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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Kamera.
    Solche Gegenstände befanden sich im ersten Stock. Mondschein ging in den Lagerraum, öffnete einen Wandschrank und entnahm ihm einen kompakten Gegenstand von etwa fünfzehn Zentimetern im Quadrat. Ohne übertriebene Eile verließ er das Gebäude wieder. Die Kamera hatte er im Ärmel verschwinden lassen.
    Mondschein überquerte einen weiteren Platz und näherte sich dem Labor XXIa, wo die Langlebigkeitsforschung betrieben wurde. Tagsüber war er zuletzt dort gewesen, um an sich eine Biopsie vornehmen zu lassen. Flink trat er nun durch die sich öffnende Tür und ging in das Kellerstockwerk. Er betrat einen kleinen Raum zu seiner Linken. An der hinteren Wand befand sich auf einer Werkbank ein photomikrographisches Magazin. Mondschein berührte mit dem Knöchel den Schirmaktivator, und eine Förderkette transportierte die Photomikrographien in einen Projektor. Die Bilder erschienen im Zuschauerobjektiv.
    Mondschein aktivierte seine Kamera und machte von jeder Photomikrographie, sobald sie erschien, ein Hologrammbild. Die Arbeit ging rasch vonstatten. Der Laserstrahl der Kamera blitzte hinaus, schoß auf die gewünschten Objekte zu, schoß wieder zurück und kreuzte im 45°-Winkel einen zweiten Strahl. Die Hologramme würden ohne die richtige Sicht- und Projektionsanlage nicht zu verwerten sein; nur ein zweiter Laserstrahl, der im gleichen Winkel stand wie der, mit dem die Hologramme gemacht worden waren, konnte die undurchschaubaren Muster aus sich miteinander kreuzenden Kreisen auf den Platten in richtige Bilder verwandeln. Mondschein wußte, daß diese Bilder dreidimensional und von ausgezeichneter Wiedergabequalität sein würden. Aber zu keiner Zeit hielt er inne, um sich Gedanken über den Zweck zu machen, dem sie zugeführt werden sollten.
    Er lief durch das ganze Labor und photographierte alles, was irgendwie wichtig sein konnte. Die Kamera konnte mehrere hundert Bilder schießen, ohne nachgeladen zu werden. Mondschein drückte wieder und wieder auf den Auslöser. Nach zwei Stunden hatte er im wahrsten Sinn des Wortes das gesamte Labor im Bild festgehalten.
    Er trat wieder hinaus, und die Morgenfrische ließ ihn etwas frösteln. Das Morgengrauen setzte ein. Mondschein brachte die Kamera dorthin zurück, wo er sie hergeholt hatte, nachdem er den holographischen Film daraus entfernt hatte. Die Filmbilder waren winzig, die gesamte Kapsel war nur wenig größer als ein Daumennagel. Er ließ sie in seine Brusttasche gleiten und kehrte zum Schlafsaal zurück.
    In dem Moment, wo sein Kopf das Kissen berührte, hatte er bereits vergessen, daß er in dieser Nacht den Raum verlassen hatte.
    Am Morgen sagte Mondschein zu Capodimonte: „Laß uns heute nach Frijoles fahren.“
    „Das scheint dir ja wirklich Spaß zu machen, was?“ sagte Capodimonte und grinste.
    Mondschein zuckte die Achseln. „Das ist nur eine vorübergehende Laune. Ich möchte gern die Ruinen sehen. Was ist denn schon dabei?“
    „Wir könnten ja auch nach Puye fahren. Dort bist du noch nicht gewesen. Puye ist sehr beeindruckend und eigentlich ganz anders als …“
    „Nein“, sagte Mondschein. „Frijoles. Einverstanden?“
    Sie erhielten die Erlaubnis, das Zentrum zu verlassen – für untere Technikerdienstgrade war das nicht allzu schwer –, und am frühen Nachmittag fuhren sie nach Westen zu den indianischen Ruinen. Der Gleiter summte die Straße nach Los Alamos entlang – zu einer früheren Zeit war auch diese Stadt eine geheime wissenschaftliche Forschungsstätte gewesen –, bogen dann aber vor Los Alamos nach links ins Bandelier-Denkmalschutzgebiet ab. Hier rumpelten sie etliche Meilen über eine altertümliche Asphaltstraße, bis sie das Zentrum des Schutzgebietes erreichten.
    Der Ort war eigentlich nie überlaufen, und nun, da der Sommer vorüber war, befand sich so gut wie niemand hier. Die beiden Altardiener schlenderten mit dem Gleiter über die Hauptstraße an der halbkreisförmigen, am Boden eines Canons errichteten Puebloruine vorbei, die unter dem Namen Tyuonyi bekannt war; sie war in das vulkanische Tuffgestein hineingegraben worden. Dann fuhren sie über den gewundenen Pfad hoch zu den Höhlenbehausungen. Als sie die Kiva erreichten, eine ausgehöhlte Kammer, die einst den prähistorischen Indianern als Kultstätte diente, sagte Mondschein: „Warte eine Minute. Ich möchte einen Blick hineinwerfen.“
    Er mühte sich die Holzleiter hoch und kraxelte in die Kiva. Ihre Wände waren vom Rauch antiker Feuer geschwärzt.

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