Öl-Connection
auf die Idee kommen, daß Sie ausgerechnet in Togo Unterschlupf gefunden haben. Sie glauben also wirklich an einen bezahlten Killer?«
»Man will mich mundtot machen, liquidieren. Verblüffend ist nur, wie blitzschnell die Leute arbeiten. Das ist auch der Beweis dafür, daß sie überall ihre Kontaktpersonen sitzen haben.«
»Genau das befürchtet Prof. Rademacher auch in Lomé. Deshalb will ich Sie im Norden von Togo unterbringen. Da sind Sie so sicher wie auf dem Mond. Wir werden morgen schon nach Sansanné-Mango fliegen und von dort mit einem Geländewagen nach Dapaong fahren, das sind rund 125 Kilometer. Es gibt zwar auch einen Flugplatz für Dapaong, aber ich halte es für besser, wenn wir mit dem Wagen in die Kreisstadt fahren. Es würde auffallen, wenn Sie dort aussteigen. Von Dapaong fahren wir dann über Namoundjoga in das Gebiet des Bamoan-Flusses. Ein Stammeshäuptling dort ist mir verbunden und wird Sie aufnehmen.«
»Ich werde in einem Eingeborenendorf wohnen?« fragte Heßbach. Dr. Frisenius hörte sein Zögern.
»Bis Dapaong sind es knapp fünfzig Kilometer. Sie können also leicht einen Ausflug in die Stadt machen. Die deutschen Ärzte im dortigen Krankenhaus habe ich heute Vormittag angerufen, sie freuen sich auf Ihren Besuch und auf die Abwechslung, die Sie bedeuten. Außerdem, es gibt keine größere Sicherheit als bei diesem Stamm. Jeder, der sich seinem Gebiet nähert, wird zunächst abgefangen. Durch die neuen Brunnen ist das Land fruchtbar geworden und wird oft von Wilderern heimgesucht. Da kennt Häuptling Koto Yabido keine Gnade.«
»Koto Yabido.« Heßbach hatte seinen Humor wiedergefunden. »Wie spricht man ihn an? Monsieur Häuptling oder Majestät oder Großer Löwe?«
»Yabido ist gefürchtet und geachtet. Er hat seinen Stamm fest im Griff, ist Herrscher und Halbgott zugleich. Er ist einer der wenigen Stammesfürsten, die sich nicht taufen ließen. Missionare hat er nicht umgebracht, aber sie haben es nie lange bei ihm ausgehalten. Man erzählt sich, daß er sie unter Todesandrohung gezwungen hat, als Gastgeschenk ein Mädchen anzunehmen und sie zu schwängern. Da sind die geistlichen Herren schnell wieder abgerückt.« Nun lachte auch Dr. Frisenius. »Ich sehe Ihre Blicke, Herr Heßbach. Keine Angst, Ihnen wird er kein Mädchen in den Kral legen. Ich werde vorher mit ihm sprechen …«
»Das beruhigt mich ungemein.«
»Vielleicht werden Sie es bereuen. Die Mädchen das Yabido-Stammes gelten als die schönsten im Lande. Früher haben Sklavenhändler sie geraubt und in Lomé verkauft. Yabido-Mädchen sind sogar in den Bordells von Paris und London aufgetaucht. Man erzählt sich, daß eine von ihnen einen indischen Prinzen geheiratet hat und Maharani wurde.«
»Ich bin verlobt und liebe meine Braut.«
»Prof. Rademacher hat es mir gesagt.« Dr. Frisenius lehnte sich zurück und trank sein Bierglas leer. Er winkte dem Kellner und bestellte für beide ein neues. »Aber auch für Sie – wie für alle Weißen – lauern Gefahren. Das Klima, die Einsamkeit, die Langeweile, die Unendlichkeit von Himmel und Savanne, die Gesänge der Eingeborenen, das selbst gebraute, schnell berauschende Bier aus Mais und wilder Gerste, der Tanz der Mädchen, die Schwüle der Nächte, die plötzlich umschlagen kann in Kälte, die Lockungen der schwarzbraunen Körper, der Glutblick der Augen, das girrende Lachen, die Freizügigkeit jenseits aller anerzogenen Moral – das hat schon so manchen starken Mann umgehauen! Und – ganz wichtig – bei den Yabidos gibt es kein Aids! Noch nicht …«
»Danke. Ich werde trotzdem keinen Gebrauch davon machen. Wie also reden Sie den Häuptling Koto Yabido an?«
»Mit Koto, mein Freund.«
»Das steht mir nicht zu. Was sage ich?«
»Einfach ›Herrscher‹. Das hört er immer gern. Aber ich glaube, daß Sie sehr schnell auch nur Koto zu ihm sagen dürfen, weil ich Sie als meinen Freund vorstelle. Meine Freunde sind auch seine Freunde. Und wenn Sie das einmal sind, wird er jede Fliege erschlagen, die an Sie herankommt. Fazit: Sie sind der sicherste Mensch der Welt.«
»Und wann fahren wir zu Koto Yabido?«
»Übermorgen. Morgen muß ich der Delegation unsere Versuchsanstalt zeigen, übermorgen übernimmt mein Assistent die Gruppe und besichtigt mit ihr den Hafen.«
»Und Sie sind sicher, daß der ›Herrscher‹ mich akzeptiert?« fragte Heßbach, immer noch zweifelnd.
»Ganz sicher. Ohne mich wäre sein Reich dürres Buschland und sein Stamm ärmer als eine
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