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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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schwarzen Schlange, die unter der Wasseroberfläche den See von rechts nach links durchquerte. Mit erschreckender Schnelligkeit streckte sie plötzlich teleskopartige Glieder aus und fing einen Vogel aus seinem niedrigen Flug.
    Vorsichtig sagte Martell: „Ich bin nicht hierher zurückgekehrt, um Sie auszuspionieren. Ich kam zurück, um Ihrer Bewegung beizutreten.“
    Mondscheins hochgewölbte, blaue Stirn legte sich etwas in Falten. „Bitte, diese Sache haben wir doch schon längst ausdiskutiert.“
    „Dann testen Sie mich! Lassen Sie einen Ihrer Esper in meinem Gehirn lesen! Ich schwöre Ihnen, Mondschein, daß ich es aufrichtig meine.“
    „Man hat Ihnen in Santa Fe eine Reihe von hypnotischen Befehlen eingegeben, da bin ich mir ganz sicher. Ich habe so etwas ja am eigenen Leib schon einmal erfahren. Man hat Sie als Spion hierhergesandt, obwohl Sie selbst davon gar nichts wissen. Und wenn wir Sie testen würden, hätten wir sicher Schwierigkeiten, das Gewünschte zu finden. Sie speichern alles in sich auf, was Sie über uns herausfinden können, und dann kehren Sie nach Santa Fe zurück. Dort wird man Sie einem Telepathen vorsetzen, der alles aus Ihnen herauspumpt. Na, was sagen Sie dazu?“
    „Nein, dem ist ganz und gar nicht so.“
    „Sind Sie sich da sicher?“
    „Hören Sie mal zu“, sagte Martell, „ich glaube nicht, daß man irgend etwas mit meinem Gehirn in Santa Fe angestellt hat.
    Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich auf die Venus gehöre. Ich bin diesem Planeten angepaßt worden.“ Er streckte die Hände aus.
    „Meine Haut ist blau. Mein Metabolismus ist der Alptraum jedes Biologen. Ich besitze Kiemen. Ich gehöre auf die Venus, denn das ist der Ort, wohin die Veränderten gehen. Als Vorster kann ich hier nicht bleiben, weil die Einheimischen mich nicht lassen. Daher muß ich mich Ihnen anschließen. Verstehen Sie das denn nicht?“
    Mondschein nickte. „Ich halte Sie immer noch für einen Spion.“
    „Ich sage Ihnen doch …“
    „Regen Sie sich nicht auf“, sagte der Harmonist. „Seien Sie ein Spion. Dagegen gibt es doch kaum etwas einzuwenden. Sie können bleiben und bei uns eintreten. Sie werden unsere Brücke sein, Bruder. Sie werden das Verbindungsglied bilden, das die Vorster mit den Harmonisten verbindet. Arbeiten Sie für beide Seiten, wenn Ihnen das beliebt. Das verträgt sich ausgezeichnet mit unseren Plänen.“
    Wieder einmal vermeinte Martell, der Boden unter seinen Füßen würde sich auftun. Er kam sich vor wie in einem Antigravschacht, bei dem plötzlich die gesamte Schwerkraft ausgesetzt hatte – und er fiel, fiel immer weiter, endlos tief. Er suchte und fand die milden Augen und entdeckte dort, daß Mondschein von irgendeiner verrückten ökumenischen Wunschvorstellung besessen war, von irgendeiner ganz persönlichen, märchenhaften Vorstellung, die …
    Er sagte: „Versuchen Sie etwa, die beiden Bewegungen wieder zusammenzuführen?“
    „Das ist keine fixe Idee von mir, sondern Bestandteil von Lazarus’ Plan.“
    Martell dachte, Mondschein meinte damit seinen Assistenten Lazarus, und sagte daher: „Ist er denn hier der Vorgesetzte und nicht Sie?“
    Lächelnd antwortete Mondschein: „Ich meine nicht unseren Lazarus hier. Ich sprach von David Lazarus, dem Gründer unserer Bewegung.“
    „Er ist doch tot.“
    „Natürlich, aber wir verfolgen immer noch den Kurs, den er vor einem halben Jahrhundert für uns ausgearbeitet hat. Und dieser Kurs sieht letztlich die Wiedervereinigung beider Bewegungen vor. Das kann auch gar nicht ausbleiben, Martell. Beide verfügen über etwas, was der andere haben will. Sie besitzen die Erde und die Unsterblichkeit, wir die Venus und die Telekinese. Da muß es doch zu einem gewissen Interessenverbund kommen; und möglicherweise sind Sie einer der Männer, die das zustande bringen.“
    „Das können Sie ja wohl nicht ernst meinen.“
    „Ich meine es so ernst, wie mir das nur möglich ist“, sagte Mondschein.
    Martell bemerkte, wie das Gesicht des Harmonisten sich verhärtete; die liebenswürdige Maske verschwand. „Möchten Sie ewig leben, Martell?“
    „Ich bin nicht scharf darauf, zu sterben. Ausgenommen natürlich für einen höheren Zweck.“
    „Mit anderen Worten heißt das, Sie wollen so lange wie möglich in Ehren leben.“
    „Richtig.“
    „Die Vorster kommen diesem Ziel von Tag zu Tag näher. Wir haben gewisse Vorstellungen von dem, was in Santa Fe vor sich geht. Einmal, vor ungefähr vierzig Jahren, haben wir den

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