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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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Und Vee Tracy, die auf das Glück verzichtet hatte – denn sie würde mit ihrem rumänischen Prinzen nicht glücklich werden, das wusste Bunny. Und Ruth und Großmama, wenn es um den Krieg ging! Und Bertie, so versessen darauf, in die vornehme Gesellschaft aufzusteigen, obwohl sie als Tochter eines Maultiertreibers geboren worden war! Und nun Rachel Menzies. Bunny wusste genau, wie es um sie stand. Ihr bräche das Herz, wenn sie die kleine Zeitung aufgeben müsste, die sie adoptiert hatte und mittlerweile liebte wie eine Mutter ihr Kind, aber sie würde vom Fleck weg aus der Redaktion hinausspazieren, falls Bunny ein Opfer der kommunistischen Unterwanderungstaktik würde.
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    Bertie traf eine Woche nach ihrem Bruder in Angel City ein und lieferte ihm weitere Beweise für die Unwandelbarkeit der weiblichen Natur. Bertie war gekommen, um ihren Anteil am Vermögen einzustreichen, und dieses Ziel verfolgte sie mit der Beharrlichkeit eines Jagdhunds. Bertie kannte einen Anwalt – ihre Art von Anwalt, ebenfalls ein Jagdhund –, zu dem ging sie noch am Tag ihrer Ankunft. Danach musste Bunny in der Kanzlei erscheinen und mit Hilfe von Bertie sein Gehirn nach außen stülpen. Alles, was Dad über seine Vereinbarung mit Mrs Alyse Huntington Fosythe Olivier gesagt hatte, wurde von einer Stenografin aufgezeichnet. Leider hatte Dad kein Wort davon Bertie oder irgendwem sonst gegenüber verlauten lassen. Natürlich hatte er ein Testament verfasst, und dieses niederträchtige Weib hatte es vernichtet – Bertie wusste das mit gottähnlicher Gewissheit.
    Sodann alles über Dads Geschäfte, soweit Bunny sich daran erinnern konnte – wo er sein Geld und seine Papiere aufbewahrte, welche Verstecke er für Aktien und Wertpapiere gehabt haben mochte, was er nach Bunnys Schätzung ausgegeben, wem er sein Vertrauen geschenkt hatte. Dann die Behauptungen von Vernon Roscoe, sämtliche Ordner von Dads Briefwechsel mit Verne, den vertrauenswürdigen jungen Angestellten Bolling, Heimann, Simmons und so weiter, den Bankiers und ihren Buchhaltern und schließlich mit Dads Sekretärin, die Bertie aus Paris mitgebracht hatte. Ein wahrer Berg von Informationen, und Bunny war verpflichtet, an allen Besprechungen teilzunehmen und sich genauso jagdhundmäßig zu verhalten wie die anderen. Er sagte sich, dass er das der Bewegung schuldig war, die so dringend ihren «dicken Fisch» brauchte!
    Gleich zu Anfang bekam Bertie eine bittere Pille zu schlucken. Ihr Anwalt teilte ihr mit, dass keinerlei Möglichkeit bestehe, Mrs Alyse Ross ihre Hälfte des Vermögens streitig zu machen. Bunnys Zeugnis war juristisch vollkommen wertlos, und wenn kein anderes Testament gefunden wurde, mussten sie sich in das Unvermeidliche schicken und sich mit der Witwe zusammentun, um aus Vernon Roscoe so viel wie möglich herauszuholen. Mrs Ross’ Pariser Kanzlei hatte ihnen als ihre Vertretung in Angel City sehr teure Anwälte genannt, und Bertie blieb nichts übrig, als ihren Zorn hinunterzuschlucken und diese Männer an ihren Beratungen teilnehmen zu lassen.
    Es gab Scherereien genug, um teure Anwälte zu rechtfertigen. Wirtschaftsprüfer knöpften sich die Bücher von J. Arnold Ross sowie die Aussagen seines Partners vor, und nach einigen Tagen tauchte aus dem Wirrwarr eine ungeheuerliche Tatsache auf: Neben all dem Geld, das Dad in neue Geschäftsabenteuer mit Verne und anderen gesteckt hatte, neben all den Zahlungen, die er über seine Bank abgewickelt hatte, gab es Aktien und Anleihen im Wert von mehr als zehn Millionen Dollar, die spurlos verschwunden waren. Verne behauptete, diese Wertpapiere habe Dad an sich genommen und für unbekannte Zwecke verwendet, doch Bertie erklärte, das sei hochgradiger Schwachsinn und Vernon Roscoe sei der schlimmste Dieb aller Zeiten. Er habe Zugang zu Dads Tresor gehabt und sich einfach bedient. Und wütend warf Bertie ihrem Bruder vor, daran sei er schuld. Verne wisse, dass Bunny sein Geld einzig dazu verwenden würde, das politische System zu stürzen; es zeuge nur von gesundem Menschenverstand, wenn Verne ihn kleinzuhalten versuche.
    Dies entbehrte nicht einer gewissen Logik. Bunny konnte sich gut vorstellen, wie Verne sich sagte, Bunny sei eine Gefahr für die Gesellschaft, Bertie eine Verschwenderin und die Witwe eine armselige Schwachsinnige, wohingegen er, Verne, als fähiger Geschäftsmann diese Wertpapiere ihrem eigentlichen Zweck zuzuführen verstünde – nämlich mehr Öl aus dem Boden zu holen. Nachdem Verne von Dads

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