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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gellte hinüber zu dem stillen Eiland. Die Motorjacht setzte sich in Bewegung und glitt durch den Eingang des Korallengürtels. Nyen drückte den Maschinentelegrafen auf langsame Fahrt und übernahm das Ruder. Die Else Vorster schwamm Meter um Meter in das Riff, so wie sich ein Blinder vorwärtstastet. Aber sie war nicht blind. Das Echolot warf die Tiefe zurück, die Burgstrahlruder korrigierten sofort jedes geringste Abweichen zur Seite. Mit versteinertem Gesicht stand Nyen Su-Feng auf der Brücke und dirigierte den großen Container in den Durchschlupf.
    »Auf jeder Seite nur noch ein halber Meter«, sagte Hammerschmidt gepreßt. Er hatte sich vorgenommen, nichts zu tun, zu schweigen, wegzuschauen und darauf zu warten, das helle Knirschen zu hören, wenn der Rumpf von den Korallen wie mit einem Messer aufgeschlitzt wurde. Aber dann spürte er das Kribbeln in seinem Nacken, dieses Zusammendrücken des Herzens wie durch eiserne Klammern, diese Atemlosigkeit der Angst. Mein Schiff fährt in den Tod!
    »Tiefe unter Kiel nur noch 45 Zentimeter!« rief er Nyen zu.
    »Was wollen Sie mehr?« Nyen schlich über das Riff. Hammerschmidt schloß für einen Moment die Augen. Das Echolot gab längst Alarm.
    »Dreißig Zentimeter … Nyen, Sie sind wirklich verrückt! Sie schaffen es nicht. Wir laufen auf …«
    »Wetten wir?«
    »Nein!«
    »Um Ihr Leben …«
    »Ich verzichte.«
    »Kommen wir durch, werden Sie sich am Strand von Jemaja sonnen können. Laufen wir auf, erleben Sie den Abend nicht mehr. Sie sehen, es liegt alles in meiner Hand. Es wäre schade, wenn Sie den Sonnenuntergang nicht mehr erleben würden. Das Meer wird blutrot …«
    »Ihre Lieblingsfarbe.«
    Nyen antwortete nicht. Er starrte auf die Fahrrinne und umklammerte das Ruder. Hammerschmidt hielt den Atem an. Das Echolot reflektierte die Tiefen.
    »Wieder vierzig Zentimeter. Fünfzig … Mein Gott, der Meeresboden senkt sich!« Hammerschmidt war versucht, zu Nyen zu laufen und ihn zu umarmen, aber er unterdrückte den Impuls, und außerdem drückt man keinen Massenmörder an sich, nur weil das eigene Leben gerettet worden war. »Wir sind durch …«
    »Ja, wir sind durch.« Auch Nyen schien aufzuatmen … auf jeder Seite nur ein halber Meter und unter dem Kiel nur dreißig Zentimeter Wasser, und das bei einem Schiff, das 120 Meter in der Länge mißt und mit Containern voll beladen ist, verkrampfte auch Nyens Herz, obwohl man es seinem regungslosen Gesicht nicht ansah.
    Langsam trieben sie in die Bucht hinein, vor sich das zerklüftete Bergmassiv, an den Seiten ins Meer hineinwachsende Klippen, in denen sich Palmen, Riesenfarne, hohe Büsche und wehendes Gras festgekrallt hatten. Ein ideales Versteck, von keiner Seite einsehbar, zum Meer hin geschützt durch die Korallengürtel, gegen die die Brandung aufschäumte.
    Hammerschmidt beobachtete, wie die Motorjacht an einem Landungssteg vor Anker ging. Nyen dirigierte die Else Vorster nahe an die linke Klippe heran und ließ die Anker fallen. Die Maschinen schwiegen. Für die Welt war das Schiff verschollen und unsichtbar geworden.
    »Gratuliere, Nyen«, sagte Hammerschmidt. »Das war eine Meisterleistung.«
    »Man muß sein Revier kennen.«
    »Ich hätte es nicht gewagt, das gebe ich zu.«
    »Es wird keiner wagen, und deshalb ist die Else Vorster hier sicher.«
    »Auch von der Luft aus?«
    »Hier wird nie ein Flugzeug hinkommen.«
    »Bei einer großangelegten Suchaktion?«
    »Wer sollte suchen?«
    »Das Verschwinden der Else Vorster ist etwas anderes als ein Überfall auf Flüchtlingsboote oder kleine Frachter. Der Tod von Hunderten von Vietnamflüchtlingen wird heutzutage noch nicht einmal mehr im Fernsehen erwähnt. Aber eine Else Vorster kann man nicht totschweigen. Das schönste deutsche Containerschiff verschwindet im Südchinesischen Meer, ohne daß es einen Taifun gab, kein Seebeben, keine Jahrhundertwelle wurden registriert. Das Schiff ist einfach nicht mehr da. Das löst eine internationale Suche aus. Der Reeder wird einen Millionenbetrag zur Wiederbeschaffung aussetzen, die Lloyds-Versicherung wird alles dransetzen, dieses Geheimnis zu klären – Nyen, es war Ihr größter Fehler, die Else Vorster zu kapern.«
    »Wer sagt, daß ich sie behalten will?«
    »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt: Sie ist unverkäuflich.«
    »Wer will sie verkaufen? Ich verteile die Ladung auf verschiedene Großhändler … und dann wird man eines Tages die schöne Else Vorster unbemannt vor den Kepulauan Riau, südlich von

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