Öl-Connection
Stewardeß reagierte nicht. Aber als sie zurück zur Bordküche ging, wiegte sie sich in den Hüften und ließ den Hintern wackeln.
Armand war sich sicher, auch in Togo nicht einsam zu sein.
Die Delegation wurde auf dem Flughafen Lomé von Dr. Franz Frisenius empfangen. Theodor Rademacher hatte Heßbach telefonisch angekündigt und seinen Kollegen über den Fall aufgeklärt. Frisenius hatte versprochen, Heßbach in Sicherheit zu bringen.
»Ich kenne eine Gegend in Togo, im hohen Norden, da verlieren sich alle Spuren. Ganz davon abgesehen, daß niemand auf die Idee kommen wird, gerade in Togo zu suchen. Das ist so absurd, daß sich Herr Heßbach eigentlich gar nicht zu verstecken braucht. Bei uns ist er sicherer als im Sicherheitstrakt eines Zuchthauses.«
Das sollte ein Witz sein, aber Rademacher lachte nicht. Er antwortete:
»Mein lieber Frisenius, Heßbach wird von irgendeinem internationalen Syndikat gejagt. Verkennen Sie nicht die Möglichkeiten dieser Leute. Sie haben ihre Kontaktpersonen überall.«
»Aber in Togo …«
»Ist Lomé eine Hafenstadt oder nicht?«
»Herr Professor …«
»Sehen Sie! Und wo ein Hafen ist, sitzen auch Leute der Reeder-Mafia. Ich könnte wetten, daß in Lomé ein Büro der Öl-Connection – wie Heßbach diese Vereinigung von undurchsichtigen Reedern nennt – besteht und dieses sehr schnell herausfinden wird, daß Heßbach bei Ihnen untergekrochen ist.«
»Wie könnte ich denn in ihr Blickfeld kommen? Ich bin ihnen doch völlig unbekannt und fremd.«
»Wer auch immer auf Heßbach losgelassen worden ist, er ist Profi. Er kann kombinieren. Es gibt da einen Faden, den er nur aufzurollen braucht, um ans Ziel zu kommen: Bertram, seine Tochter Luise als Braut, die übrige Verwandtschaft, die jüngste Schwester von Bertram, verheiratet mit einem Rademacher, Agrarforschung, Versuchsfarm in Togo, Leiter der Farm Dr. Frisenius … Fazit: Absolute Sicherheit gibt es nicht.«
»Ich glaube nicht, daß solche Gedankenspiele zur Spezialität eines Killers gehören.«
»Aber seines Auftraggebers! In Lomé ist Heßbach nicht sicher genug!«
»Dann bringe ich ihn in den Norden, in die Provinz Dapaong. Es gibt dort ein Gebiet südlich des Flusses Bamoan, eine Hochebene in der Savanne, die von einem Eingeborenenstamm bewohnt wird, der als besonders kriegerisch gilt. Ich habe zu dem Häuptling gute Beziehungen; vor zwei Jahren habe ich in seinem Gebiet Bohrungen vornehmen lassen und vier Brunnen mit einer Pumpanlage gebaut. Seitdem hat der Stamm immer Wasser, und Wasser bedeutet da oben Leben. Der Häuptling und ich sind so etwas wie Freunde geworden.«
»Und da wollen Sie Heßbach unterbringen?«
»Wie lange soll er in Togo bleiben?«
»Ein paar Monate.«
»Das wird er aushalten. Und wenn's ihm zu langweilig wird, kann er nach Dapaong fahren. Dapaong ist eine für togolesische Verhältnisse sehr nette Provinzstadt mit einem guten Hotel, einigen Bars, einem Postamt und einem Krankenhaus. Dort arbeiten zwei deutsche Ärzte.«
»Das hört sich alles gut an, Dr. Frisenius. Hoffentlich braucht Heßbach das Krankenhaus nur zur Kontaktpflege mit den deutschen Ärzten.«
Nun also war Heßbach in Lomé gelandet, und Dr. Frisenius begrüßte ihn wie einen alten Freund. Die Delegation zog sich auf ihre Zimmer im Hôtel de la Paix am Boulevard du Mono, direkt gegenüber dem Golf von Benin, zurück. Heßbach und Frisenius setzten sich in die Bar und bestellten ein deutsches Bier.
»Herr Prof. Rademacher hat mich über alles informiert«, begann Frisenius das Gespräch, nachdem sie das Bier fast in einem Zug geleert hatten. Obwohl das Hotel klimatisiert war, hatte die schwüle Hitze während der Fahrt vom Flughafen gereicht, um großen Durst zu bekommen. »Man jagt Sie also, weil Sie die Wahrheit gesagt haben. Das ist immer gefährlich, Herr Heßbach. Wahrheit gehört in der Politik zu den am meisten gehaßten Vokabeln. Sie haben großen Mut gezeigt, aber nun müssen Sie sich verstecken. Sie haben einen hohen Preis dafür eingesetzt, Ihr Leben! War es das wert?«
»Ja.« Heßbach nickte entschieden. Dr. Frisenius war ihm auf Anhieb sympathisch. »Um ehrlich zu sein. Ich habe mit Gegenmaßnahmen gerechnet. Verleumdungen, Gegendarstellungen, sogar Anklage vor Gericht, aber nie mit Mord! Ich hätte nie gedacht, daß Bouto soweit gehen würde.«
»Wer ist Bouto?«
»Der Reeder, für den ich gefahren bin. Er sitzt in Liberia.«
»Praktisch in der Nachbarschaft. Das ist gut. Ihr Mr. Bouto wird nie
Weitere Kostenlose Bücher