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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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und nichtig, vergeben, und Ross Junior Paradise Nr. 1 war von nun an ein geweihtes Bohrloch. Dad wandte sich zu Bunny um, der an der Maschine stand, den Hebel in der Hand. «Alles klar, mein Sohn!» Und Bunny legte den Hebel um, die Maschine machte «rums», die Kette ruckelte, das Getriebe knarzte, der Drehtisch drehte sich, und unter der Arbeitsbühne vernahm man jenes aufregende Geräusch, das für Ölleute klingt wie «bohr!».
    6
    Bei knapp zweihundert Fuß stießen sie auf den Ölsand, der für Bunnys «Erdbebenöl» verantwortlich gewesen war; die Schicht war zwei Fuß breit, und Dad sagte, sie würde genügend Öl bringen, um damit ein Jahr lang Auto fahren zu können. Sie bohrten tiefer, immer noch mit einem 18-Zoll-Meißel durch harten Sandstein in einem offenen Loch ohne Futterrohr, weil der Boden so fest war. Paul war der Mann für alle Fälle, arbeitete aber hauptsächlich als Zimmerer. «Dad, eines Tages machen wir Paul zu unserem Geschäftsführer», hatte Bunny gesagt, doch Paul hatte gelächelt und geantwortet, er wolle Wissenschaftler werden, außerdem mache er sich nichts vor, er wisse, dass die Berufe an der Spitze nicht leicht seien – er würde seinen Achtstundenjob nicht gegen Dads achtzehn Stunden tauschen wollen. Das war eine feine Schmeichelei, und Paul stieg enorm in Dads Ansehen.
    Thanksgiving stand vor der Tür, und Bunny war hin- und hergerissen. In der Schule fand das überaus wichtige alljährliche Footballspiel gegen den Rivalen «Polly High» aus Angel City statt. Was war Bunny denn nun, ein richtiger Junge oder ein Ölzwerg? Er focht es mit sich allein aus und verkündete seine Entscheidung, zum Entsetzen von Rosie Taintor und Tante Emma: Er würde mit Dad nach Paradise fahren! Jetzt sei die Jagdzeit für Wachteln, und Dad brauche Abwechslung, sagte der Junge seiner Tante, doch die scharfsinnige alte Dame erwiderte, das könne er vielleicht sich selbst weismachen, ihr aber nicht.
    Jetzt brauchten sie keine Campingausrüstung mehr mitzunehmen, denn sie hatten ihr eigenes Häuschen auf dem Rascum-Gelände, mit Telefon und allem Komfort. Im Bungalow gab es einen zweiten Anschluss, und sie brauchten nur Ruth anzurufen, dann flackerte in ihrem Häuschen ein fröhliches Feuer und im Bungalow stand ein Abendessen auf dem Tisch, mit allerlei selbst gemachten Köstlichkeiten, die Dad freilich am nächsten Tag mit meilenweiten Wanderungen über die Berge abarbeiten musste. Als Erstes würden sie natürlich am Bohrloch haltmachen, nachschauen und mit dem Vorarbeiter sprechen. Wieder gab es Anzeichen von Öl, Dad hatte angeordnet, einen Kern zu ziehen, und Mr Banning gebeten, ihn morgen gemeinsam mit ihm zu untersuchen.
    Sie kamen in Sichtweite des Bohrturms. Das Bohrgestänge befand sich außerhalb des Lochs, und in der Turmbühne konnten sie jede Menge Gestängezüge erkennen. Im Näherkommen sahen sie, dass die Männer ein Seil ins Loch hinabgelassen hatten.
    Als Dave Murgins, der Vorarbeiter, sie bemerkte, lief er dem Auto entgegen, und es war klar, dass etwas passiert war. «Wir haben einen Unfall gehabt, Mr Ross.»
    «Was ist los?»
    «Ein Mann ist ins Loch gefallen.»
    «Herrgott noch mal!», rief Dad. «Wer?»
    Bunny klopfte das Herz bis zum Hals, denn natürlich war sein erster Gedanke: Paul.
    «Ein Roughneck», sagte der Vorarbeiter. «Heißt Joe Gundha. Sie kennen ihn nicht.»
    «Wie ist denn das passiert?»
    «Das weiß kein Mensch. Wir haben den Meißel gewechselt, und der Kerl stieg aus irgendeinem Grund in den Bohrkeller runter – keine Ahnung, was er da zu suchen hatte. Eine Zeit lang hat ihn niemand vermisst.»
    «Seid ihr sicher, dass er reingefallen ist?»
    «Wir haben mit einem Haken gefischt und ein Stück von seinem Hemd zu fassen gekriegt.»
    Bunny wurde weiß um die Nase. «O Dad, lebt er noch?»
    «Wie lang ist er schon unten?»
    «Wir fangen seit einer halben Stunde», sagte Murgins.
    «Und ihr habt kein Geräusch gehört?»
    «Gar nichts.»
    «Na, dann ist er im Schlamm erstickt. Wie tief ist er unten?»
    «Ungefähr fünfzig Fuß. Die Spülung sinkt so tief ab, wenn wir das Gestänge rausziehen. Er muss mit dem Kopf voran reingefallen sein, sonst hätte er sich überm Schlamm halten können und einen Laut von sich gegeben.»
    «Herrgott noch mal!», rief Dad. «Bei so was möcht man doch seinen Job hinschmeißen! Wie soll man auf Leute achtgeben, die auf sich selber nicht achtgeben können!»
    Bunny hatte diesen Ausruf schon tausendmal gehört. Es gab eine

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