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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aufs Zimmer bringen lassen, inklusive einer halben Flasche Champagner – für den Kreislauf – und sämtlichen verfügbaren Zeitungen. Während er mit großem Genuß einen Toast mit Schinken und Spiegelei aß und den starken Kaffee schlürfte, las er die Berichte über die gestrige Pressekonferenz. Die Fotos zeigten Lothar Heßbach in voller Aktion. Die Zeitungsberichte verdeutlichen noch einmal die vorgetragenen Mißstände. Aber das alles interessierte Armand herzlich wenig. Viel informativer für ihn war ein Bild, das Heßbach mit einer hübschen jungen Frau vor einem Auto zeigte und die Unterschrift: Kapitän Heßbach und seine Braut Luise Bertram, die ihn nach der Mammutsitzung in das Haus seiner Schwiegereltern brachte.
    Zufrieden mit sich und der Welt, schmiß Armand die anderen Zeitungen auf die Couch, riß das Foto heraus und steckte es in seine Brieftasche. Dann warf er einen geradezu liebevollen Blick auf die Aktentasche mit dem Schnellfeuergewehr, die am Fußende des Bettes stand.
    »Jetzt haben wir ihn«, sagte er, als spräche er mit dem Gewehr. »Mein Kätzchen, ich bin schon übermorgen wieder bei dir auf Fuerteventura. Nur eine kleine Verzögerung durch zwei übereifrige deutsche Polizisten.«
    Nachdem er das Frühstück genußvoll beendet hatte, holte Armand das Telefonbuch. Es gab vier Bertrams und nur einen Kapitän a.D. Das muß er sein, sagte sich Armand, schrieb sich den Straßennamen auf und blätterte in dem Stadtplan von Hamburg und Umgebung. Es mußte eine schöne Gegend sein, in unmittelbarer Umgebung war ein Wäldchen eingezeichnet und ein kleiner See. Ideale Tarnung!
    Armand beschloß, sich eine todschicke Badehose zu kaufen.
    Das Haus der Bertrams lag etwas zurück von der Straße. Ein Vorgarten mit Zypressen, Holunder- und Kamelienbüschen, winterharten Pinien und Hochstammrosen ließ die Erinnerung an südliche Gefilde aufkommen. Der weißlackierte Zaun und das geschwungene Gartentor trugen das ihre zu dem Bild bei. Dieser Vorgarten und vor allem der größere Garten hinter dem Haus mit einigen Kirsch- und Apfelbäumen war der ganze Stolz des alten Bertram. Er hatte die mediterranen Bäume, Büsche und Pflanzen von seinen Reisen mitgebracht. Im Alter wollte er hier im Norden auch ein Stück Süden haben, so pflanzte er Baum um Baum, besaß den anerkannt schönsten Garten in der Gegend, aber pflegen mußte ihn in erster Linie seine Frau, denn der Kapitän war ja über sieben Monate im Jahr auf See.
    Jetzt aber sah man den alten Bertram bei jedem Wetter in seinem Garten. Im hinteren Teil des Gartens hatte er sogar einen Grill und – sehr zum Kummer der Nachbarn – eine Räucherkammer gebaut. Hier wurden Heringe, Makrelen und Lachse veredelt, und die Nachbarn hielten nur deshalb still, weil der alte Bertram sie regelmäßig mit seinen Köstlichkeiten versorgte.
    Armand fuhr viermal an dem schmucken Haus vorbei und inspizierte das Gelände. Schließlich parkte er an dem kleinen See, holte die Aktentasche vom Hintersitz und bummelte durch die Wiesen bis zum hinteren Gartenzaun der Bertrams. Die Räucherkammer – eine Art Blockhaus, das aus einem Vorraum und dem eigentlichen Räucherofen bestand – bot ihm hervorragenden Schutz. Er blieb einige Zeit hinter der Hüttenwand und beobachtete die Gartenseite des Hauses mit der kleinen, von einer Markise überspannten Terrasse. Es war alles still. Anscheinend waren die Bertrams in die Stadt gefahren, denn die Terrassentür war geschlossen.
    Armand kletterte über den Zaun und verschwand in der Hütte. Im Vorraum lagen Reisig und Holzscheite, an einer langen Schnur hingen noch geräucherte Makrelen und Lachsforellen. Armand widerstand der Versuchung, eine der Forellen mit den Fingern zu zerteilen und zu essen. Er spähte durch einen Spalt in der Tür und nickte zufrieden.
    Die Terrasse lag genau im Blickfeld und exakt in der Schußlinie, wenn man das Gewehr durch diesen Spalt schob. Man brauchte also nur zu warten, bis Heßbach unter die Markise trat. Er war die Zielscheibe. Man konnte ihn einfach nicht verfehlen. Ein so hervorragender Schütze wie Armand war hiermit beleidigend unterfordert.
    Armand schlüpfte wieder aus der Hütte, stieg über den Zaun und bemerkte erst jetzt, daß drei Meter weiter ein kleines Tor im Zaun war, nur durch einen Kippriegel geschlossen gehalten. Der Fluchtweg war also noch einfacher geworden. Zielen, Finger krümmen, Schuß, ab durch das Gatter, hinüber zum See, Gewehr verstecken, sich an den See legen,

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