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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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gegeben und war in die Stadt zurückgekehrt, in der Hoffnung, dass die Männer, die das Haus beobachteten, ihm folgen würden.
    Bunny sagte ein paar Worte, um die arme alte Dame zu beruhigen. Niemand wolle Dad ins Gefängnis stecken, sie wollten ihn nur in den Zeugenstand holen, so wie sie es mit den beiden «Petes» gemacht hätten, dem Junior und dem Senior. Bunny warf ein paar Kleidungsstücke in einen alten Koffer ohne Namen oder Initialen und lief hinaus zu seinem Wagen. Natürlich stand die Straße runter ein anderes Auto, und als Bunny losfuhr, fuhr auch dieses los. Bunny kurvte um ein halbes Dutzend Straßenecken, doch der andere blieb ihm auf den Fersen. Dann fiel ihm das Verkehrsgewühl im Herzen der Stadt ein, und dass es eben jetzt, zwischen fünf und sechs Uhr abends, am schlimmsten war. Der Verkehr wurde durch Ampeln und an den meistfrequentierten Kreuzungen von Verkehrspolizisten geregelt, und wenn er hier und da ein wenig ausscherte, konnte er einige Autos zwischen sich und seine Verfolger bringen und früher oder später genau in dem Augenblick eine Kreuzung queren, wenn die Glocke läutete 116 und die anderen gezwungen waren stehen zu bleiben.
    Der Trick funktionierte, Bunny schüttelte das andere Auto ab; dann stellte er seinen Wagen in ein öffentliches Parkhaus und kaufte unter dem Namen Alex H. Jones einen geschlossenen Zweisitzer. Die Quittung des Verkäufers genügte als vorübergehende Zulassung, Bunny zählte von seinen Hundertdollarscheinen achtzehn ab und fuhr los. Eine halbe Stunde später kam er in San Pasqual an die genannte Ecke. Zweimal passierte er sie, beim zweiten Mal trat Dad aus einem Hotel, Bunny wurde langsamer – und schon ging es dahin! «Folgt dir jemand?», waren Dads erste Worte, und Bunny antwortete: «Ich glaube nicht, aber wir wollen sichergehen.» Sie fuhren um mehrere Ecken, und Dad spähte wachsam durchs Rückfenster. «Alles in Butter», sagte er schließlich, und Bunny fragte: «Wo geht es hin?» Die Antwort lautete: «Nach Kanada», und Bunny, der auf alles gefasst gewesen war, nahm die Ausfallstraße nach Norden.
    Während er chauffierte, erzählte Dad ihm die Neuigkeiten. Als Erstes, dass Verne sich nach Europa abgesetzt hatte, zumindest lief sein Dampfer heute aus, und man konnte nur hoffen, dass er nicht geschnappt worden war. «A. I. Butter» hatte Mrs Bolling per Telegramm geraten, Mr Paradise – das war Dads Deckname – solle unbedingt sofort seine Freunde in Vancouver aufsuchen, er müsse noch heute Abend aufbrechen, sonst käme er zu spät zu der Verabredung. Weitere Andeutungen waren nicht nötig gewesen, denn Dad hatte gestern gehört – und die betrübliche Nachricht vor Bunny geheim gehalten –, dass die Ermittler des Senats von der kanadischen Aktiengesellschaft Wind bekommen hatten und planten, alle Beteiligten vorzuladen. Zweifellos waren die gerichtlichen Ladungen heute erlassen und nach Angel City telegrafiert worden, mit der Anweisung an den Gerichtsvollzieher, sie unverzüglich zuzustellen. Dad und der junge Bolling waren über die Feuerleiter aus dem Büro geflohen – auch das war filmreif! Und nun fuhren Alex H. Jones und Paul K. Jones die ganze Nacht auf einem regengepeitschten Highway dahin und wagten nicht, in einem Hotel anzuhalten, denn im Foyer konnte ja ein Vollzugsbeamter lauern; sie wagten nicht einmal, die großen Städte zu durchqueren, aus Angst, das allsehende Auge ihres erzürnten Uncle Sam könne aus einem Fenster spähen!
    5
    Sie erreichten Vancouver bei heftigem Schneegestöber, legten sofort ihre leidigen Decknamen ab und stiegen im besten Hotel ab. Natürlich kamen umgehend die Zeitungsreporter angelaufen, und Dad verkündete gelassen und würdevoll, es sei völliger Quatsch, dass sie vor einer Untersuchung des Senats flöhen, als amerikanische Geschäftsleute kämen sie wegen möglicher Investitionen nach British Columbia. Dieser Skandal in Washington sei nichts weiter als eine billige, einfältige Intrige, die Pachtverträge brächten der Regierung viele Vorteile, und was die kanadische Aktiengesellschaft angehe, so sei dieses Unternehmen für Kanada von großem Nutzen. Ob Mr Ross und sein Sohn vorhätten, in British Columbia nach Öl zu suchen, erkundigten sich die Reporter wissbegierig; Dad antwortete, dazu gebe es noch nichts zu sagen.
    Da waren sie nun. Körperlich fühlten sie sich wohl, seelisch aber ganz und gar nicht, denn diese Stadt war Neuland für sie und außerdem kalt und uninteressant. Dennoch würde

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