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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fallen.
    Ich habe ihn verfehlt, schrie es in ihm. Ich habe daneben geschossen! Ein Gérard Armand trifft nicht mehr! Wer bin ich denn noch? Wer bin ich? Ich habe eine Stirn vor mir und schieße daneben. Ich habe zum ersten Mal versagt …
    Er ließ sich nach hinten ins Gras fallen, schloß die Augen, krallte die Finger in den weichen Boden – und weinte.

Togo
    Die Untersuchungen der Kriminalpolizei ergaben nichts.
    Sie traf zwar schon eine Stunde nach dem Anruf des alten Bertram ein, kratzte das Projektil aus der Mauer, vermaß die Schußrichtung, erkannte, daß der Schütze im Räucherhaus gewesen sein mußte und dann in den nahen Wald geflüchtet war, aber mehr war nicht herauszubekommen. Keine Fußspuren, kein Hinweis, vor allem kein Motiv. Was der alte Bertram und auch Heßbach dachten, verschwiegen sie. Für die Kriminalpolizei wäre der Verdacht zu abenteuerlich gewesen und vor allem nicht beweisbar. Einen Grund, auf Heßbach einen bezahlten Killer anzusetzen?!
    »Da haben wir's«, sagte der alte Bertram, als habe er alles im voraus gewußt. Luise saß kreidebleich auf der Couch, und Frau Bertram weinte stumm in ihr Taschentuch, was den Alten aufregte. Heßbach lief in dem Zimmer hin und her. Die Kratzer von Willi an seiner rechten Hand brannten ein wenig, doch das nahm er gern in Kauf. Ja, er hatte sogar überschwenglich mit dem Kater Freundschaft geschlossen. »Du bist mein Lebensretter!« hatte Heßbach gerufen und das Tier in seine Arme geschlossen.
    »Das war die Quittung für gestern Vormittag. Erstaunlich – sie arbeiten schnell. Es war ein Fehlschlag, aber wie heißt es so schön bei Wilhelm Busch: ›Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich.‹«
    »Du glaubst, daß sie noch mal auf Lothar schießen werden?« schrie Luise auf.
    »Ich fürchte es. Er hat sich Feinde gemacht, die keine Skrupel kennen.« Der alte Bertram klopfte mit der erloschenen Pfeife auf den Tisch. »Eins ist klar: Er kann nicht hier bleiben! Hier im Haus ist er nicht mehr sicher!«
    »Genau das wollte ich gerade sagen, Vater.« Heßbach unterbrach seine unruhige Wanderung durch das Zimmer. »Ich muß verschwinden …«
    »Verschwinden? Wohin?« Luise streckte beide Hände nach ihm aus. »Wo du dich auch versteckst, ich komme mit. Ich bleibe bei dir.«
    »Das wäre der größte Blödsinn!« Der alte Bertram hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ein einzelner Mann kann eine Zeitlang verschwinden, mit einer Frau fällt er überall auf. Außerdem ist sie ein Klotz am Bein.«
    »Ich liebe ihn, Vater!« jammerte Luise und sprang auf. »Ich lasse ihn nicht allein!«
    »Noch weiß ich nicht, wo ich mich verkriechen soll.«
    »Die Welt ist groß.« Der alte Bertram blickte hinaus in seinen Garten. »Weit weg … dort, wo dich keiner sucht. Dieser Schuß war ein unmittelbarer Racheakt. In ein paar Monaten, wenn die Lobby der Beleidigten das schief geratene Bild wieder zurechtgerückt hat, hat sich auch ihre Wut wieder gelegt. Die Masse vergißt schnell, Politiker und Industrie ziehen den Mantel des Schweigens über alles, und die Reeder werden sich weiter über ihre vollen Frachtbücher beugen. Dann kann auch Lothar wieder zurückkommen. Er ist von seinen Feinden zu einer Null hinabgeschraubt worden. Nullen aber killt man nicht. Das ist den Killerlohn nicht wert.«
    »Du sprichst, als wenn du nur noch Kriminalromane liest!« sagte Heßbach aufgeregt. »Ja, ich muß untertauchen. Vielleicht am Südpol?«
    »Zu kalt … und schon zu überlaufen.« Der alte Bertram entwickelte sogar Humor in einer Situation, in der es um Leben und Tod ging. »Aber mir kommt da ein Gedanke. Er ist verrückt, aber das Verrückteste kann manchmal das Beste sein. Ihr kennt doch Theodor?«
    »Theodor?«
    »Theodor Rademacher. Mein Schwager. Der Mann meiner jüngsten Schwester.«
    »Onkel Theodor?« Luise sah ihren Vater groß an. »Wie soll der denn helfen?«
    »Schwager Theodor ist Professor für Agrarwissenschaft. Eine Kapazität, wißt Ihr.«
    »Soll Lothar sich in einer landwirtschaftlichen Versuchsanstalt verstecken?«
    »Blödsinn! Theodor ist Berater einer Reihe von Entwicklungsländern. So hat er zum Beispiel zusammen mit einem Dr. Franz Frisenius ein Institut in Togo aufgebaut.«
    »Togo?« fragte Heßbach gedehnt. »Afrika?«
    »Was denn sonst? Theodor kennt den Präsidenten des Landes gut, die Minister, den Erzbischof, eine Menge Leute, die weiterhelfen könnten. Außerdem ist Dr. Frisenius seit drei Jahren in Lomé und hat in

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