Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
Vom Netzwerk:
abgekauft, er war obenauf! Diese Untersuchung – alles Quatsch, das war doch eine Zirkusnummer für Bauerntrampel. Das würde sich geben, in ein paar Monaten war alles vergessen. Verne zitierte einen der Häuptlinge aus Tammany Hall 117 , der es mit einer ähnlichen Erpresserbande zu tun gehabt und gesagt hatte: «In New York dauert nix länger wie neun Tage. Wenn du neun Tage die Ohren steifhältst, läuft alles wieder wie am Schnürchen.» Nein, Herrgott noch eins – und Verne hieb seinem Partner erneut auf die Schulter –, sie würden das Öl aus Sunnyside rausholen, das Geld werde auf ihre Bankkonten fließen und nirgendwo anders hin, und was für ein Heidenspaß, das dann auf den Kopf zu hauen! Außerdem würden sie demnächst den Spieß umdrehen, und zwar gegen diese sch… besch… roten Senatoren – ein paar Tage noch, dann werde Dad schon sehen, was auf den Titelseiten der Zeitungen stehe, sogar hier in England.
    Auch Jim junior erhielt seinen Anteil an jovialem Schultergeklopfe. Das Bolschewikenbürschchen solle seinen alten Herrn in London rumführen und ihm ein paar Sehenswürdigkeiten zeigen; aus seinen Geschichtsbüchern kenne er doch sicher die Schauplätze, an denen sich vor fünfhundert Jahren die Leute den Kopf hatten abschlagen lassen und dergleichen lustige Spektakel. Wenn sich der alte Herr wieder erholt habe, werde er ihm ein paar Ölprojekte unterbreiten, dass ihm die Augen aus dem Kopf fielen. Verne hatte keine Zeit verloren – er doch nicht! Er hatte fünf Millionen in ein Projekt gesteckt, mit dem in Rumänien ein großes, während der deutschen Invasion abgefackeltes Ölfeld wieder eröffnet werden sollte; das war ein Geschäft, das Sunnyside noch übertreffen würde, Verne hielt einundfünfzig Prozent und hatte damit die volle Kontrolle, und er würde demnächst eine komplette Ausrüstung aus Amerika herüberholen und diesen Zigeunern oder was sie waren, zeigen, wie man richtig nach Öl bohrte. Zurzeit zankte er sich gerade mit einigen britischen Ölmagnaten um Persien, und Verne und das Außenministerium weckten gemeinsam den alten John Bull 118 aus einem langen, süßen Traum.
    Bunny offenbarte sich hier ein merkwürdiger Umstand. Vernon Roscoe war zwar auf der Flucht vor dem Öluntersuchungsausschuss des Senats, doch gleichzeitig dirigierte er die Außenpolitik der Vereinigten Staaten in Sachen Öl, und die Botschafter im Ausland und die Minister zu Hause gehorchten ihm wie Laufburschen. Natürlich gab es noch andere Ölmänner; Excelsior Pete, Victor und der Rest der Großen Fünf hatten Hunderte von Auslandsagenten, aber Verne trat dermaßen energisch auf und verstand sich in Washington so überzeugend zu präsentieren, dass sich die anderen mittlerweile seiner Führung überließen. Präsident Harding mochte tot sein, aber sein Geist lebte fort, dafür hatten Verne und seine Leute bezahlt.
    Der amerikanische Ölmagnat bewegte sich zwischen diesen Briten in etwa so feinfühlig und graziös wie ein texanisches Longhorn. Er gedachte nicht, sich auf vornehmes Süßholzraspeln zu verlegen, er war ein alter Viehtreiber aus Oklahoma, und wenn «Gamaschenmonokel», wie er Großbritanniens führenden Ölmagnaten nannte, ihn nicht leiden konnte, musste er es verdammt noch mal bleiben lassen! Auf einem Bankett, bei dem einige solche Rivalen beieinandersaßen, kam es Bunny vor, als gebärde sich Verne noch lauter und salopper als an seiner eigenen Tafel im Kloster. Der junge Mann hegte den Verdacht, dass dies nicht ohne Hintergedanken geschah; Verne jagte diesen Ausländern mit seinen Wildwestmanieren Angst ein, und das schuf die richtige Atmosphäre für Verhandlungen! Vor ein paar Jahren hatten sie unsere Navy verdammt dringend nötig gehabt und sie auch noch umsonst gekriegt, aber so durfte es nicht weitergehen, und Verne war der Mann, der ihnen das beibrachte. Beim nächsten Mal würde die Ölclique über die Schlachtschiffe entscheiden – und über die Dollars auch, Herrgott noch eins.
    Seit dem Krieg waren die Karten in der amerikanischen Diplomatie neu verteilt. Das Außenministerium kontrollierte die Auslandsinvestitionen der Banken und sagte ihnen, wo sie zugreifen und wovon sie die Finger lassen sollten. Die Bankiers mussten gehorchen, denn sie wussten nie, wann sie womöglich der Hilfe des Marinecorps bedurften, um ihre Zinsen einzutreiben. Das hieß in der Praxis, dass ein paar kämpferische Naturen wie Vernon Roscoe zu ausländischen Geschäftsleuten sagen konnten, «lasst

Weitere Kostenlose Bücher