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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Weise, Inspektor Magnus“, sagte Kirby gepreßt.
    „Ich möchte nur wissen, wer uns diesen Spion ins Nest *
    Kirby atmete tief ein. „Also gut“, sagte er. „Ich werde es Ihnen sagen. Sie alle sollen meine Zeugen sein. Die Anordnung kam von Vorst. Noel Vorst rief mich an und sagte, er wolle, daß dieser Mann nach Santa Fe geschickt werde. Vorst hat ihn überwiesen. Vorst! Was sagen Sie nun?“

 
9
     
     
     
    Man war noch lange nicht mit dem Verhör Mondscheins fertig. Unmengen von Espern untersuchten ihn und versuchten, die Löschung zu durchbrechen, aber sie hatten keinen Erfolg. Man versuchte es auch mit organischen Methoden: Mondschein wurde mit allen Arten von Wahrheitsseren vollgepumpt, angefangen vom Natrium-Pentothal bis hin zu den modernsten Mitteln. Ganze Kompanien von Brüdern mit unbeweglichen Gesichtern fragten Mondschein erbarmungslos aus. Der Altardiener ließ sie die letzten Geheimnisse seiner Seele offenlegen, so daß auch das letzte bißchen Schlechtigkeit, jeder selbstsüchtige Augenblick seines Lebens, eben alles, was ihn zum Menschen machte, wie ein aufgeschlagenes Buch vor ihnen lag. Aber sie entdeckten nichts, was ihnen weiterhelfen konnte. Ebensowenig brachte ein vierstündiger Aufenthalt Mondscheins in der Nichts-Kammer die gewünschten Ergebnisse; die Folge war nur, daß das Gehirn des Altardieners noch drei Tage später viel zu schwammig war, um ihm die Möglichkeit zu geben, auf eine Frage zu antworten.
    Mondschein war genauso verwirrt wie die anderen. Er hätte freudig seine verruchtesten Sünden eingestanden; und tatsächlich beichtete er auch etliche Male während der endlosen Verhöre, bloß um die Last von seiner Seele zu nehmen. Aber die Esper erkannten natürlich diese Beweggründe und lachten höhnisch über seine Bekenntnisse. Er wußte, daß er irgendwie den Feinden der Bruderschaft in die Hände gefallen war und mit ihnen einen Pakt geschlossen hatte, den er auch getreulich erfüllt hatte. Aber im Grunde konnte er sich an keine Einzelheit erinnern. Ganze Segmente seines Erinnerungsvermögens waren verschwunden, und das bereitete ihm Angst.
    Er wußte, daß er erledigt war. Natürlich würden sie ihn nicht in Santa Fe bleiben lassen. Sein Traum, bereitzustehen, wenn die Unsterblichkeit erreicht sein würde, war nun ausgeträumt. Sie würden ihn mit flammenden Schwertern hinaustreiben, und er würde verwelken und immer älter werden; und er würde sich verfluchen, seine große Chance vertan zu haben. Davon abgesehen konnten sie ihn auch einfach töten oder ihn mit einer subtilen Methode bestrafen, die langsam, aber unaufhaltsam seinen Körper zerstörte.
    Ein leichter Dezemberschnee fiel an jenem Tag vom Himmel, als Inspektor Kirby erschien und ihm das Urteil verkündete.
    „Sie können gehen, Mondschein“, sagte der große Mann düster. Er benutzte jetzt wieder die förmliche Anrede, die nur im Verkehr mit Nichtmitgliedern der Bruderschaft sowie unter den höchsten Würdenträgern üblich war.
    „Gehen? Wohin?“
    „Wohin Sie wollen. Ihr Fall ist entschieden worden. Sie sind für schuldig befunden worden, aber es bestehen berechtigte Zweifel daran, daß Sie mit voller Absicht gehandelt haben. Sie werden aus der Bruderschaft ausgestoßen, doch ansonsten droht Ihnen keine weitere Bestrafung.“
    „Heißt das, daß ich auch als Gemeindemitglied aus der Kirche ausgestoßen bin?“
    „Nicht unbedingt. Das liegt ganz an Ihnen. Falls Sie eine Andacht besuchen wollen, werden wir Ihnen den Trost unseres Glaubens nicht verweigern“, sagte Kirby. „Aber Sie können auf keinen Fall mehr eine Position in unserer Kirche besetzen. Sie haben gegen uns intrigiert, und wir können Sie daher in Zukunft nicht mehr in unseren Reihen dulden. Es tut mir leid, Mondschein.“
    Mondschein tat es auch leid, aber andererseits fühlte er sich auch erleichtert. Sie wollten keine Rache an ihm nehmen. Er hatte nichts verloren, bis auf seine Chance, am ewigen Leben teilhaftig zu werden, und möglicherweise würde er so wie jeder andere normale Gläubige doch noch in diesen Genuß kommen.
    Natürlich war es vorbei mit seiner Möglichkeit, in der Vorster-Hierarchie aufzusteigen. Aber da gab es ja noch eine andere Rangordnung, dachte Mondschein, wo man erheblich leichter nach oben kommen konnte.
    Die Bruderschaft brachte ihn anstandslos in die Stadt Santa Fe, versah ihn mit etwas Geld und gab ihn frei. Mondschein begab sich unverzüglich in die nächste Kirche der Transzendenten Harmonie, die sich

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