Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
unter dem dünnen Laken erkannte er einen schlanken, wohlgeformten Körper.
    »Was wollen Sie, Käpt'n?« fragte McCracker. Er blieb auf dem Bett sitzen und strich sich die schweißnassen Haare aus der breiten Stirn. »Haben Sie kein Verständnis dafür, daß ich nach fünf Wochen ohne Frauen wenigstens vierundzwanzig Stunden mit meinem Mädchen zusammen sein will? Jedem anderen, der mich dabei stört, hätte ich den Hals umgedreht.«
    »Nur eine Frage, McCracker … kommen Sie mit auf die Maringo?«
    »Zum Teufel – ja! War das alles?«
    »Nein.«
    »Was denn noch?«
    »Heute abend gehen wir an Bord. Nur wir zwei.«
    »Die Crew kommt erst morgen Mittag …«
    »Du gehörst nicht zur Crew.«
    »Was bin ich denn dann?«
    »Mann ›Zur besonderen Verwendung‹! Ich weiß, das hast du noch nie gehört, aber du wirst noch Gelegenheit bekommen, das zu begreifen. Ich erwarte dich um 20 Uhr im Hafen. An Pier drei. Alles klar, James?«
    »Nein, Sir.«
    »Was fehlt noch?«
    »Die Heuer.«
    »Ist bereits geregelt. Du bekommst die Heuer eines Vierten Offiziers.«
    »Den gibt's doch gar nicht.«
    »Eben. Du bist der erste.«
    »Gibt's einen Vorschuß?«
    »Natürlich. Wieviel?«
    »Sind hundert Dollar drin?«
    »Mal sehen.« Heßbach zog sein Portemonnaie heraus. »Es geht gerade noch.« Er holte fünf Zwanzigdollarscheine heraus und reichte sie James. »Aber nicht versaufen! Ich will dich um 20 Uhr nüchtern sehen!«
    »Die Hundert werden nicht versoffen, Sir.« McCracker beugte sich zu Sambula, zog das Laken zurück und küßte schmatzend ihre spitzen Brüste. »Aufstehen, Äffchen«, sagte er mit einer Zärtlichkeit, die niemand diesem Muskelpaket zugetraut hätte. »Jetzt kaufe ich die Kette, die du immer haben wolltest.«
    Sambula stieß einen kurzen spitzen Schrei aus und warf die Arme um James Nacken.
    »Verschwinden Sie, Sir!« knurrte McCracker. »20 Uhr am Hafen. Okay! Los … gehen Sie schon!« Er zog seinen Slip herunter, und Heßbach verließ schnell das Zimmer.
    In der Bar war noch kein Betrieb, auch der Weißenhasser war nicht zu sehen. Heßbach atmete hastig durch und ging, nein, er rannte auf die Straße.
    Pünktlich um 20 Uhr stampfte McCracker über Pier drei. Er hatte seinen dicken Seesack geschultert und pfiff vor sich hin. Heßbach saß auf einer Bank an der Anlegestelle für Hafenrundfahrten, am Bootssteg schaukelte ein Kahn mit Außenbordmotor, den er für die Fahrt auf Reede gemietet hatte. Seine Koffer standen neben ihm, eine dicke Aktentasche, in der er Schecks und Bargeld für die Fahrt nach Rotterdam verschlossen hatte, ließ er allerdings nicht aus der Hand. Der Kassenchef der ISC hatte ihm das Päckchen überreicht und dabei gesagt: »Für alle Fälle! Aber die treten nie ein. Sie fahren ja durch bis Rotterdam.«
    »Gratuliere, James.« Heßbach erhob sich. »Pünktlich.«
    »Ein unpünktlicher Seemann hat keinen Charakter, Sir.« McCracker wischte sich über das breite Gesicht. »Ich soll Sie von Sambula grüßen. Ich habe ihr die Halskette gekauft. Sie ist ganz verrückt geworden und tanzte eine Stunde vor dem Spiegel rum. Nichts am Körper, nur die Kette. Ich kann Ihnen sagen, das war ein Abschied! Als wenn 'ne Granate im Bett explodiert. Einen himmlischen Hintern hat sie.«
    Sie gingen zu dem wartenden Boot. Der Bootsverleiher ließ den Außenbordmotor an. In das Knattern hinein schrie er:
    »Ich wiederhole, Sir: Auf Ihre Verantwortung! Wenn die Tanker beladen werden, hat kein Fremder dort was zu suchen! Anordnung der Ölgesellschaft.«
    »Fahr los, du Pisser!« McCracker erhob sich von seinem Sitz. »Oder soll ich rüberkommen?«
    Der Bootsverleiher zuckte mit den Schultern, löste die Leinen von einem eisernen Poller und ließ den Kahn durch das brackige Hafenwasser schießen. Wenig später tauchte die Maringo vor ihnen auf, umgeben von drei schwimmenden Stahlinseln, von denen die Pumpen das Öl in die riesigen Tanks des Schiffs drückten. Im Meer schwimmende dicke Kunststoffleitungen verbanden die Pumpinseln mit den großen, runden, im fahlen Nachtlicht silbern schimmernden Lagertanks an Land. Eine Barkasse schaukelte unter der ausgelegten Fallreep.
    Heßbach zeigte auf die Barkasse, die die Treppe blockierte. Der Bootsführer sah ihn ungläubig an. »Sie wollen auf den Tanker?«
    »Ja. Legen Sie an der Barkasse an.«
    »Ich warne Sie, Sir. Die Jungs da oben werfen Sie ohne viel Reden ins Wasser. Die dulden keine Besuche, schon gar nicht unangemeldete.«
    »Ich bin kein Besuch.« Heßbach

Weitere Kostenlose Bücher