Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
Vom Netzwerk:
mich mitmachen und beteiligt mich, andernfalls könnt ihr euch das nächste Darlehen aus der Wall Street sonst wohin stecken.» Jedem Viehzüchter ist diese Vorgehensweise bekannt, man nennt das «sich durchrempeln»; und nachdem die Briten ein wenig angerempelt worden waren, merkten sie, was die Kleinen zu Hause auch schon gemerkt hatten: wer die wahren Herren Amerikas waren!
    7
    Dad verspürte natürlich nicht das geringste Interesse für Schauplätze, an denen sich vor fünfhundert Jahren irgendwelche Männer die Köpfe hatten abschlagen lassen; Bunny probierte es aus, stellte aber fest, dass es ihm nicht viel anders ging. Bunny wollte sich vielmehr mit den Männern treffen, die heute Gefahr liefen, den Kopf abgeschlagen zu bekommen. In England gab es eine große Arbeiterbewegung mit einem gut entwickelten Bildungssystem, die von den altgedienten Führern getragen wurde, aber auch eine Gruppierung junger Rebellen, die mit ihr auf Kriegsfuß standen, weil sie klare revolutionäre Ziele vermissten. «The Young Student» hatte sich mit der «Plebs» ausgetauscht, nun wollte Bunny diese Rebellen kennenlernen und steckte bald bis über beide Ohren im britischen Kampfgeschehen – auf einer beeindruckenden Versammlung in der Albert Hall mit Parlamentsabgeordneten der Labour Party und anderen interessanten Leuten.
    Ein paar Zeitungen brachten Interviews mit dem jungen Ölprinzen, der sich dem «Radikalismus» verschrieben hatte, wie die Amerikaner das nannten. Das führte zu einem verzweifelten Brief von Bertie. Sie habe sie nach Paris eingeladen, um sie hier den vornehmsten Leuten vorzustellen, und jetzt mache Bunny sechstausend Meilen von zu Hause immer noch Stunk! Ob er nicht um Himmels willen damit aufhören und sich ein Mal ausmalen könne, was er seinen Verwandten antue? Eldon stehe kurz vor einer Beförderung, und jetzt komme sein Schwager daher und vermassle alles! Man merkte, dass sich Bertie auf dem Papier von ihrer besten Seite zeigen wollte, dass sie sich beherrschte und ihrem Bruder geduldig den Unterschied zwischen Europa und Kalifornien erklärte. Hier nähmen die Leute die rote Gefahr wirklich ernst, und Bunny mache sich endgültig zum Außenseiter. Wie sollten Eldons Vorgesetzte ihm in heiklen staatspolitischen Fragen vertrauen, wenn sie erführen, dass Mitglieder seiner Familie mit dem mörderischen Pack in Moskau sympathisierten?
    Bunny antwortete, es sei sehr betrüblich, aber Bertie und ihr Mann müssten sich eben von ihm lossagen und dürften ihn nicht empfangen, denn er gedenke nicht, sich die Bekanntschaft mit den organisierten Arbeitern und Sozialisten der Länder, in die er reise, entgehen zu lassen. Nachdem er sich dies von der Seele geschrieben hatte, verfasste er für den «Young Student» einen Bericht über alle roten Themen, auf die er gestoßen, und alle roten Personen, denen er bisher begegnet war.
    Die kleine Zeitung erschien, Bunny las sie von Seite eins links oben bis Seite vier rechts unten und fand alles gut. Ja, Rachel Menzies entwickelte sich zu einer richtigen Chefredakteurin – und war viel besser als er, stellte er beschämt fest. Sie hatte eine Artikelserie mit dem Titel «Der Student und die Justiz» begonnen, die sich mit den Problemen der jüngeren Generation befasste. Mit ihrem klaren Blick wirkte sie seriös und überzeugend – nicht so zornig, wie es die jungen Roten leicht wurden. Selbst Dad war beeindruckt; ja, das war ein kluges Mädchen, man würde es nicht glauben, wenn man sie so sah – aber diese Juden waren ja immer schlau.
    Auch das Material aus der Arbeiterpresseagentur traf ein, darunter Dan Irvings Brief aus Washington und andere Nachrichten vom Ölskandal. Und schon bald sah Bunny, was Verne gemeint hatte, als er das Scheitern der Untersuchung vorhergesagt hatte. Das Justizministerium bot seine ganze Macht gegen die rebellischen Senatoren auf. Barney Brockway stand mit dem Rücken zur Wand und kämpfte um sein eigenes Überleben und das seiner Ohio-Bande. Agenten des Geheimdiensts hatten die Büros der Senatoren, die die Untersuchung leiteten, gestürmt und ihre Papiere durchwühlt, sie versuchten diesen Männern Skandale anzuhängen, schickten Frauen, die sie «rumkriegen» sollten, und inszenierten in ihren Heimatstaaten allerlei abgekartete Spiele. Sämtliche Tricks, die sie an den Kommunisten und der IWW ausprobiert hatten, wandten sie jetzt bei den Politikern an, die die Ölschiebung ans Licht bringen wollten. Schon bald hatten sie einen Senator

Weitere Kostenlose Bücher