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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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Zufall wollte es, dass ich nie eine blonde Frau geliebt habe. Meine beiden Auserwählten waren dunkelhaarig wie du. Offenbar bemüht sich die Natur um Kreuzungen. Du weißt doch von Vee Tracy?»
    «Ja.»
    «Nun ja, Vee sah gut aus und wird sich ihr gutes Aussehen bewahren – sie hat es zu ihrem Beruf gemacht. Aber wie du merkst, hat mir das nichts genützt, sie hat mich sitzen lassen und sich einen rumänischen Prinzen geangelt.»
    «Warum, Bunny?»
    «Weil ich die Radikalenbewegung nicht aufgeben wollte.»
    «Oh, wie habe ich diese Frau gehasst!» Rachels stets heiter-gelassene Stimme bekam einen melodramatischen Unterton, und Bunny wurde neugierig. «Du hast sie gehasst?»
    «Ich hätte sie erwürgen können!»
    «Weil sie dich geohrfeigt hat?»
    «Nein! Weil sie versuchte, dich der Bewegung abspenstig zu machen, und ich war überzeugt, es würde ihr gelingen. Sie hatte alles, was ich nicht habe.»
    Bunny wurde nachdenklich. Das war ja verrückt! Vee hatte es gemerkt und er nicht! Oh, diese Frauen! Laut und in höflichem Tonfall sagte er: «Nein, alles hatte sie nicht.»
    «Und was habe ich, Bunny? Was bedeute ich dir?»
    «Ich will es dir sagen. Ich habe die Streiterei satt. Du ahnst ja nicht … Seit ich angefangen habe, eigenständig zu denken, war mein Leben ein einziger Kampf mit den Menschen, die mich liebten oder glaubten, sie hätten das Recht, mich herumzukommandieren. Du kannst dir nicht vorstellen, welch friedliches Gefühl mich bei dem Gedanken überkommt, mit dir zusammen zu sein; es ist, als würde ich in schönen, weichen Kissen versinken. Ich habe gezögert, weil ich auf die Episode mit Vee Tracy natürlich nicht sehr stolz bin und nicht wusste, ob du einen Mann aus zweiter Hand nehmen würdest – oder eigentlich aus dritter, denn es gab schon ein Mädchen, als ich an der Highschool war. Du merkst, ich zeige dir meine Mängel auf, zum Ausgleich dafür, dass du dick wirst.»
    «Bunny, andere Frauen sind mir egal – sie werden immer hinter dir her sein. Bei Miss Tracy war ich nur todunglücklich, weil diese Frau so selbstsüchtig war und ich Angst hatte, du würdest es zu spät merken und dein Leben ruinieren. Zumindest habe ich mir das eingeredet – dabei war ich wahrscheinlich nur grün und gelb vor Eifersucht.»
    «Aber, Rachel! Willst du damit sagen, dass du mich liebst?»
    «Als ob eine Frau anders könnte als dich lieben! Die Frage ist doch, liebst du mich?»
    «Ja! Ja, von ganzem Herzen!»
    «Aber, Bunny …» Ihre Stimme bebte ein wenig. «Du zeigst es nie!»
    Und so merkte er, dass er eine Menge Zeit vergeudet hatte. Er musste nur noch einen Schritt tun, seine Arme um sie legen, und schon lag sie an seiner Schulter und schluchzte, als bräche ihr das Herz. «O Bunny, Bunny! Ist das wirklich wahr?»
    Um ihre Zweifel zu zerstreuen, begann er sie zu küssen. Sie war immer eine sehr gelassene, korrekte kleine Dame gewesen, als Chefredakteurin und auch sonst, er hatte gewaltigen Respekt vor ihr gehabt, doch jetzt stellte er fest, dass sie sich nicht anders verhielt als die anderen in ihn verliebten Frauen. Kaum spürte sie, dass sie sich gehen lassen durfte, dass es nicht Lug und Trug war, da klammerte sie sich halb lachend, halb weinend an ihn, ganz besinnungslos vor Glück. Während er sie küsste, schob sich zwischen seine Gefühle die Erinnerung daran, wie unerschrocken, treu und ehrlich sie immer gewesen war. Ja, es war der Mühe wert, ein solches Mädchen glücklich zu machen! Wenn sich derartige Regungen unter die Liebe mischten, war sie wohl stabil. Und Rachel war genauso leidenschaftlich wie Eunice oder Vee, keine Spur gefasster oder zurückhaltender! «O Bunny, ich liebe dich so, ich liebe dich so!», flüsterte sie im Dunkeln, und ihre Umarmungen sagten mehr als ihre Worte.
    «Wenn du so fühlst, liebe Rachel», sagte er mit einem glücklichen leisen Lachen, «wollen wir uns jetzt einen Prediger oder Friedensrichter suchen.»
    «Bunny, du Dummerchen!», antwortete sie. «Ich will nur wissen, ob du mich liebst und ob ich dich lieben darf. Was kümmern mich da Prediger oder Richter?»
    So zog er sie noch enger an sich, und ihre Lippen vereinten sich in einem langen Kuss. Falls sie versuchen sollte, weitere Zweifel anzumelden, würde er sie schon zum Schweigen bringen, er würde einen Weg finden, sie zu überzeugen! Und welcher Ort war geeigneter für ihre Liebe als dieser geheimnisvolle Hain, dieser Schauplatz ihrer künftigen Arbeit? Ja, jetzt mussten sie diese Farm kaufen, ganz

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