Öffnet den Himmel
Biologische Forschungen. Es breitete sich über eine Fläche von etwas über fünfzehn Quadratmeilen über das flache Land aus. Über jeden Zentimeter war es von einem hocheffektiven Zaun umgeben. Innerhalb befanden sich Dutzende von Gebäuden: Schlaf- und Wohnräume, Labors und andere Anlagen, die einem weniger augenfälligen Zweck zu dienen schienen. Das ganze Unternehmen wurde von den Spenden der Gläubigen getragen, die je nach Grad ihrer Überzeugung gaben – einen Dollar hier, tausend Dollar dort.
Das Zentrum war Herz und Seele der Vorster-Bewegung. Hier wurden die Forschungen betrieben, die dazu dienten, das Leben von allen Vorstern auf der ganzen Welt zu verlängern. Die Essenz des enormen Erfolgs der Bruderschaft lag darin, daß sie nicht nur der Seele Trost versprach – das konnten die alten Religionen genauso gut –, sondern darüber hinaus auch die Vorzüge der fortgeschrittensten wissenschaftlichen Errungenschaften.
Vorster-Krankenhäuser befanden sich heute in jeder größeren Stadt. Die Vorster-Mediziner standen in der ersten Reihe ihres Berufszweigs. Die Bruderschaft der Immanenten Strahlung heilte beides: den Körper und die Seele.
Und die Bruderschaft leugnete auch gar nicht, daß das oberste Ziel ihrer Bewegung der Sieg über den Tod war; nicht nur die Ausrottung der Krankheiten, sondern die Überwindung des Alterungsprozesses. Schon vor der Vorster-Bewegung hatte die Menschheit große Fortschritte in dieser Richtung erzielt. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag mittlerweile bei etwas über neunzig Jahren, in manchen Staaten sogar über einhundert Jahren. Das war auch der Grund, warum die Erde so übervölkert war, trotz der heute fast überall wirksamen strikten Regelungen zur Geburtenkontrolle. Die Erdbevölkerung belief sich jetzt auf knapp elf Milliarden; und obwohl die Geburtenrate stark gedrosselt war, übertraf diese immer noch die Sterberate.
Die Vorster hofften, die Lebenserwartung für diejenigen immer noch höher zu schrauben, die das gerne wollten. Hundertzwanzig Jahre, hundertfünfzig – wo lag die letzte Grenze? Warum nicht zweihundert, dreihundert oder gar tausend Jahre lang leben?
„Gib uns das ewige Leben“, riefen die Völker und drängelten sich in den Vorster-Kirchen, um sicherzugehen, daß sie zu den Auserwählten gehörten.
Natürlich machte die Lebensverlängerung das Problem der Überbevölkerung noch vertrackter. Der Bruderschaft war das bewußt. Und sie verfolgte andere Ziele, um mit diesem Problem fertig zu werden: Der Menschheit sollte das All eröffnet werden – und das war das eigentliche Ziel der Bruderschaft.
Die Kolonisierung des Weltalls durch die Menschen hatte schon einige Generationen eingesetzt, bevor Noel Vorst seine Bewegung gegründet hatte. Mars und Venus waren beide besiedelt worden, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Keiner von diesen Planeten war für die Menschen bewohnbar gewesen. Also hatte man den Mars verändert, damit Menschen darauf leben konnten, und die Menschen verändert, damit sie auf der Venus leben konnten.
Beide Niederlassungen gediehen. Aber das reichte kaum aus, um dem Problem der Überbevölkerung Herr zu werden; einhundert Jahre lang müßten Tag und Nacht Raumschiffe die Erde verlassen, um genug Menschen zu den Kolonien zu transportieren, damit eine Lücke in den Massen auf der Heimatwelt entstehen würde; und das war schon rein ökonomisch unmöglich.
Aber wenn man Welten außerhalb des Sonnensystems zu erreichen vermochte … und falls diese nicht allzu intensiv terranisiert werden mußten, bevor man auf ihnen wohnen konnte … und falls einige neue und kostengünstige Transportsysteme entwickelt werden konnten …
„Das sind aber eine Menge Wenn und Aber“, sagte Mondschein.
Capodimonte nickte. „Das will ich auch gar nicht bestreiten. Aber das sind doch auch keine Gründe, es sein zu lassen.“
„Glaubst du ernsthaft daran, daß es eine Möglichkeit gibt, Menschen mittels PSI-Kraft zu den Sternen reisen zu lassen?“ fragte Mondschein. „Meinst du nicht, daß dies ein allzu wilder und phantastischer Traum ist?“
Lächelnd sagte Capodimonte: „Wilde und phantastische Träume treiben die Menschheit voran. Die Suche nach dem christlichen Priesterkönig Johannes, den man in Äthiopien wähnte, die Suche nach der Nordwestpassage um Amerika, die Suche nach dem wertvollen Einhorn – nun, das hier ist unser Einhorn, Mondschein. Warum also im Skeptizismus schwelgen? Nimm doch mal dich selbst; bekommst du
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