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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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alles Essbare, was sie beschaffen konnten. So viel Umtriebigkeit war einfach beeindruckend, selbst wenn sie wussten, dass es die Umtriebe des Satans waren!
    Am schönsten waren die Auswirkungen auf Ruth, die vor Glück über Pauls Erfolg regelrecht strahlte. Ruth führte Dad und Bunny den Haushalt, zusätzlich zu dem, was sie für Paul und sich selbst erledigte, aber es tat ihr offensichtlich gut, sie wurde ein wenig fülliger und bekam rosige Wangen. Jetzt hatte sie Geld, um sich Schuhe, Strümpfe und saubere Kleider zu kaufen, und Bunny bemerkte plötzlich, dass sie ein ganz hübsches Mädchen war. Sie teilte Bunnys Ansicht, dass sein Vater ein großer Mann war, und ihre Bewunderung drückte sich in Pies und Puddings aus, ohne Rücksicht auf Dads Bemühungen, das Gewicht zu halten. Wenn das Tagwerk vollbracht war, aßen die vier im Rascum-Bungalow zu Abend, danach setzten sie sich im Mondschein unter die Bougainvillea und sprachen über das, was sie getan hatten und was sie noch tun wollten, und es war richtig aufregend, auf der Welt zu sein!
    4
    Es wurde allmählich Zeit für Bunny, wieder in die Schule zu gehen; vorher musste er jedoch noch den halbjährlichen Besuch bei seiner Mutter absolvieren.
    Bunny hatte eine Zeitungsnotiz gelesen, der zufolge Mrs Andrew Wotherspoon Lang Scheidungsantrag wegen böswilligen Verlassens eingereicht hatte. Jetzt erzählte Mamma ihm Näheres. Ihr zweiter Ehemann hatte sie zwei Jahre nach der Heirat niederträchtig sitzen lassen, und sie hatte keinen Schimmer, wo er sich aufhielt. Sie war eine einsame, todtraurige Frau mit Tränen in den Augen; Bunny ahnte ja nicht, wie schwer sie es hatte, wie alle versuchten, eine wehrlose Frau auszusaugen! Bald merkte Bunny trotz der Tränen, dass seine «hübsche kleine Mamma» ihm taktvoll etwas zu verstehen geben wollte. Wenn sie geschieden war, musste sie einen neuen Namen annehmen, und sie wollte Dads Namen zurückhaben, und Bunny wusste nicht so recht, ob sie zusammen mit dem Namen auch Dad zurückhaben wollte. Sie fragte, wie es Dad gehe, ob er nicht einsam sei, ob er Freundinnen habe. Das verdross Bunny; er mochte es nicht, wenn jemand seines Vaters Frauengeschichten auszuspionieren versuchte – er war sich da selbst nicht sicher und dachte nicht gern darüber nach. So sagte er, Mamma müsse Dad selbst schreiben, denn Dad erlaube nicht, dass er, Bunny, über diese Dinge rede. Die Folge war, dass noch mehr Tränen über die hübschen Wangen rannen, und Mamma sagte, jeder entziehe sich ihr, sogar ihre eigene Tochter Bertie habe sich diesmal geweigert, sie zu besuchen – was das wohl zu bedeuten habe? Bunny erklärte es ihr, so gut er es vermochte. Seine Schwester sei egoistisch und völlig von ihrem gesellschaftlichen Aufstieg in Anspruch genommen, sie sei jetzt eine junge Dame mit einem mondänen Freundeskreis, wolle hoch hinaus und habe keine Zeit für die Familie.
    Für ein Gespräch mit ihrem Bruder allerdings hatte sich Bertie neulich doch Zeit genommen; sie fand, er sei jetzt alt genug, um über ihre Mutter Bescheid zu wissen. Bertie hatte die Fakten schon längst von Tante Emma erfahren und gab sie nun weiter, und für den Jungen löste sich so manches Rätsel, nicht nur um seine Mutter, sondern auch um seinen Vater. Dad hatte geheiratet, als er schon über vierzig gewesen war. Er besaß damals einen Laden an einer Straßenkreuzung und heiratete die Dorfschönheit, die eine großartige Eroberung zu machen glaubte. Doch schon bald träumte sie von einem Leben außerhalb des Dorfes; sie versuchte Dad loszueisen, und lief ihm schließlich mit einem wohlhabenden Bankkaufmann aus Angel City davon. Der hatte sie geheiratet, war ihrer dann aber überdrüssig geworden und hatte sie verlassen.
    Mammas Durchbrennen hatte bewirkt, was all ihrer Überredungskunst nicht vergönnt gewesen war, es hatte Dad losgeeist. Dad hatte nachgedacht und erkannt: Alle Welt war auf Geld aus, und er hatte den Kürzeren gezogen, weil er nicht genug verdiente. Gut, er würde es ihnen zeigen. Von da an biss Dad die Zähne zusammen und stürzte sich in die Arbeit. Ein paar Freunde im Dorf hatten vorgeschlagen, nach Öl zu bohren, er hatte sich beteiligt, sie hatten Erfolg gehabt, und bald darauf ging Dad eigene Wege.
    Bunny dachte über diese Geschichte nach, beobachtete seinen Vater und setzte die Puzzleteile zusammen. Ja, jetzt verstand er diese verbissene Konzentration, dieses Lauern und gnadenlose Dahinjagen! Dad bestrafte Mrs Andrew Wotherspoon Lang und

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