all der Verwirrung und Zerstückelung hinausführt.“
    „Sollen sie doch auf den Mars kommen, wenn sie Einheit suchen. Wir haben Arbeit für jedermann und keine Zeit, uns in irgendwelche Spitzfindigkeiten über die Harmonie der Schöpfung zu verlieren.“ Weiner brach in schallendes Gelächter aus. „Ach, zur Hölle damit. Erzählen Sie mir etwas über dieses Sniffer-Zeugs.“
    „Opium ist nicht mehr in Mode. Wir inhalieren exotischere Sachen, Mercaptane. Man sagt, die Halluzinationen seien sehr unterhaltend.“
    „Man sagt es? Wissen Sie es denn nicht? Kirby, wissen Sie denn überhaupt nicht aus eigener Erfahrung über irgend etwas Bescheid? Sie sind ja schon tot, Sie sind ein Zombie. Ein Mann braucht seine Laster, Kirby.“
    Der UN-Beamte dachte an die Nichts-Kammer, die in dem hochaufragenden Turm auf der tröstlichen Insel Tortola auf ihn wartete. Sein Gesicht war eine steinerne Maske. Er sagte: „Einige von uns haben zuviel am Hals, um sich auch noch ein Laster leisten zu können. Aber dieser Besuch von Ihnen, Nat, scheint zu einer großen Bildungsreise für mich zu werden. Kommen Sie, sniffen wir.“
    Ein Robot rollte auf sie zu. Kirby legte den rechten Daumen auf die leuchtende gelbe Platte auf der Brust des Automaten. Das Licht leuchtete auf, als Kirbys Daumenabdruck registriert wurde.
    „Wir schicken die Rechnung an Ihre Zentrale“, sagte der Roboter. Er hatte einen absurd tiefen Tonfall; Klangschwierigkeiten auf dem Programmierungsband, vermutete Kirby. Als das Metallwesen wieder wegrollte, zeigte es einen leichten Rechtsdrall. Rost im Bauch, sagte sich Kirby. Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig, daß die Rechnung gar nicht abgeschickt wurde. Kirby nahm eine Sniffer-Maske und reichte sie Weiner, der es sich auf einer Couch an der Wand der Zelle bequem gemacht hatte. Der Marsianer setzte die Maske auf.
    Kirby nahm eine andere und streifte sie über Nase und Mund. Er schloß die Augen und ließ sich auf dem Webschaum-Korbstuhl am Zelleneingang nieder. Ein Moment verstrich, dann roch er das Gas, wie es in seine Nase kroch; ein übelkeiterregender süß-saurer Geruch, wie Schwefel.
    Kirby wartete auf die Halluzinationen.
    Er wußte, daß es Leute gab, die täglich mehrere Stunden in solchen Zellen verbrachten. Die Regierung hob immer wieder von neuem die Vergnügungssteuer darauf an, um die Sniffer von ihrem Laster abzubringen. Aber sie kamen trotzdem, selbst für zehn, zwanzig oder dreißig Dollar pro Sniff. Das Gas selbst machte nicht süchtig; zumindest nicht physisch süchtig wie zum Beispiel Heroin. Es war eher eine psychologische Abhängigkeit, etwas, das man beenden konnte, wenn man es wirklich vorhatte; aber niemand verspürte Lust, damit aufzuhören – wie beim Sexualtrieb oder beim leichten Alkoholismus. Manche sahen im Sniff sogar so etwas wie eine Religion. Nun, jedermann nach seinem Gusto. Dies war eine überfüllte Welt, die unzählige Glaubensrichtungen

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