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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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harmlosen Touristen spielen. Vor allem Ruhe bewahren, bleiben, sich sonnen … Dem Naiven wird immer Glauben geschenkt.
    Armand ging zum See, ließ sich vor einem hohen Busch nieder und setzte sein Gewehr zusammen. Danach blickte er auf die Uhr, begann zu rechnen und kam zu dem Ergebnis, daß er am späten Abend schon wieder in Madrid sein konnte. Wenn er bis Mittag Heßbach abgeknipst hatte – wie er es nannte –, war es kein Problem, die letzte Maschine nach Madrid zu erreichen. Gelang es bis Mittag nicht, bleib immer noch der kleine Umweg über Zürich oder Amsterdam. Nur weg aus Deutschland, wo das falsche Befahren einer Einbahnstraße wie ein Kapitalverbrechen behandelt wurde. Herausgekommen war am Ende nichts … ein Protokoll, eine Rechtsbelehrung, vier verlorene Stunden, kein Alkohol im Blut und eine Ordnungsstrafe von hundert Mark. Beim Verlassen des Polizeireviers verkniff sich Armand die Bemerkung, das sei alles nicht nötig gewesen, er habe ja dem Polizisten Hüppe bereits auf der Straße hundert Mark angeboten.
    Armand blieb eine Stunde an dem kleinen See und ging dann zurück zum Haus. Erfreut sah er, daß die Terrassentür offen stand und Heßbachs Braut drei Gartenstühle mit gelb-weiß-gestreiften Polstern zurechtrückte. Der alte Bertram erschien mit rauchender Pfeife, setzte sich in einen der Stühle und blätterte in den Zeitungen. Armand hatte sein Gewehr mit dem Schalldämpfer bereits im Anschlag und nahm die Terrassentür ins Visier. Man würde nichts hören, das leise Plopp würde von dem fröhlichen Vogelgezwitscher übertönt werden; Heßbach würde zum Erstaunen von Vater und Tochter umfallen, und bevor diese das Einschußloch in der Stirn entdeckten, war Armand schon längst wieder auf dem Weg zum See. So einfach war das.
    Armand ließ das Gewehr ein wenig schwenken und erfreute sich an dem Spielchen: Er hatte den alten Bertram im Fadenkreuz, ein großflächiges Gesicht, geradezu ideal für einen Kopfschuß. Ein kleiner Schwenk … Luises schmales, hübsches Gesicht mit den blonden Locken war schon schwerer zu treffen, aber für Armand auch kein Problem. Bei ihr ist ein genau plazierter Herzschuß besser, dachte er fachmännisch. Schade, sie hat eine so schöne süße Brust, die nachher so häßlich aussehen wird. Aber du bist ja nicht das Ziel, Luise; du kannst noch manchen Mann an deine runden Brüste lassen, wenn Heßbach im Kistchen unter der Erde liegt.
    Im Inneren des Hauses bewegte sich etwas, ein großer Schatten. Armand drückte den Kolben fest in seine Schulterbeuge. Im Fadenkreuz tauchte der Kopf auf, den er tagelang studiert hatte.
    Heßbach trat auf die Terrasse. Er lachte, hatte in der linken Hand eine Kaffeekanne und in der rechten einen Teller mit Kuchen. Ostkuchen. Kirschen mit Sahne.
    Armands Gesicht hatte sich verändert. Es war jetzt kantig geworden, wie versteinert, erstarrt in der absoluten Konzentration. Sein Zeigefinger am Abzug krümmte sich langsam, er hielt den Atem an, um nicht einen Millimeter zu verwackeln. Sieh mich an, dachte er. Lothar Heßbach, sieh mich an … Ich will keinen Schläfenschuß, ich will deine Stirn! Dreh den Kopf rum, du Scheißkerl!
    Doch in diesem Augenblick betrat Willi die Bühne. Willi, ein roter Kater, der nie gelernt hatte zu gehorchen, aber sonst von unglaublicher Zärtlichkeit und Anschmiegsamkeit war. Vor allem Luise war seine Auserwählte, und so war es verständlich, daß von dem Augenblick an, da Lothar Heßbach im Hause erschien, Willi betrachtete ihn als einen gefährlichen Nebenbuhler.
    Nun sah Willi den Moment für gekommen, seinem Feind Lothar zu zeigen, daß man immer mit ihm rechnen mußte. Mit einem eleganten Satz schnellte er hoch, Ziel der Kuchenteller, prallte gegen Heßbachs Brust und ließ ihn seitwärts taumeln. Und dies genau in der Sekunde, in der Armand abdrückte und es leise Plopp machte. Zum ersten Mal in seinem Leben ging ein Schuß daneben. Heßbach spürte, wie etwas knapp an seinem Kopf vorbeizischte und dann in die Hauswand schlug.
    »Hinlegen!« brüllte er, ließ Teller und Kanne fallen und riß Luise mit sich auf den Boden. Der alte Bertram blieb sitzen und starrte verständnislos auf das junge Paar.
    »Was … was ist denn los?« stotterte er. »Nun haben wir keinen Kirschkuchen mehr.«
    Die Verwirrung nutzte Armand aus, um blitzschnell zu verschwinden, durch das Gatter zu stürzen und geduckt davonzulaufen. Erst am See hielt er an, warf das Gewehr ins Gras, und ließ sich auf den Boden

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