Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
Vom Netzwerk:
darüber möchte ich mit Ihnen reden», sagte Bunny. «Bevor ich aus Frankreich abgereist bin, hat Dad mir Ross-Consolidated-Aktien im Wert von einer Million geschenkt. Ich weiß nicht, was sie nach dem Brand noch wert sind, aber Verne sagt, wir haben vollen Versicherungsschutz. Ich werde das Kapital nicht anrühren, bevor ich mir nicht alles genau überlegt habe, aber aus den Einkünften kann ich tausend Dollar im Monat in Ihre Arbeit stecken, wenn Ihnen das weiterhilft.»
    «Weiterhilft? Mein Gott, Bunny, das ist mehr Geld, als wir jemals zu erträumen gewagt haben. Ich habe versucht, monatlich einen Extrahunderter aufzutreiben, damit wir an entscheidende Stellen Gratisexemplare verschicken können.»
    «Ich werde Ihnen also das Geld zukommen lassen – unter einer Bedingung: Sie müssen ein Monatsgehalt von zweihundert Dollar akzeptieren. Es gibt keinen Grund, warum Sie sich verschulden sollten, um die Radikalenbewegung zu finanzieren.»
    Dan lachte. «Keinen Grund als den, dass es gar keine Radikalenbewegung gäbe, wenn niemand sie finanzieren würde. Sie sind der erste wirklich dicke Fisch, den ich an der Angel habe.»
    «Na, warten wir’s ab, wie dick ich noch bin», erwiderte Bunny. «Ich habe das dumpfe Gefühl, mein Freund Vernon Roscoe wird alles Erdenkliche tun, um mich schlank zu halten. Er weiß, das alles, was mir in die Hände fällt, dazu verwendet wird, ihm Ärger zu machen.»
    «Ach, du Schande!», rief Dan. «Haben Sie unsere Berichte über Roscoes Auslandskonzessionen gesehen und darüber, wie ihm das Außenministerium dabei behilflich ist, sich zu bereichern? Wenn wir den Senat dazu bringen, der Sache nachzugehen, übertrifft diese Geschichte noch den Pachtvertrag von Sunnyside!»
    2
    Chicago, und weitere Nachrichten für Bunny. Er hatte per Telegramm bei Dads Sekretärin angefragt, ob sich unter Dads Papieren auch ein Testament befinde. Die Sekretärin antwortete nun, es sei nichts gefunden worden, und weder die Witwe noch die Tochter wüssten von einem solchen Dokument. Nach dem Begräbnis würden sie nach Paris zurückfahren, und falls dort etwas auftauche, werde sie ihm telegrafisch Bescheid geben.
    Also weiter nach Angel City, und erneut Telegramme. Die Sekretärin meldete, dass unter Mr Ross’ Papieren in Paris kein Testament sei, und Bertie kabelte:
    «Ich glaube, dieses niederträchtige Weib hat Dads Testament vernichtet. Hast Du etwas Schriftliches von ihm oder ihr?»
    Woraus Bunny ersah, dass Reue am Sterbebett nicht lange vorhielt – zumindest nicht, wenn es sich um das Sterbebett eines anderen handelte. Bunny hatte von Dad nur die Anweisung bezüglich der Ross-Aktien, und die hätte Bertie wenig Freude bereitet. Er schickte Alyse ein Telegramm in ihr Pariser Hotel, erinnerte sie an die Aussage seines Vaters, vor der Heirat sei vereinbart worden, die Witwe solle aus dem Vermögen eine Million erhalten, nicht mehr, und bat sie, diese Vereinbarung zu bestätigen. Die Antwort kam aus einer Kanzlei amerikanischer Anwälte in Paris, welche im Namen ihrer Klientin Mrs Alyse Huntington Forsythe Olivier Ross mitteilten, sie wisse nichts von der in seinem Telegramm erwähnten Vereinbarung und werde uneingeschränkt Anspruch erheben auf das, was ihr von Rechts wegen aus dem Vermögen zustehe. Bunny lächelte grimmig, als er das las. Eine Kollision zwischen Spiritismus und Sozialismus!
    Und überdies eine Kollision zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Bunny besuchte den Partner seines Vaters in dessen Büro, wo sie offen miteinander reden konnten, und das taten sie denn auch. Schon Vernes erste Äußerung war ein vernichtender Schlag. Bunnys Vater hatte sich geirrt, er besaß gar keine B-Aktien von Ross Consolidated, und infolgedessen war seine Anweisung an Verne wertlos. All diese Blankozertifikate waren schon vor einiger Zeit auf Dads Verfügung hin verkauft worden; offenbar hatte sein Gedächtnis seit der Krankheit nachgelassen – oder er hatte, seit er sich auf den Spiritismus verlegt hatte, die Geschäftsvorgänge nicht mehr aufmerksam verfolgt. Sein Unternehmen stand schlecht da. Erstens war die Ross Consolidated Operating Company, Dads hochwertigste Beteiligungsgesellschaft, praktisch bankrott. Verne hatte heute von der Feuerversicherung mitgeteilt bekommen, sie werde die Schäden nicht ersetzen, weil es Indizien gebe, dass Brandstiftung vorliege. Sie sprachen es nicht offen aus, ließen aber durchblicken, dass Verne oder andere, in seinem Auftrag handelnde Personen das Feuer gelegt

Weitere Kostenlose Bücher