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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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acht Kilometer weit sicher befördern konnte, war es nur noch ein quantitatives Problem und kein qualitatives, jemanden zum Prokyon zu schicken. Martell mußte seine Leute davon in Kenntnis setzen. Santa Fe brauchte ihn – diese riesige Ansammlung von Gebäuden, wo Wissenschaftler Gene aufteilten und mühsam wieder zusammensetzten, wo Esperfamilien sich endlosen Testreihen unterwarfen, wo Bionikspezialisten Wunder vollbrachten, die jenseits des Verstandesvermögens lagen.
    Aber er ging nicht zurück. Ein persönliches Erscheinen erschien ihm nicht nötig zu sein. Eine Nachricht würde genügen. Die Erde war nun für Martell ein fremder Planet, und er stellte es sich nicht als besonders angenehm vor, dorthin zurückzukehren und sein weiteres Leben in Atemanzügen zu verbringen. Er strich den Gedanken an eine Rückreise.
    Dank der hervorragenden Ausrüstung in Nat Weiners Botschaft konnte Martell einen Bericht aufsetzen und zu Kirby nach Santa Fe senden. Er blieb in der marsianischen Botschaft, um dort auf die Antwort des Koordinators zu warten. Er hatte die Lage auf der Venus so beschrieben, wie sie sich ihm darstellte, und brachte seine große Befürchtung zum Ausdruck, daß die Harmonisten bereits zu weit vorangekommen seien und bald schon die Sterne erreichen konnten. Pünktlich erschien Kirbys Antwort. Er dankte Martell für seine wertvollen Nachrichten. Und er fügte eine beruhigende Notiz hinzu: Auch die Harmonisten seien Menschen, sagte er. Falls sie die Sterne erreichen sollten, sei das eine menschliche Errungenschaft; nicht ihrer, nicht unserer, sondern jedermanns Vorteil. Denn damit sei der Weg geöffnet. Ob Bruder Martell da mit ihm konform gehen könne, fragte Kirby zum Schluß.
    Martell fühlte sich jeder Grundlage enthoben. Was wollte Kirby damit sagen? Mittel und Zweck schienen ihm hoffnungslos durcheinandergebracht und aus der Bahn geraten. War das Ziel der Bruderschaft etwa damit erreicht, wenn die Häretiker das Universum eroberten? Unglücklich stand er vor dem improvisierten Altar in dem Zimmer, das Weiner ihm überlassen hatte, und suchte Antworten auf Fragen, die nicht zu beantworten waren.
    Ein paar Tage später ging er wieder zu den Harmonisten.

 
7
     
     
     
    Martell stand mit Christopher Mondschein am Ufer eines funkelnden Sees. Durch die Wolken drang das dumpfe Leuchten der versteckten Sonne und spendete diesem See, der alles andere als Wasser führte, einen matten Glanz. Aber nicht das Tanzen der Sonnenstrahlen ließ den See funkeln; es wimmelte darin von Leuchttierchen, die sich am Grunde des Sees aufhielten. Deren Tentakel schaukelten in der Unterwasserströmung und produzierten so die leicht grünliche Strahlung.
    Es hielten sich noch andere Lebewesen in dem Gewässer auf. Martell sah sie, wie sie unter der Wasseroberfläche schwammen: gerippte und knochige Wesen, mit knirschenden Reißzähnen und metallisch glänzenden Flossen. Hier und da stieß eine Schnauze durch das Wasser, und eine schlanke, häßliche Kreatur schoß sechs Meter durch die Luft, bevor sie wieder eintauchte. In der Tiefe ließen sich zuckende, mit Saugnäpfen versehene Ranken ausmachen, die irgendwelchen Monstern gehörten, auf deren Bekanntschaft Martell jedoch liebend gern verzichtete.
    Mondschein sagte: „Ich dachte, ich würde Sie nie mehr wiedersehen.“
    „Wann? Als ich damals herauskam, um den Venusiern gegenüberzutreten?“
    „Nein, später, als Sie sich bei den Marsianern einrichteten. Ich dachte, Sie träfen dort Vorbereitungen für eine Rückkehr zur Erde. Sie wissen doch, wie hoffnungslos es ist, hier eine Vorster-Gemeinde gründen zu wollen.“
    „Das weiß ich“, sagte Martell. „Aber die Schuld am Tod des Jungen lastet auf meinem Bewußtsein. Ich kann nicht einfach verschwinden. Ich habe ihn dazu gebracht, daß er zu mir kam, und dafür ist er auch gestorben. Er würde heute noch leben, wenn ich ihn weggeschickt hätte. Und ich wäre jetzt tot, wenn mich nicht einer Ihrer anderen Jungen in Sicherheit teleportiert hätte.“
    „Elwhit war einer unserer besten Zöglinge“, sagte Mondschein bitter. „Wenn er nur nicht diesen ungestümen Zug an sich gehabt hätte – dieser Zug, der ihn andererseits auch zu uns geführt hat. Er war wirklich eine rastlose Persönlichkeit. Ich wünschte, Sie hätten ihn nicht behelligt.“
    „Ich tat, was ich tun mußte“, antwortete Martell. „Es tut mir leid, daß soviel Unheil daraus erwachsen ist.“ Er folgte mit den Augen der verschlungenen Bahn einer

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