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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Piraten Jens Halbe und Richard Botzke über das Fallreep auf das Schnellboot führten. Man hatte sie nicht gefesselt, wozu auch? Vier entsicherte Kalaschnikows sind die besten Fesseln.
    Nun also fuhren sie in Kiellinie durch das Südchinesische Meer, einer Inselgruppe entgegen, die zu Indonesien gehörte, gottverlassen im weiten Ozean liegend, irgendwann aus der See aufgestiegen, mit bizarren Vulkanbergen, eingebettet in Korallenriffe mit nur schmalen Durchfahrten. Zweimal im Jahr wurden sie von schweren Taifunen heimgesucht. Jemaja war eine der größten Inseln dieser Gruppe, hatte die Form einer Speerspitze mit Widerhaken, besaß eine Menge unzugänglicher Buchten und einen Berg, der 402 Meter hoch war. Da er unmittelbar aus dem Meer wuchs, sah er imponierend und höher aus, als er war, und er galt bei den wenigen Eingeborenen, die in den Dörfern Kuala, Padang und Letong wohnten, als heiliger Berg, auf dem die Götter der Winde und des Regens thronten. Unterhalb dieses Berges, in einer geschützten Felsenbucht, die nur einen schmalen Durchschlupf besaß, hatte Nyen Su-Feng sein Versteck eingerichtet. Von See aus war die Bucht nicht einsehbar. Ein idealer Ort am Fuße eines heiligen Berges, dem niemand sich zu nähern wagte.
    Nyen wartete am Eingang der Bucht. Er stand am Radar und sah die Else Vorster langsam und vorsichtig herankommen. Hammerschmidt stand selbst am Ruder und meldete sich sofort per Funk, als Nyen ihn anrief.
    »Sie sind verrückt geworden!« sagte Hammerschmidt sofort. »Mein Schiff ist doch kein Slalomläufer! Mein Echolot steht dauernd auf Alarm. Und wenn ich vor mir die Brandung am Korallengürtel sehe, weiß ich, daß ich da nicht durchkomme.«
    »Sie wissen gar nichts!« antwortete Nyen grob. »Ich kenne das Meer hier wie meine Unterhose.«
    »Falls Sie eine anhaben …«
    »Zum Teufel, Sie brauchen mir nur nachzufahren!«
    »Nyen! Ihre Yacht hat kaum Tiefgang. Ich aber habe, voll beladen, einen Tiefgang, mit dem ich nur in einen Tiefwasserhafen einlaufen kann! Ich gehe das Risiko nicht ein, die Else Vorster auf die Klippen zu setzen.«
    »Es ist mein Risiko!« sagte Nyen kalt. »Aber ich sage Ihnen: Die Furt ist tief genug.«
    »Ich bleibe hier liegen!« Hammerschmidts Stimme war bestimmt. »Ich steuere mein Schiff nicht mit offenen Augen ins Verderben! Wenn Sie unbedingt in die Bucht fahren wollen, kommen Sie rüber, und übernehmen Sie das Ruder. Ich bewege mich keinen Meter mehr weiter. Ich lasse die Anker setzen.«
    »Wollen Sie, daß vor Ihren Augen Ihre Offiziere erschossen werden?« Nyens Stimme ließ keine Zweifel aufkommen. »Was ist Ihnen mehr wert: das Schiff oder das Leben Ihrer Offiziere?«
    »Das ist keine Alternative«, sagte Hammerschmidt tonlos. »Sie können nicht verlangen …«
    »Ich kann alles verlangen!«
    »Warum kapern Sie mein Schiff, wenn Sie es dann doch auf Grund setzen? Sie wissen genau, daß Sie niemanden kommen lassen können, der es zur Reparatur in einen normalen Hafen schleppt. Denn dann wären ja alle Mühen umsonst gewesen, Nyen! Die Else Vorster ist das größte Geschäft Ihres Lebens. So ein Fang gelingt Ihnen nie wieder. Das wissen Sie genau. Zum letzten Mal: Ich fahre nicht weiter! Aber ich bin bereit, die Verantwortung und das Ruder an Sie abzugeben. Kommen Sie rüber …«
    »Das stolze Gewissen!« Nyen spuckte ins Telefon, Hammerschmidt hörte es ganz deutlich. »Immer unschuldig sein, auch wenn es Feigheit ist! Gut! Ich setze über. Mein Steuermann kennt hier jedes Korallenbäumchen unter Wasser so gut wie ich. Er fährt voraus.«
    »Mein Schiff ist viermal so breit wie Ihres …«
    »Glauben Sie, ich könnte nicht rechnen? Ich habe schon einmal gesagt: Ich bin kein vietnamesischer Meerespinkler, sondern Kapitän für Große Fahrt. Sie sind nicht einen Mund voll Spucke besser als ich, nur, daß Sie eine Vorliebe für weiße Uniformen haben! Ende.«
    Eine halbe Stunde später kam Nyen Su-Feng an Bord.
    Hammerschmidt trat vom Kommandostand zurück und machte eine einladende Handbewegung. Übernehmen Sie … Er wandte sich ab und wollte gehen. Nyen hielt ihn zurück.
    »Wohin?«
    »In meine Kabine. Ich habe das Kommando soeben abgegeben.«
    »Sie bleiben hier!«
    »Um Ihnen zu helfen?« fragte Hammerschmidt spöttisch. »Soll ich Ihnen eine Gebrauchsanweisung heraussuchen? Jede Hausfrau stellt ihre Waschmaschine erst dann an, wenn sie die Anweisungen gelesen hat.«
    »Wir sprechen auf der Insel weiter!« Nyen zog ganz kurz das Signalhorn. Der Ton

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