Öl!
in dieser Gesellschaft aus erregten und begeisterten Gläubigen keine Möglichkeit, dies aufzuzeigen. Deshalb genügte ihm eine Sitzung, und er kehrte zu den Sozialisten zurück. Sollte Dad ruhig Spiritist sein, wenn es ihn glücklich machte!
Nicht so Bertie. Sie bekam einen regelrechten Koller, als sie davon erfuhr. Was Bunny sich eigentlich denke, dass er seinen Vater solchen Leuten in die Hände fallen lasse? Das sei der schlimmste Schwindel auf Erden! Und was dieses Weib vorhabe, diese Mrs Olivier, das sei ja wohl offenkundig, die wolle Dad heiraten! Da hätten Bertie und Bunny nun ein Leben lang geschuftet, um Dad zu helfen, ein Vermögen zu erwerben und zusammenzuhalten, und dann komme so eine intrigante Abenteurerin daher und schnappe sich das Geld – und Bunny sei zu dämlich, um zu merken, was da vor sich gehe! Noch nie hatte er seine Schwester so wütend erlebt – sie bezeichnete ihn siebenmal hintereinander als Idioten – wie bei seinem Einwand, die spiritistische Witwe könne doch ruhig einen Teil von dem Geld abbekommen, wenn sie dem armen alten Mann zu ein wenig Glück verhelfe.
11
Noch einen aufregenden Gesprächsstoff gab es, auf den man noch viel weniger gekommen wäre! Die amerikanischen Zeitungen in Paris brachten eine Meldung aus Angel City, der zufolge der selbst ernannte Prophet Eli Watkins für ertrunken gelten musste. Er war an einem Strand schwimmen gegangen, nachdem er seine Kleidung im Hotelzimmer gelassen hatte, und von da an ward er von niemandem mehr gesehen. Die Suche nach der Leiche war bereits im Gange. Das war vorläufig alles, und Dad schüttelte den Kopf und sagte, also wirklich, so was Komisches, sein Gott habe doch so viele gerettet und könne nun den eigenen Propheten nicht retten?! Und was wurde aus dem großen Tempel, der doch Eli persönlich gehörte?
Dann trafen die New Yorker Zeitungen ein, und schließlich auch die aus Angel City, und dort wurde die Geschichte Tag für Tag auf der Titelseite breitgetreten. Elis Leichnam wurde nicht gefunden. Die Leute im Tempel heuerten Taucher an, die nachts mit Scheinwerfern das Wasser absuchten, und Tausende von Gläubigen patrouillierten über die Sandstrände, hielten Erweckungsversammlungen ab, weinten und flehten zu Gott, er möge ihnen ihren geliebten Führer im grünen Badeanzug wiedergeben. So ging das eine Woche, zwei Wochen, und das war mysteriös, denn normalerweise wurde eine Leiche im Meer nach spätestens neun Tagen an die Oberfläche getrieben; noch nie zuvor war der Leichnam eines Ertrunkenen nicht an Land gespült worden.
Es wurde immer unglaublicher. In den Zeitungen kamen Gerüchte auf – zwar scheuten sie sich, es offen auszusprechen, aber sie machten Andeutungen und zitierten Leute, die Andeutungen machten. Eli sei womöglich gar nicht ertrunken. Eli sei mal hier, mal da gesehen worden, und stets in Gesellschaft einer bestimmten jungen Frau, Gerüchten zufolge die Garderobiere der heiligen Gewänder im Tempel. Als Dad zum ersten Mal eine solche Andeutung las, fiel ihm natürlich sofort ein, was er und Bunny damals in dem Strandhotel gesehen hatten, und er geriet ganz aus dem Häuschen. «Lieber Gott, dieser Kerl führt alle an der Nase rum! Der amüsiert sich einfach mit einer Frau!»
Das war vielleicht aufregend! Dad redete stundenlang davon und vergaß darüber fast seine Gespenster. Nur war das kein Witz mehr, denn im Verlauf der Suche nach Elis Leiche hatten zwei Männer ihr Leben verloren – ein Taucher war von einer Lungenentzündung dahingerafft worden, und einer der Leute vom Tempel hatte sich eingebildet, eine Leiche zu sehen, war zu weit hinausgeschwommen und untergegangen. Und Dad besaß den Schlüssel zu diesem Geheimnis! War es seine Pflicht, die Fakten an Reverend Poober zu telegrafieren?
Noch mehr Sensationsmeldungen: Die Leute vom Tempel erhielten Briefe von Entführern, die behaupteten, Eli in seinem grünen Badeanzug fortgeschleppt zu haben und ihn in einem Versteck festzuhalten. Sie forderten eine halbe Million Dollar Lösegeld. Was war da dran? Niemand in Angel City wusste es wirklich. War der Prophet tatsächlich entführt worden? Oder stimmte es, dass er im ganzen Staat herumfuhr – in Begleitung von Miss X, wie die Zeitungen die ehemalige Bewahrerin der heiligen Gewänder nannten? Zu den amüsanten Seiten des Skandals gehörte, dass junge Paare, die in einem Automobil einen Liebesausflug machten – ein beliebter Zeitvertreib der Wohlhabenden – sich nun in einer peinlichen
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