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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sieht ein Toter aus, durchfuhr es ihn. Mein Gott, man kann doch an einem Rippenbruch nicht sterben! Er muß sofort in ein Krankenhaus! Aber was heißt sofort? Noch treiben wir steuerlos in der aufgewühlten Nordsee, und es ist noch lange nicht sicher, ob es gelingt, die Unico an die Trossen zu nehmen und abzuschleppen. Vielleicht würde man Svensson mit einem Hubschrauber von Bord holen können. Vielleicht … denn augenblicklich wird es kein Hubschrauber wagen aufzusteigen, ganz zu schweigen von der Unmöglichkeit, in der Luft stehenzubleiben und die Rettungsbahre herunterzulassen.
    Dozek trat neben Pusenke und beugte sich über den Kapitän. »Es sieht nicht gut aus«, sagte er leise.
    »Das kann nicht nur ein Rippenbruch sein. So verfällt keiner mit einer angeknacksten Rippe. Er muß irgendeine innere Verletzung haben. Aber was?«
    »Wenn wir es wüßten, könnten wir helfen?«
    »Nein.«
    »Der Kapitän muß sofort von Bord.«
    »Kluges Kerlchen. Wie?«
    »Wenn die Schlepper eintreffen …«
    »Bei diesem Seegang kommen sie nicht an uns heran, das hast du selbst gesagt.«
    »Wir können ihn doch nicht hier liegenlassen!« rief Dozek verzweifelt.
    »Weißt du etwas Besseres?« Pusenke setzte sich neben das Bett auf einen Stuhl. »Ich bleibe bei ihm, Juri. Du kannst mich in zwei Stunden bei der Wache ablösen.«
    Dozek nickte und ging hinaus. Pusenke hob lauschend den Kopf. Motorengeräusch. Die Flugzeuge der Luftüberwachung umkreisten weiter die Unico. An das Marine-Kommando funkten sie: »Teil der Besatzung noch an Bord! Ein Mann winkte uns zu. Vielleicht der Kapitän. Rettungsmaßnahmen dringend erforderlich.«
    In Hamburg las Ministerialrat Hintze diese Meldung. Er hatte sich ein wenig beruhigt. Dr. Bergfried hatte den Raum der Katastropheneinsatzleitung verlassen. Die Lage an der Elbe, in Hamburg und den deutschen Küsten hatte sich stabilisiert. Der Orkan war weitergezogen und blies in den engen Schlauch der Straße von Dover. Holland, Belgien und Südengland meldeten Land unter. Gegen die französische Kanalküste donnerten nun die Wellen. Auch hier wurde der Notstand ausgerufen. Hielten die Deiche der Gewalt der entfesselten Nordsee stand? Wurden sie unterspült? Schlug das Meer über sie hinweg? Rissen die Wälle? Vor allem die holländischen Inseln kamen in die größte Gefahr. Maßnahmen zur Evakuierung der Bevölkerung liefen an. Dagegen beruhigte sich die Deutsche Bucht allmählich, wenn man bei Windstärke neun von Beruhigung sprechen kann.
    »Das Schiff ist also doch nicht verlassen«, sagte Hintze zufrieden, aber ein Erstaunen lag in seiner Stimme. »Nur ein Teil der Besatzung scheint geflüchtet zu sein. Wenn es wirklich der Kapitän war, der da gewunken hat … alle Achtung! Es gibt also noch richtige Männer!«
    Der Einsatzleiter sah Hintze schweigend an. Aber in seinem Blick lag, was er nicht aussprechen konnte: Mit großen Worten habt ihr immer um euch geworfen …
    »Was passiert jetzt?« fragte Hintze.
    »Eine kleine Flotte von Hilfsschiffen ist unterwegs.«
    »Das weiß ich.« Hintze klopfte auf die Meldung des Marine-Kommandos. »Soll der Kapitän und andere Besatzungsmitglieder, falls vorhanden, gerettet werden?«
    »Ich verstehe Ihre Frage nicht«, antwortete der Einsatzleiter steif.
    »Verzeihung.« Hintze war sehr verlegen. »Ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich meinte: Sollen sie jetzt schon von Bord geholt werden, oder sollen wir abwarten, bis die Unico II an den Trossen liegt?«
    »Ich nehme an, daß der Kapitän sein Schiff nicht verläßt, solange es noch schwimmen kann.«
    »Zweifeln Sie immer noch daran, daß wir den Tanker abschleppen können? Was hindert uns denn noch?«
    »Der Seegang … oder sollen wir riskieren, daß ein Schlepper gegen die Unico II geschleudert wird und sie im letzten Augenblick noch aufreißt?«
    »Um Gottes willen!« rief Hintze entsetzt.
    »Das heißt also: Geduld haben. Und hoffen, daß die Bordwand weiterhin hält. Der Tanker treibt einen gefährlichen Kurs. Die Wellen treffen ihn achtern und könnten ihn ins Meer drücken. Das erschwert auch die Rettung, denn die Schiffe müssen gegen den Wind fahren.«
    »Und warum dreht der Kapitän nicht bei?«
    »Weil ein so starker Wellenschlag breitseits noch gefährlicher ist. Die Unico II ist achtzehn Jahre alt. Wissen wir, wie sehr der Rost die Bunkerwände schon zerfressen hat, wie dicht die Außenhaut noch ist? Mit achtzehn Jahren gehört ein Tanker aus dem Verkehr gezogen.«
    »Darüber werden wir uns

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