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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich an das Geländer der Landungsbrücke. Auch wenn er dagegen ankämpfte, er konnte nicht verhindern, daß seine Knie nachgaben. Lebenslänglich auf dieser Insel, Sklave eines Piraten, der unberechenbar war. Ein lebender Toter, ein Mensch, der mit seinem Riesenschiff einfach verschwunden ist, ohne die geringste Spur zu hinterlassen.
    »Sie werden die schönste Frau Asiens in den Armen halten und entzückende Kinderchen zeugen.« Nyen lachte laut. Ebenso plötzlich wurde er wieder ernst und lehnte sich neben Hammerschmidt gegen das Geländer. Beide blickten hinüber zur Else Vorster, die weiß leuchtend, elegant, für ihre Größe ungemein schlank, bestückt mit bunten Containern und einem halbrunden schwungvollen Aufbau mit der breiten, gläsernen Kommandobrücke einer Kombination von Frachter und Luxushotel glich. »Ich werde Sie brauchen, Kapitän. Wir werden gemeinsam auf Kundenbesuch gehen.«
    »Sie glauben doch wohl nicht …«, rief Hammerschmidt empört.
    »O doch. Denken Sie an Ihre neue, bezaubernde junge Frau …«
    »Ich werde sie nicht anrühren!«
    »Das wird sie übernehmen. Sie wären kein Mann, wenn Sie da nicht willenlos würden.«
    »Sie kennen mich schlecht, Nyen.«
    »Der keusche Höhlenheilige.«
    »Ich habe auf meinen Fahrten monatelang ohne Frauen ausgehalten. Ich habe mich daran gewöhnt.«
    »Das hat Dr. Kagoshima auch gesagt. Er hat in Kobe eine Frau und vier Kinder. Fragen Sie ihn jetzt mal, ob er wieder zurückkehren will in sein Haus mit verschiebbaren Papierwänden. Der Mensch ist zum Genuß erschaffen. Ein Tier frißt, trinkt, schläft und paart sich … alles Instinkte. Aber der Mensch will genießen.«
    »Sie täuschen sich, Nyen.« Hammerschmidt stieß sich vom Geländer ab; seine Beine trugen ihn wieder. Die überwältigende Hilflosigkeit hatte nachgelassen. »Wer hat denn Ihre Insel so ausgebaut? Sie doch nicht allein.«
    »Nein. Ich hatte gute Handwerker von der anderen Seite der Insel. Aus den Dörfern Padang und Letong. Die Eingeborenen denken, sie seien zu nahe an den heiligen Berg gegangen und die Götter hätten sie mitgenommen auf den Gipfel und zu spitzen Steinen verzaubert.«
    »Also auch ermordet«, sagte Hammerschmidt voll Ekel.
    »Das Wort scheint Sie zu faszinieren. Aber es ist falsch.« Nyen drehte sich um und steckte die Hände in die verwaschenen, schmutzigen Jeans. »Die ägyptischen Pharaonen ließen nach Vollendung ihrer Gräber alle Arbeiter und Architekten lebendig einmauern. Der russische Zar Iwan ließ nach dem Bau der Basilius-Kathedrale in Moskau allen Arbeitern und den Architekten die Augen ausstechen, damit sie nie wieder so etwas Schönes schaffen konnten. Spricht man da heute noch drüber? Man bewundert die Kunstwerke, die Pyramiden und die Kathedrale, die Große Mauer in China, die Hunderttausende Menschenleben kostete, den Panama-Kanal, dessen Urwaldufer mit Leichen gedüngt wurden, oder die Tempel der Mayas und Azteken, an denen das Blut die Stufen hinabfloß. Welche Kulturen, ruft man ergriffen aus. Das hier ist meine Kultur!«
    »Nyen, jetzt erkenne ich das erst: Sie sind ein Irrer!« sagte Hammerschmidt entsetzt.
    »Nein. Ich heuchle nur nicht! Können wir endlich an Land gehen? Wir werden noch viel diskutieren. Jahrelang!«
    Hammerschmidt betrat langsam sein lebenslanges Gefängnis und umarmte an Land seine Offiziere. Sie alle hatten Tränen in den Augen.

Hamburg
    Die Lage in der Nordsee und vor allem in der Deutschen Bucht entspannte sich etwas, als der Orkan langsam nachließ. Deutsche, dänische und britische Rettungsschiffe und Bergungsboote liefen sternförmig aus, um die hilflos treibende Unico II zu bergen. Von Cuxhaven und Wilhelmshaven fuhren die Hochsee-Bergungskreuzer Eversand, Scharhörn und Nordsee aus und kämpften sich gegen die Wellenberge an den von der Mannschaft aufgegebenen Tanker heran. Von Norden kamen die Dänen mit Abpumpleichtern heran, von England, den Wind im Rücken, kamen drei Spezialschiffe mit Ölsperren, Abschöpfgeräten und Leichterungstank, und zum ersten Mal seit dem Orkan gelang es, die Unico aus der Luft zu orten und die genaue Position durchzugeben. Die Messungen des Seitensichtradars und Mikrowellenradiometers der Spezialflugzeuge ließen den Krisenstab in Hamburg etwas aufatmen.
    Ministerialrat Klaus Hintze, der im Auftrag der Bundesregierung jetzt die Kontrolle und Koordination aller Einsätze und Maßnahmen übernommen hatte, war in ständiger Verbindung mit dem Flottenkommando der Marine. Die

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