Öl-Connection
Wüstenmaus.« Dr. Frisenius hob prostend sein volles Bierglas. »Ich glaube, Sie werden sich wohl fühlen, Herr Heßbach. Auf Ihr neues Zuhause!«
Sie stießen miteinander an, und Heßbach dachte wieder, er ist ein fabelhafter Kerl! Solche Freunde sind selten!
Armand landete in Lomé und winkte vor dem Flughafengebäude ein Taxi heran. Der Fahrer musterte den eleganten Weißen, stieg aus und riß die Hintertür auf.
»Willkommen in Togo, Monsieur!« rief er enthusiastisch. Da man in Togo Französisch spricht, fühlte sich Armand sofort heimisch und winkte ab, als der Taxifahrer nach seinem Koffer griff.
»Wieviel?« fragte Armand knapp.
»Wohin?« kam ebenso knapp die Gegenfrage.
»In die Stadt. Hôtel Sarakawa.« Das hatte ihm die Stewardeß empfohlen – sie wohnte für zwei Tage auch dort.
Der Taxifahrer nickte. »Dollar, Francs oder englische Pfund?«
»Dollar.«
»Dreißig Dollar, Monsieur.«
»Ich will in die Stadt fahren, aber nicht das Auto kaufen! Wieviel?«
Der Fahrer seufzte leise. Immer das gleiche. Kommen hierher, die Taschen voller Geld, wohnen in einem der besten Hotels, saufen Champagner, lassen sich von den Huren ausnehmen, werden von den Antiquitätenhändlern nach allen Regeln der Kaufmannskunst beschissen, aber bei uns armen Taxifahrern handeln sie.
»Sie sind ein so guter Mensch, Monsieur«, sagte der Fahrer. »Nur für Sie – fünfundzwanzig Dollar.«
»Ich bin kein guter Mensch, ich bin ein Menschenfresser!« Armand blickte in den Wagen und zeigte dann hinein. »Du hast ja eine Taxiuhr. Danach fahren wir.«
»Uhr kaputt.«
»Natürlich, wie könnte es anders sein. Nenn mir einen vernünftigen Preis, oder ich rufe die Gendarmerie!«
Die hilft dir auch nicht, dachte der Fahrer und grinste breit. Sein schwarzes Gesicht glänzte wie mit Schuhwichse eingerieben. Du bist hier nicht in Paris, sondern in Lomé. Wegen einer Preisverhandlung bewegt sich hier kein Polizist von der Stelle. Du würdest ihn damit sogar beleidigen.
»Bei Gott und seinen Engeln«, sagte er. »Monsieur, ich habe sechs Kinder zu ernähren!«
Sie einigten sich schließlich auf zehn Dollar, und Armand fuhr zum Hôtel Sarakawa. Er war sicher, daß auch zehn Dollar zu viel waren, aber der Flug hatte ihn ermüdet, er sehnte sich nach einer Dusche, nach einem kühlen Drink und der glatten Haut der Stewardeß. Das Sarakawa lag in einem eigenen großen Park direkt am Strand, und als Armand die weite Halle betrat, zog eine Gruppe junger amerikanischer Girls in knappen Shorts und mit wippenden Busen an ihm vorbei. Die Welt ist schön, dachte Armand romantisch, gab dem Taxifahrer, der den Koffer zur Rezeption getragen hatte, sogar elf Dollar. Armand mietete eine Suite mit Meerblick, eigener Bar, einem Marmorbad, so groß wie ein normales Wohnzimmer, einem Balkon, einem Schlafzimmer mit zwei Grandlits, auf denen man sich in heißer Umarmung mehrmals wälzen konnte. Ein Zimmermädchen, ein ganz entzückendes Ding mit hellbrauner Haut, zeigte ihm die Suite und himmelte ihn, den so schönen, eleganten Herrn, an.
»Du kommst auch noch dran!« sagte Armand auf englisch. »Nur nicht drängeln.«
Die Kleine machte eine Art Knicks und trippelte aus der Suite.
»Ich beginne Lomé zu lieben!« sagte Armand, während er sich in dem großen Kristallspiegel betrachtete. »Gérard, geliebter Sünder, was wäre die Welt ohne schöne Frauen?«
Es klingelte an der Tür. Man brachte einen großen Früchtekorb, eine Flasche Champagner und einen kleinen Eimer mit Eis. Diesmal war es ein Kellner. Er bestaunte Armand wie eine gelungene Skulptur, signalisierte mit den Augen Interesse und ging mit wiegenden Schritten hinaus.
Der vollkommene Service, für jeden etwas.
Er zog sich aus, duschte, hüllte sich in den hoteleigenen, weißen Bademantel – im Ritz in Paris sind sie blaßrosa, dachte er –, setzte sich auf den großen Balkon, und sah dem Ballspiel der amerikanischen Girls im Garten zu. Nur eine Frage beschäftigte ihn noch: Wo bekomme ich hier ein Gewehr? Sein Schnellfeuergewehr hatte er mit einem Verlust von hundert Mark dem Händler zurückverkauft. Auch mit nur einem Schuß galt es als ›gebraucht‹.
Am Abend kam nach einem kurzen Telefonat die Stewardeß auf die Suite. Sie sah hinreißend aus in ihrem kurzen und engen Kleid, trank fast eine ganze Flasche Champagner und war so erregend wie das Getränk. Als sie leicht schwankend das Kleid über den Kopf streifte, sah Armand, daß sie kein Höschen trug und naturblond war.
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